Goch Karten sollen Skimming stoppen
Goch · Das Ausspähen von Daten ist zu einer beliebten Betrugsmasche geworden. In Goch gab es in den vergangenen Wochen 34 Fälle, auch Nachbarstädte sind betroffen. Am Freitag veröffentlichte die Polizei Fahndungsfotos.
Bankräuber sind erfindungsreich. Warum ein Überfall, wenn man viel leichter ans Geld der Leute kommt? Die Tat findet nicht im Schalterraum, sondern am Geldautomaten statt. Unsichtbar, geräuschlos, gewaltlos. Skimming heißt die Methode, die dazu führt, dass Bankkunden plötzlich und scheinbar unerklärlich das Girokonto geplündert wird. "Wir haben in Goch in letzter Zeit 34 Fälle von Skimming festgestellt", sagt Manuela Schmickler, Polizei-Pressesprecherin im Kreis Kleve. Abgehoben werden die ergaunerten Beträge meist an Geldautomaten außerhalb der EU. Da reichen der Magnetstreifen und die richtige PIN. Dass die Karte gefälscht ist, fällt zunächst nicht auf.
Skimming, so die Beamtin, sei seit zehn Jahren eine immer beliebter werdende Methode. 2010 habe es 1200 Fälle in Nordrhein-Westfalen gegeben. "Danach ist die Zahl allerdings drastisch zurückgegangen. 2011 waren es landesweit nur noch 291", so Manuela Schmickler. Das habe an umfangreichen Maßnahmen-Paket der Kartenindustrie und der Kreditwirtschaft gelegen.
So funktioniert Skimming: Die Täter überkleben den Kartenschlitz eines Geldautomaten mit einer Plastikattrappe, in der ein winziges Lesegerät für Magnetstreifen untergebracht ist. Die Pin-Eingabe filmt eine versteckte Mini-Kamera. So kann man die Karten kopieren — und hat auch gleich die PIN.
Auch Automaten der Volksbank waren betroffen. "In solchen Fällen informieren wir unsere Kunden sofort", sagt Christian Hälker, Pressesprecher der Volksbank an der Niers. Den Kunden entstehe aber kein Schaden. Und: "Die Skimming-Problematik wird sich bald nicht mehr stellen. Denn die neue Generation unserer Bank-Karten wird mit einem besonderen Chip ausgestattet", sagt Hälker. Der soll Missbrauch verhindern.
Bereits vor mehr als einem Jahr wurden alle Automaten der Voba Niers "aufgerüstet", sprich, sie arbeiten seitdem mit dem Chip auf der Vorderseite der Karte und nicht mehr mit dem Magnetstreifen auf der Rückseite. Die EC-Karten der Volksbank-Kunden würden sukzessive ausgetauscht. Bis Herbst kommenden Jahren sollten alle Kunden mit neuen Karten ausgestattet seien, die dann eine V-Pay-Funktion hätten, sagt Hälker. Bis dahin rät der Pressesprecher: "Während der Pin-Eingabe das Tastaturfeld mit der anderen Hand zudecken und — ganz wichtig: grundsätzlich auf Unregelmäßigkeiten am Geldautomaten achten."
Und: Seit Freitag gibt es öffentliche Bilder der Täter. Die Polizei erhielt die Freigabe der Staatsanwaltschaft, sie zu veröffentlichen. Manuela Schmickler: "Wir gehen fest davon aus, dass Zeugen die Täter gesehen haben" bei ihrer "öffentlichen Arbeit". Hinweise: Telefon 02823 1080.