Niederrhein Kaiser-Fieber am Niederrhein

Niederrhein · "Vive l'Empereur – Es lebe der Kaiser!", hieß es vor 200 Jahren am Niederrhein. Napoleon reiste über Kleve nach Wesel, um die Festung zu inspizieren, und weiter nach Düsseldorf. Das Preußen-Museum ruft das in Erinnerung.

"Vive l'Empereur — Es lebe der Kaiser!", hieß es vor 200 Jahren am Niederrhein. Napoleon reiste über Kleve nach Wesel, um die Festung zu inspizieren, und weiter nach Düsseldorf. Das Preußen-Museum ruft das in Erinnerung.

Man stelle sich vor, US-Präsident Barack Obama würde die Weseler Schill-Kaserne besuchen: Der Sicherheitsaufwand wäre unbeschreiblich. Vielleicht auch der Jubel ? Vor genau 200 Jahren gab es den am Niederrhein für eine vergleichbare Größe. Napoleon war damals der mächtigste Mann der Welt und auf dem Weg in "seine" Festung Wesel.

"Vive l'Empereur — Es lebe der Kaiser!" schallte es dem Korsen entgegen. Allerdings nicht ganz freiwillig. Es gab 1811 bereits Anzeichen für Krisen im Hoheitsgebiet des Kaisers. Das Preußen-Museum Wesel ruft das Ereignis des Besuchs und seine Begleitumstände mit einem Napoleon-Tag und Sonderveranstaltungen am Dienstag, 1. November, in Erinnerung.

Inszenierter Gnadenakt

Seit 1808 gehörte Wesel zu Frankreich. Seine Festung war die größte und wichtigste im nördlichen Machtbereich Napoleons. Nach einer Übernachtung in Nimwegen reiste er am 31. Oktober 1811 über Kleve nach Büderich und überquerte am späten Abend die Pontonbrücke über den Rhein nach Wesel.

Er blieb zwei Tage, inszenierte bewusst einen öffentlichkeitswirksamen Gnadenakt: Napoleon ließ 50 Kriegsgefangene frei — Franzosen, die als "Verräter" in englischen Diensten gestanden hatten. Und er setzte Johann Zaremba frei, den zwölften Schillschen Offizier, der 1809 nicht mitexekutiert worden war.

Dennoch muss Wesel seine liebe Müh' mit dem Imperator gehabt haben, denn Bürgermeister Johann Westermann brachte kaum die nötigen Honoratioren für eine Ehren-Garde zusammen. Immerhin wurde auf Westermanns Bitte später eine Artilleriekaserne am Berliner Tor gebaut, was die unter privater Einquartierung leidende Bevölkerung entlastete. Am 2. Oktober reiste Napoleon über Dinslaken weiter nach Düsseldorf.

Führungen und Kinderprogramm

Das Preußen-Museum (ab 11 Uhr geöffnet) zeichnet das Ereignis und seine Rahmenbedingungen am Dienstag mit zwei speziellen Führungen durch die Dauerausstellung (12 Uhr) und durch den Außenbereich der Zitadelle (15.30 Uhr) nach.

Davor, dabei und danach kommen Gäste immer wieder mit "Zeitzeugen" in Kontakt, die in originalgetreuen historischen Kostümen Auskunft geben über ihre Person, ihre Kleidung und über das Leben in Wesel vor 200 Jahren. Es sind Mitglieder der von Preußen-Wochenenden her bekannten Living-History-Gruppe Facing the Past.

Als ideal bezeichneten Direktor Dr. Veit Veltzke und Helmut Langhoff vom Museum gestern das Programm für Familien. Wenn die Großen auf der Führung unterwegs sind, können die Kleinen sich ab 12 Uhr den Kaiser selbst zurechtkneten, sich mit zeitgenössischen Kostümen verkleiden und an der Sonderführung "Der Kaiser Napoleon in Wesel" teilnehmen.

Zum Abschluss hält Dr. Veltzke ab 18 Uhr den Bildvortrag "Napoleon in Wesel — 1811. Zur Inszenierung eines Kaiserbesuches zwischen imperialer und lokaler Interessenpolitik", der nicht zu akademisch werden soll.

(RP/jul)
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