Goch In Neu-See-Land soll ein großes Seniorenzentrum entstehen

Goch · Altenheimplätze, Seniorenwohnungen und Tagespflege: Könnten sie bestehende Einrichtungen in Schwierigkeiten bringen?

Im dritten Bauabschnitt des neuen Gocher Wohngebietes Neu-See-Land ist offenbar geplant, ein großes Seniorenzentrum zu errichten. Dem Vernehmen nach will ein auswärtiger Investor einen Komplex mit etwa 60 seniorengerechten Wohnungen, 80 Heimplätzen und 15 Tagespflege-Plätzen errichten. Die Stadt Goch gibt dazu mit Verweis auf nicht-öffentliche Grundstücksgeschäfte keine Informationen heraus. Interessierte Kreise sind aber sicher, dass die Planung schon weit gediehen ist.

Und sie kommt zumindest bei den Betreibern der hiesigen Altenheime nicht gut an. Schon vor Wochen haben nach RP-Informationen die Bruderschaft zu Unserer Lieben Frau, das Hildegardis-Haus des Karl-Leisner-Klinikverbunds, das private Pflegeheim Am Heiligenweg sowie das Kurzzeitpflegeheim Am Sägewerk ein gemeinsames Schreiben an den Bürgermeister der Stadt geschickt, in dem sie ihre Bedenken darlegen. Die bestehen insbesondere darin, ein Überangebot an Heimplätzen zu schaffen, das zu einem Verdrängungswettbewerb führen könnte. Denn Wartelisten so wie früher gebe es kaum mehr. Fachleute sagen, die Pflegereform mit den neuen Pflegegraden habe dazu geführt, dass noch mehr alte Menschen als bisher zuhause versorgt werden und eben nicht oder erst sehr spät ins Heim kommen.

"Was hingegen nach wie vor fehlt, sind Kurzzeitpflegeplätze und auch Tagespflegeplätze", sagt Wolfgang Pitz, der mit seiner Senioren-Union viele Einrichtungen besucht und mit den Leitungen gesprochen hat. Er hält zudem die Örtlichkeit für nicht optimal: Auch, wenn in fußläufiger Nachbarschaft demnächst ein Aldi-Markt vorhanden sein wird: Die eigentliche Innenstadt ist ein ordentliches Stück entfernt. Dafür ist natürlich das Neubaugebiet mit dem See recht attraktiv.

Norbert Killewald, Geschäftsführer der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW, kennt sich mit den Themen rund um Alter und Behinderung bestens aus. Er glaubt, dass durchaus noch Bedarf auch an vollstationären Plätzen bestehe. In anderen Regionen noch weit stärker, aber durchaus auch im Kreis Kleve. Und das frühere Argument, die Kommunen blieben auf den Sozialhilfekosten der auswärtigen Heimbewohner sitzen (kaum jemand kann den Platz komplett aus eigener Tasche zahlen), ziehe nicht mehr: "Zuständig ist seit Jahren die Kommune, in der der Betreffende in den letzten Jahren seinen ersten Wohnsitz hatte." Gesellschaftspolitisch ungünstig sei allerdings, dass Altenheime ohnehin knappes Pflegepersonal binden, das dann für die ambulante Pflege nicht mehr zur Verfügung stehe.

(RP)
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