Goch In Goch blüht das Geschäft

Goch · Von 90 auf 117 in vier Jahren: Die sogenannte Zentralitätskennziffer beweist, dass immer mehr Kunden von auswärts in Gocher Geschäften einkaufen – und die Einheimischen weniger Geld in der Nachbarschaft ausgeben als früher.

 Als Einkaufsstadt hat Goch (hier die Voßstraße) an Beliebtheit noch deutlich zugelegt.

Als Einkaufsstadt hat Goch (hier die Voßstraße) an Beliebtheit noch deutlich zugelegt.

Foto: Gottfried Evers

Von 90 auf 117 in vier Jahren: Die sogenannte Zentralitätskennziffer beweist, dass immer mehr Kunden von auswärts in Gocher Geschäften einkaufen — und die Einheimischen weniger Geld in der Nachbarschaft ausgeben als früher.

Goch wächst weiter — auch als Einkaufsstadt. Gegen den Trend. Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Nürnberg bescheinigte ihr im vierten Jahr in Folge eine positive Entwicklung bei der Kaufkraft. Nicht nur die Gocher selbst kaufen regelmäßig und viel in ihrer Heimatstadt ein — es kommt, nach etlichen "mageren Jahren", wieder mehr Kundschaft von außen, aus der Region, auch aus den Niederlanden deutlich verstärkt.

Etwa fünf Jahre ist es her, da lag die sogenannte Zentralitätskennziffer deutlich unter 100. Das bedeutet zum einen: Die Bürger der Stadt geben viel Geld im Umland aus, und es kommen kaum Kunden aus der Nachbarschaft in die Stadt. Alles unter 100 bedeutet Kaufkraft-Abfluss. Innerhalb von vier Jahren gab es in Goch nun eine rasante Steigerung von etwa 90 auf 117. 2010 lag der Wert bei 110. Eine satte Steigerung also.

Die Ursachen dafür? "Mehrere", sagt Gochs Wirtschaftsförderer Rüdiger Wenzel im RP-Gespräch. "Zum einen ist es der Wohlfühlfaktor der Innenstadt. Die ist im Gleichgewicht, das Angebot verhilft den Menschen dazu, sich weiter wohl zu fühlen." Natürlich gebe es Kundenwünsche, für die es (noch) nichts Geeignetes gibt. Wenzel: "Beispielsweise eine Boutique mit ganz hochwertigem Kleidungsangebot, ein hochwertiges Café, ein Fachgeschäft mit einem pfiffigen und breiten Angebot an Taschen und anderen Lederwaren."

Gehören Ein-Euro-Läden in eine City? "Wenn der Mix insgesamt stimmt, und wenn diese Läden ihre Kundschaft haben, ganz sicher auch", meint Wenzel. Es gehöre, zumindest in Goch, zudem ein Lebensmitteldiscounter wie Netto in eine Innenstadt, so der Wirtschaftsförderer. Wenzel hatte sich seinerzeit über mehrere Monate dafür eingesetzt, dass Netto, damals noch Plus, in der City blieb.

Außerdem: "Das Verhältnis von Gastronomie, Einzelhandel und Dienstleistern in der City stimmt", unterstreicht der Wirtschaftsförderer. "Wir hatten mal eine hohe Leerstandsquote in der Innenstadt. Damals haben wir viele Gespräche geführt, Hauseigentümer und Unternehmer ermutigt, mit ihren Dienstleistungsbereichen zumindest in B-Lagen zu gehen." Und das funktionierte, offenkundig. "Und warum sollten Reisebüros nicht in einer Fußgängerzone angesiedelt sein? Was spricht dagegen?", fragt Wenzel. Und gibt die Antwort. "Nichts, bei uns jedenfalls nichts."

Kundenwünsche besser erkennen, im besten Falle Kundenströme beeinflussen: Da sei die — funktionierende — Zusammenarbeit mit dem Werbering als der gemeinsamen Kaufmanns-Vertretung in Goch wichtig, erläutert Wenzel. Und beim besseren Blick über die Grenze halfen, über drei Jahre hinweg, Praktikantinnen aus dem Nachbarland. "Die holländische Kundschaft schaut sehr kritisch auf den Preis, aber sie achtet auch auf eine gute Atmosphäre in der Stadt", so Wenzel.

Ein Vergleich sprach Bände: Ein bestimmter, "typischer" Warenkorb, identisch gefüllt in einer deutschen und einer niederländischen Drogeriemarkt-Kette. In Deutschland kostete besagter Warenkorb statt 50 nur 35 Euro.

(RP/rl)
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