Geschichte und Brauchtum Bockwindmühle wird Ort der Begegung

UEDEM · Vor 700 Jahren wurde die Hohe Mühle Uedem auf dem Katzenberg errichtet. Die zunächst hölzerne Bockwindmühle wurde später in Stein ausgebaut, im Krieg stark beschädigt und 1989 wiederaufgebaut. Feierstunde mit vielen Gästen.

 Bürgermeister Rainer Weber bei seiner Ansprache vor der Bürgerschaft und vielen Gästen. Die Hohe Mühle Uedem ist 700 Jahre alt und dient heute als Kultur- und Begegnungszentrum. Bald soll es zu ihren Füßen Spiel- und Sportgeräte für junge und ältere Menschen geben.

Bürgermeister Rainer Weber bei seiner Ansprache vor der Bürgerschaft und vielen Gästen. Die Hohe Mühle Uedem ist 700 Jahre alt und dient heute als Kultur- und Begegnungszentrum. Bald soll es zu ihren Füßen Spiel- und Sportgeräte für junge und ältere Menschen geben.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Gegen eventuelle Schauer, mit denen in diesen Tagen immer zu rechnen ist, sind die Gäste geschützt: Ein riesiger Fallschirm spannt sich über den Platz vor der Hohen Mühle. Hunderte Zuhörerkönnen auf Stühlen und Bänken untergebracht werden. Auch die Musiker des Jugendorchesters Uedem sitzen im Trockenen, wenn es auch für alle kühl ist. Die „Geburtstagsfeier“ zum 700. der Mühle ist gut besucht, schließlich ist das historische Bauwerk eine Begegnungsstätte - im Alltag ebenso wie am Festtag.

„Ich bin nervös, aber freue mich“, sagte Michael Lehmann, der Vorsitzende des Heimat- und Verkehrsvereins, der Rheinischen Post vor Beginn der Feierstunde. Für Nervosität gab es keinen Grund, denn sowohl Lehmann, als auch seine Mitstreiter sind „alte Hasen“ und können sich darauf verlassen, dass die Uedemer und ihre Freunde dem Ereignis großes Interesse entgegenbringen. Eine 700 Jahre alte Mühle im eigenen Ort, die älteste kreisweit, wenn auch nicht die größte - da ist jeder Uedemer ein wenig stolz drauf. Zumal die Älteren noch wissen, aus welchem Zustand das Bauwerk vor 30 Jahren aufgeweckt wurde. In den 80-er Jahren gab es erhebliche Städtebau-Fördermittel für das Projekt, außerdem großzügige Spenden, so dass der Eigenanteil der Gemeinde überschaubar blieb, erinnerte Bürgermeister Rainer Weber, der zum Festakt sogar die Amtskette trug. Am 6. Mai 1989 war die Hohe Mühle als Kultur- und Begegnungszentrum für die Uedemer eingeweiht worden. Sie wurde seitdem ein wichtiger Teil der Ortsgemeinschaft.

Allen Mitbürgern, die sich im Heimatverein und in vielen anderen Gruppierungen ehrenamtlich um Brauchtum und Geselligkeit kümmern, dankte der Bürgermeister. Und er ließ sich auch gerne für einen „Werbeblock“ einspannen: Sowohl das Buch über 700 Jahre Uedemer Mühlengeschichte (geschrieben von Guido Cladder und Astrid Henkel in der Reihe der Uedemer Studien) empfahl er Interessierten, als auch riet er zum Erwerb einer Erinnerungsmünze. Die gibt’s in Silber für 45 Euro und in 999er Feingold für 899 Euro. Die günstigere Variante kann gleich im Uedemer Rathaus erworben werden, die Goldprägung muss dort bestellt werden. Beide Münzen zeigen die Hohe Mühle in ihrem heutigen Zustand.

Dass die Uedemer Mühle so „hoch“ ist, liegt nicht zuletzt an ihrer Position auf dem Katzenberg. „Errichtet wurde sie im Jahr 1319 als hölzerne Bockwindmühle, im 16. Jahrhundert wurde daraus eine imposante steinerne Mühle“, berichtete Weber, der zum Beweis auf eine Darstellung des Kartographen `s-Grootens aus dem benachbarten Sonsbeck verwies. Im Mittelalter gab es im Gemeindegebiet mehrerer weitere Mühlen, etwa in Steinbergen und Keppeln. Die „Hohe Mühe“, in der Getreide zu Mehl, Gries und Schrot vermahlen wurde, nahm aber immer eine besondere Stelle ein.

 Vor 30 Jahren wiederaufgebaut und jetzt ein Vorzeigebauwerk.

Vor 30 Jahren wiederaufgebaut und jetzt ein Vorzeigebauwerk.

Foto: Anja Settnik

Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs hatte es einige Jahrzehnte gedauert, bis der Plan für die Sanierung fertig war und das Geld bereit stand. Heute ist die Mühle sowohl für Ausstellungen und Veranstaltungen, als auch fürs sonntägliche Kaffeetrinken sehr beliebt. Der Fachvortrag von Dr. Ralf Kreiner vom Mühlenverband würdigte die Bedeutung der frühen Mühlen im Rheinland im allgemeinen.

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