Viller Mühle in Goch Heimat zwischen XOX und Rama

Hommersum · Am kommenden Sonntag führt Heinz Bömler um 11.30 und um 15 Uhr durch seine Sammlung und bringt den Besuchern dabei ihre Heimat näher.

 Heinz Bömler (rechts) und sein Sohn, der den gleichen Namen trägt, inmitten des übernommenen Wisseler Dorfladens. Fette, Genussmittel, Seife und Vieles mehr erinnern vor allem Ältere an frühere Zeiten. In der Viller Mühle wird die Vergangenheit lebendig.

Heinz Bömler (rechts) und sein Sohn, der den gleichen Namen trägt, inmitten des übernommenen Wisseler Dorfladens. Fette, Genussmittel, Seife und Vieles mehr erinnern vor allem Ältere an frühere Zeiten. In der Viller Mühle wird die Vergangenheit lebendig.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Je älter man wird, um so mehr Bedeutung hat ein Begriff wie „Heimat“. Und ob das Leben gelingt, hat ganz viel damit zu tun, wie man seine Heimat in der Kindheit und Jugend erlebt hat, glaubt Heinz Bömler. Der Mann, der als „verrückter Puppenspieler“ am Niederrhein sehr bekannt ist, lebt seit Jahrzehnten von und mit dem, was seine Mitbürger beim älter werden begleitet hat. Als Mittsiebziger kann er sich selbst lange zurück erinnern. Und hat zum Beispiel Freude an einer kleinen Trillerpfeife, die es vor 50 und mehr Jahren als Dreingabe beim Schuhkauf in Kleve gab. Oder an einer zerrissenen Papiertüte, die einst XOX-Kekse enthielt. Am Sonntag, 17. März, lädt er alle Leute, die Freude an der Vergangenheit haben, zu sich in die Viller Mühle nach Hommersum ein. Wobei „einladen“ nicht ganz wörtlich zu nehmen ist: Ein paar Euro sollten die Besucher schon „opfern“.

„In Deutschland sollen Kunst und Kultur möglichst nichts kosten“, stellt der Sammler und Puppenspieler fest. Während jedoch namhafte Museen und andere Einrichtungen öffentlich zum Teil großzügig unterstützt würden, bekomme er keinen Cent. Deshalb müssten die Besucher schon akzeptieren, dass er 7,50 Euro für die Führung durch seine zauberhafte Welt nehme. „Mit Kaffee und Kuchen nehme ich zwölf Euro“, stellt er klar. Dafür gibt’s ganz viel zu gucken und bestimmt im nachhinein noch mehr zu erzählen.

 Erinnerungsstücke auch aus dunklen Zeiten.

Erinnerungsstücke auch aus dunklen Zeiten.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

„Wer gerne rückwärts guckt, hat meist auch später ein schönes Leben“, sagt Bömler, der das zum Beispiel für sich selbst in Anspruch nimmt. Mehr und mehr wird Heinz junior in das Lebenswerk des Vaters einbezogen, aber der kennt naturgemäß nicht ganz so viel aus eigenem Erleben wie der Senior. Zum Beispiel den Kaffee aus Goch, Kleve oder Emmerich, die Kekse, Fette und Knabbereien, deren Markennamen zum Teil noch heute bekannt sind. Die Heimatgeschichte ist ohne XOX, Rama, Pittjes und Elefanten nicht zu denken. Aber es gibt noch so viele Firmen und Artikel mehr, die hierzulande heimisch sind.

Die Einrichtung des Wisseler Dorfladens samt Blechdosen und Pappschachteln ist zu besichtigen, das Werbeschild der verruchten „Rio-Bar“, von der Bömler hunderte Sreichholzbriefchen besitzt, die er gerne, um jemanden zu kompromittieren (behauptet er), in jemandes Jackentasche schmuggelt. Sehr beliebt ist auch die große Spielzeugsammlung, die im Sommer auch mal wieder benutzt werden darf: Wunderbar klapprige Kleinkinder-Fahrzeuge fordern den heutigen Nachwuchs ganz schön. Da ist selber treten angesagt!

Wer „linker“ als die SPD ist (oder einfach ein politisch interessierter Gocher) freut sich bestimmt über das Wahlplakat von Gerd Horseling, der 1932 für die KPD in den Reichstag kam. Wer weiß noch, dass einst eine Straßenbahn von Kleve nach Kranenburg fuhr? Bei Bömler kann man’s erfahren. Vielleicht fordert der Witzbold auch auf, zwecks „Biber-Watching“ mit ihm in das weitläufige Gelände hinter der Mühle zu spazieren. Dort könne man sehen, wie die Nagetiere jede Menge Bäume am Niersufer gefällt haben. „Ich habe ihnen auch ein paar Stämme hingelegt, damit sie mir daraus Kaminholz machen. Tun sie aber nicht“, bedauert Bömler. Ihm zuzuhören macht nach wie vor Spaß.

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