Hartmut Heinen Am liebsten bliebe er weiter Polizist

GOCH · Hartmut Heinen ist, was man landläufig einen „Dorfsheriff“ nennt. Gerade ist er 62 Jahre alt geworden und nach Ansicht seines Dienstherrn reif für die Pension. Also nahm der Bezirksbeamte jetzt Abschied von vielen Wegegleitern.

 Hartmut Heinen hat am morgigen Kirmessonntag seinen letzten Dienst-Tag.

Hartmut Heinen hat am morgigen Kirmessonntag seinen letzten Dienst-Tag.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Nach 46 Dienstjahren ist Schluss, auch wenn Hartmut Heinen eigentlich ganz gerne noch weitermachen würde. Der 62-Jährige macht seit 35 Jahren Dienst in Goch – nach so langer Zeit kennt er naturgemäß unzählige Menschen. Und zwar nicht nur solche, mit denen er schon mal streng sein muss, sondern vor allem all jene, mit denen sich so nett plaudern lässt. Trotz Uniform und Dienstwaffe – Heinen war und ist für die meisten Gocher vor allem Mitbürger. Und das bleibt er auch als Pensionär, dann eben in Zivil.

Der Kirmessonntag wird sein letzter Dienst-Tag. Den nutze er ebenso wie den Wochenmarkt-Freitag davor, um sich von zahlreichen Händlern und jedem, den er sonst so traf, zu verabschieden. Immer verbunden mit dem Satz „Man sieht sich“, denn auf dem heimischen Sofa wird der junggebliebene Ruheständler kaum allzu häufig anzutreffen sein. Sich an der frischen Luft zu bewegen wird für den sportlichen Heinen auch außerhalb des Dienstplans eine Selbstverständlichkeit sein. Nicht zuletzt dank Hund und vollem Wander-Kalender.

„Ich mache die Stelle frei für einen Kollegen, der raus aus dem Schichtdienst will“, sagt der Pfalzdorfer, um sich selbst davon zu überzeugen, dass es richtig ist, aufzuhören. Denn Bezirksbeamter zu sein ist für viele Polizisten nach anstrengenden Jahrzehnten im Wach- und Wechseldienst eine gute Perspektive. Heinen selbst kam in diese Position schon früh, weil eben gerade eine entsprechende Stelle zu besetzen war. „Nach der Ausbildung in Linnich und nach Jahren bei der Bereitschaftspolizei in Düsseldorf kam ich 1975 zur Autobahnpolizei, zuerst nach Mönchengladbach, dann nach Moers. Seit 1983 bin ich in Goch“, erzählt er. Dass er am Niederrhein verwurzelt ist und sich auch in den Dörfern gut auskennt, habe damals wohl den Ausschlag gegeben.

Hartmut Heinen war immer mitten zwischen den Menschen. Als Trainer der Leichtathleten von Alemannia Pfalzdorf, beim Tennisclub Nierswalde, im Schäferhundeverein, dessen Vorsitzender er noch heute ist, in der Schulpflegschaft. Überhaupt spielten Schulen in seinem Leben immer eine große Rolle. Nicht nur, weil drei Kinder zu erziehen waren (und inzwischen fünf Enkel zur Familie gehören), sondern auch, weil Schulwegsicherung eine der wichtigsten Pflichten eines Bezirksbeamten ist. Früher passte er auf die Kinder in den kleineren Dörfern auf, in den vergangenen Jahren war er für die Grundschule Liebfrauen und die beiden Pfalzdorfer Schulen zuständig. Vor allem achten die Beamten darauf, dass Eltern nicht – Halteverbote missachtend – bis vors Schultor mit dem Auto fahren und zu Fuß gehende Kinder gefährden. „Da wird viel erklärt und ermahnt, aber wir verwarnen und kassieren auch schon mal.“

Nett sei immer, wenn die Kindergartenkinder zu Besuch auf die Wache kämen und das „Gefängnis“ (die Zellen) und die Polizeiautos sehen wollten. Ebenso gesellig: die Begleitung von Dorffesten wie Kirmes, Schützenfeste, Erntedankumzüge – zum Abschied bekam Heinen in Pfalzdorf noch den Erntedank-Orden. Im Karneval wird’s für die Beamten schon mal ungemütlicher, nicht immer angenehm ist es sicher auch, Rückkehrverbote nach Wohnungsverweisungen zu kontrollieren oder Haftbefehle zu vollstrecken. „Sehr viel Zeit verbringen wir auch damit, für Gerichte und Staatsanwaltschaft Aufenthaltsorte zu ermitteln“, berichtet der Beamte.

Zweimal in der Woche Training auf dem Hundeplatz und sehr viele Kilometer in den Bergen sorgen seit vielen Jahren für den wichtigen Ausgleich. Heinen ist Wanderführer der Klever Bergfreunde und leitet pro Jahr zwei oder drei Touren in den Alpen – das machen einige Kollegen von ihm übrigens auch. So hält man sich auch im Urlaub fit. Klar, dass der Pfalzdorfer dem Alpenverein und den Hunden treu bleibt, und ganz bestimmt wird er auch künftig auf den Gocher Straßen genügend Bekannte zum Plaudern finden.

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