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Goch Graefenthal im 14. Jahrhundert

Goch · Während des Osterwochenendes begaben sich zum vierten Mal Abertausende von Besuchern auf eine Zeitreise im Kloster Graefenthal. Der mittelalterliche Ostermarkt hatte eingeladen.

Ritterfest auf dem Gut Graefenthal
32 Bilder

Ritterfest auf dem Gut Graefenthal

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Die Holzscheite brennen, darüber ein Gestell, an dem ein Topf hängt. Aus ihm dampft es kräftig, es ist an der Zeit, umzurühren und zu kosten. Temperatur in Ordnung, was noch fehlt, ist offenbar ein wenig Salz. Und während die Köchin also nach-würzt, warten die anderen (Fami-lien-)Mitglieder des Heerlagers ge-meinsam am langgezogenen Holztisch. Er bildet das Zentrum des von Schilden umsäumten Areals.

Handarbeit und Nickerchen

Hier findet alles statt: die Handarbeit, die Nickerchen, die Gespräche, das gesamte mittelalterliche Leben im Kreis der geliebten Sippe. Unterdessen wachen die Lagerhunde mit einem geöffneten und einem dösenden Auge darüber, dass keiner unbefugten Zutritt in die angrenzenden Zeltgemächer erlangt. Denn es mag zwar keine Haustüre geben, doch geziemt es sich natürlich trotzdem, vor dem Näherkommen ergebenst um Erlaubnis zu bitten — die dann meist umso freundlicher gewährt wird. Schließlich war Höflichkeit trotz der teils rauen Sitten zur Gründungszeit Graefenthals keineswegs eine Tugend der Könige allein.

Sowohl von den Sitten und Gebräuchen als auch von der Offenheit und Fröhlichkeit der gewandeten Gäste, konnten sich am Wochende erneut die Besucher des mittelalterlichen Ostermarktes in Asperden machen. Das 14. Jahrhundert hatte geladen, die Moderne war gekommen. Bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen ließ es mehr als gut aushalten. Essen, Oberhausen, Iserlohn, Wermelskirchen, Freiburg, die Niederlande sowieso, aber auch Polen, Belgien und sogar Großbritannien waren als Nummernschilder auf den Parkplätzen vertreten und gaben so einen Eindruck davon ab, welchen Bekanntheitsgrad dieses Festival in der Szene inzwischen hat. Nach dem Durchschreiten des Torbogens dann wurde schnell klar warum: überall gab es etwas zu sehen (die Händler mit ihren Waren, die rund 100 Heerlager und nicht zuletzt das Reitturnier), zu erfahren (durch den Astronomen oder Märchenerzählerin Fabulix), zu hören (wie den Klang aufeinander prallender Schwerter beim Zweikampf oder die Melodien des trefflichen Spiels der Gruppe Fafnir) und zu erleben (beim Experimentieren mit Getränken wie dem Wikinger-Blut oder mittelalterlichen Speisen). Ein Osterausflug in längst vergangene Zeiten. Dafür sorgte auch der deutlich aufgewertete Tavernenbereich und die neu eingerichteten Sitzgelegenheiten auf der Wiese. Burgenmarketing und der auf Graefenthal ansässige Gastronom Spronk hatten ganze Arbeit geleistet.

Alle Ritter ohne Smartphone

Die Zeitreise gelang, Abertausende Besucher nahmen Teil an der Faszination Mittelalter. Und auch wenn hier und da für Fotos die Brillen abgenommen wurden — weil nicht zeitgemäß —, ein Ritter mit Smartphone wurde vergeblich gesucht. Entspannung pur.

(RP)
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