Goch Gommans schenkt Goch Geschichte

Goch · Seine Schenkung schließt eine Lücke im Stadtarchiv: Der Hommersumer Heimatforscher Franz Gommans schenkte der Stadt seine über Jahrzehnte zusammengetragenen Kirchenbücher aus drei Jahrhunderten – und damit einen Schatz.

 Umfassend: Franz Gommans präsentiert ein Lebens-Werk aus Jahrzehnten. Stadtarchivar Hansi Koepp (l.) freut sich über die Schenkung.

Umfassend: Franz Gommans präsentiert ein Lebens-Werk aus Jahrzehnten. Stadtarchivar Hansi Koepp (l.) freut sich über die Schenkung.

Foto: Gottfried Evers

86 Jahre ist er alt. Und seinen Humor, den hat behalten. Augenzwinkernd sagte Franz Gommans gestern: "Ja, das war harte Arbeit. Für einen Tagelohn." Und das sei noch übertrieben. Denn Franz Gommans, der unermüdliche, hartnäckige, im schönsten Sinne nach allen Seiten neugierige Heimatforscher, machte das alles ehrenamtlich. Das Resultat besteht aus zahlreichen Büchern, in den Franz Gommans Erforschtes ab- und niederschrieb. Tausende von Namen, Geburts- und Todesdaten. Heiraten.

Die Vorläufer des heutigen Standesamtsregisters waren über Jahrhunderte hinweg nämlich ausschließlich die Kirchenbücher. Die jeweiligen Pfarrer listeten auf, wer geboren wurde, heiratete, welche Kinder bekam, starb. Wer und wann. Eine Fleißarbeit, vor der er einst stand und die er meisterte. Gommans forschte beiderseits der Grenzen. Denn, wer Ur-Gocher sei, der habe garantiert irgendwelche Vorfahren oder zumindest Verwandte im Nachbarland, so Stadtarchivar Hans-Joachim Koepp. Er machte gestern in Goch bei der Übergabe der Schenkung deutlich, dass Gommans' Forschungsergebnisse wirklich ein Schatz fürs Archiv sind. "Sie stammen aus einer bislang ,geschichtslosen' Zeit, weil es diese Aufzeichnungen in anderer Form einfach nicht gab. Franz Gommans hatte seit Jahrzehnten die Möglichkeit, Kirchenregister selbst abzuschreiben. Ich bin mir sicher, dass dieser Schatz für viele zusätzliche Besucher im Archiv sorgen wird." Denn, so Koepp: Es gebe sehr viele Menschen in der Region, die Ahnenforschung betrieben. Und denen er jetzt Daten zugänglich machen könne, die bislang nicht erschlossen worden seien. Koepp würdigte Gommans' Lebensleistung. Nicht nur als Initiator und Motor in Sachen Familienkunde, sondern auch seinen Heimatforscher-Geist.

Durchhaltevermögen bewies der heute 86-Jährige dabei reichlich. Er berichtete gestern: Wo er Originale nicht habe kopieren können, habe er sie Wort für Wort abgeschrieben. Und das sei sehr oft der Fall gewesen. "Über Jahre hinweg stand ich deshalb mit Archiven und Privatleuten in einem regen Datenaustausch, insbesondere in der benachbarten niederländischen Provinz Limburg sowie im Maastal und an Niers und Kendel. Sehr schnell habe er dabei festgesellt: "Ein eigenes Archiv ist Gold wert." Alles hat er nach Pfarreien geordnet und in 50 Büchern zusammengefasst, die er in Leinen binden ließ. "Vielen zukünftigen Familienforschern stehen hiermit Archivalien zur Verfügung, die sonst nur schwer erreichbar sind."

Dass er das ganze dem Gocher Stadtarchiv schenkte – das hat einen Hauptgrund in dessen "Chef" Hansi Koepp. Er und Gommans kennen sich seit Jahrzehnten, arbeiteten häufig und begeistert zusammen an vielen Projekten. Für Gommans war daher klar: Dieser Schatz geht nicht irgendwo hin, sondern zu Koepp ins Gocher Stadtarchiv.

Da gibt es übrigens schon vieles andere von Franz Gommans. Auch Exemplare der Zeitschrift "Mosaik", die sich mit Familienforschung und Heimatkunde befasste. Und das weiter tut. Erforschen, was war, bewahren, was bleibenden Wert hat – da waren sich die beiden immer einig.

(RP)
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