Goch Gochs erste private WG für Behinderte

Goch · Nina ist 23 Jahre alt. Sie hat das Down-Syndrom. Sie hat Eltern, liebt ihre Mutter Michaela. Aber sie hat, klar in diesem Alter, auch den Wunsch nach eigenen vier Wänden.

 Die 23 Jahre alte Nina hängt schon mal Vorhänge auf.

Die 23 Jahre alte Nina hängt schon mal Vorhänge auf.

Foto: Klaus Dieter Stade

Mutter Michaela Spitzer ist sich sicher: Sie wird das schaffen, ihr behindertes Kind loszulassen. "Aber dann möchte ich meine Tochter auch zuhause besuchen und nicht in einem Wohnheim. Nirgendwo, wo das Wort ,Heim' passend ist. Denn Nina soll ein Zuhause beikommen wie alle andere Menschen in dieser Stadt auch."

Michaela Spitz suchte eine passende Wohnung — und wurde lange nicht fündig. Doch jetzt ist klar: Das Projekt "WG mal anders" wird Wirklichkeit. An der Heinrichstraße in Goch, gleich gegenüber vom Familienzentrum "Pusteblume", fast mitten in der Stadt also, wird diese WG eingerichtet. Das Haus, so Michaela Spitz, habe mehr als 200 Quadratmeter Wohnfläche und biete Platz für insgesamt vier Menschen mit Down-Syndrom.

"Nina sucht jetzt also Mitbewohner für ihre WG", so Michaela Spitz. "Unsere Idee war: Wir bereiten eine Wohngemeinschaft für ,fittere', gehandicapte, junge Menschen vor, die gerne in einer familiären Umgebung weiter leben möchten." Privat sollte es also sein. Nicht zu groß. Vier — gerade richtig, befanden Nina und ihre Familie. "Dabei kommte es uns allen auf mehr Selbstbestimmung und Freiheit an — aber auch auf mehr Selbstverantwortung", betont Michaela Spitz. "Finanziert wird das Ganze durch das Persönliche Budget, die Grundsicherung und die Pflegekasse."

Bis Anfang 2014 soll die WG komplett sein. Der Landschaftsverband Rheinland findet das Ganze schon mal gut. Und das ist nicht unwichtig, denn: "Persönliche Budgets" regelt der LVR. Der Verband zahlt das Geld Behinderten (beziehungsweise ihren Betreuern), wenn sie nicht in einem Wohnheim, einer Klinik oder einer "Anstalt" leben. Beispielsweise in einer WG. Und der LVR sei dazu bereit, denn er wolle keine weiteren Wohngruppen- und sonstigen Häuser mehr bauen, erfuhr Michaela Spitz. "Sicher ist jetzt noch ein wenig Pionierarbeit gefragt, um die Idee in Goch umzusetzen. Aber ich bin ganz sicher, dass es klappt."

Und damit wird dann nicht nur für Nina der Traum vom eigenen Zuhause war, sondern auch der von Michaela Spitz — und drei weiteren Eltern aus Goch —, das behinderte Kind ins (betreute) Leben zu entlassen, und es gut aufgehoben zu wissen, wenn man selbst alt wird. Das Haus in der Heinrichstraße gibt es schon, es wird bald eingerichtet.

Wer für seinen Sohn oder seine Tochter mit Down-Syndrom ein Zuhause sucht, der bekommt weitere Informationen bei der Familie Spitz-Weber, Telefon 02823 88950, E-Mail info@wg-mal-anders.de oder auch auf der Internetseite www.wg-mal-anders.de

(RP/rl)
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