Goch Gochs echter alter Krimi

Goch · Intrigen, Machtspiele, Haft, Folter – und Liebe: Auf Tatsachen beruht ein alter, in Goch spielender Roman von Heribert Teggers. Er war vergessen, bleibt es aber nicht. Der Heimatverein legte ihn neu auf. Ab heute erhältlich.

 Altbürgermeister Willi Vaegs, Jörg Matenaers, die Tochter des Autors, Gisela Schwarz, und KulTOURbühne-Chef Helmut Lintzen (von links) mit dem neuen alten Buch.

Altbürgermeister Willi Vaegs, Jörg Matenaers, die Tochter des Autors, Gisela Schwarz, und KulTOURbühne-Chef Helmut Lintzen (von links) mit dem neuen alten Buch.

Foto: KLAUS-DIETER STADE

Intrigen, Machtspiele, Haft, Folter — und Liebe: Auf Tatsachen beruht ein alter, in Goch spielender Roman von Heribert Teggers. Er war vergessen, bleibt es aber nicht. Der Heimatverein legte ihn neu auf. Ab heute erhältlich.

Goch zwischen Glaube, Macht und Liebe. Das Ganze aber nicht im Format eines RTL-Reality-Krimis, sondern zwischen Buchdeckeln. Geschrieben nicht heute, sondern schon vor gut 80 Jahren. Von einem Lehrer, der in Goch einen sagenumwoben guten Ruf genießt, bis heute. Heribert Teggers, der Autor, nannte es Kulturroman. Aber das ist eigentlich zu brav.

Jörg Matenaers, angestellt im Wilhelm-Anton-Hospital, aktiv in der Feuerwehr und als Bandleader von K 6, war sofort begeistert. "Ich sammle alte Gocher Dokumente. Ein Hobby", so Matenaers gestern bei der Buchvorstellung. "Bei einem Anbieter in Norddeutschland konnte ich ein Exemplar des in den 20/er Jahren bei Butzon & Bercker erschienenen Romans ersteigern."

Matenaers sah, las — und sofort war für ihn klar: Dieses Buch muss in Goch wieder bekannt werden. "Die Geschichte beginnt mit dem Tod des letzten Herzogs von Kleve", so Matenaers. "Das Gebiet wird daher aufgeteilt zwischen den Kurprinzen von Brandenburg und Nassau — einem Protestanten und einem Katholiken. Es beginnt ein intrigenreicher Glaubenskampf.

Einer der Herrscher schmiedet ein Komplott gegen angesehene Gocher, den Bürgermeister beispielsweise. Weil sie katholisch sind. Sie werden verhaftet, im Steintor eingesperrt, gefoltert. Nur wenige von ihnen kommen nach schlimmen Jahren frei." Teggers habe das Ganze noch mit einer Liebesgeschichte "gewürzt", natürlich über Konfessionsgrenzen hinweg. Ansonsten fuße der Roman aber auf Tatsachen. "Nachzulesen bei Hans-Joachim Koepp in ,Kelten, Kirche und Kartoffelpüree'", berichtet Jörg Matenaers.

Zwei Jahre arbeitete er an dem Buch. Nein, er schrieb es nicht um, aber er übertrug die alte Schrift in die heute übliche, hier und da wurden behutsamste sprachliche Veränderungen nötig. Aber im Wesentlichen liest man den Originaltext. "Und man liest ihn durch, in einem Zug", so Helmut Lintzen, Geschäftsführer des Heimatvereins Goch. "Wir freuen uns alle, dass die Neuauflage so zustande gekommen ist. Das ist ein wunderschönes Beispiel für einen Tatsachenroman."

Gocher Heimatgeschichte, mal ganz anders, in Romanform: Das gab's schon lange nicht mehr. Die Volksbankstiftung gab ordentlich Geld dazu, der Heimatverein trug eigene Mittel bei — so kosten die bei Völcker in Goch gedruckten Bücher gerade mal fünf Euro. Altbürgermeister Willi Vaegs, Vorsitzender des Heimatvereins, erzählte gestern: Er selbst sei Schüler von Teggers gewesen. 1947, unter schwierigen Bedingungen, in verschiedenen Schulgebäuden. In einer Zeit, als es nichts gab in Goch, baute Teggers unter anderem das Kulturangebot vor Ort wieder mit auf. Seine Tochter Gisela war gestern sichtlich stolz, dass der Roman ihres Vaters, auch so etwas wie ein Vermächtnis, nun wieder Gegenwart in Goch wird.

(RP)
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