Gerichtsverhandlung Gocher (55) wegen gewerbsmäßigen Betrugs vor Gericht

Goch/Kleve · Insgesamt 16 Fälle, die sich in den Jahren 2010 bis 2019 ereignet haben sollen, stehen zur Verhandlung. Angeklagt ist ein 55-jähriger Mann aus Goch, seiner Ex-Frau wird Beihilfe vorgeworfen.

Gocher wegen gewerbsmäßigen Betrugs vor Gericht in Kleve
Foto: van Offern, Markus (mvo)

(jehe) Ein 55-jähriger Gocher soll laut Klever Staatsanwaltschaft über Jahre gewerbsmäßigen Betrug mit Geldanlagen betrieben haben. Am Dienstag begann der Prozess gegen den Hauptangeklagten und dessen Ex-Frau vor dem Klever Landgericht. Der Gocherin wird Beihilfe vorgeworfen.

Insgesamt 16 Fälle aus den Jahren 2010 bis 2019 stehen zur Verhandlung. Die Geschädigten kommen unter anderem aus Goch, Weeze und Geldern. Sie sollen Investitionsverträge und Depotverträge für Lebensversicherungen mit der Gocher Firma der Angeklagten geschlossen haben. Zwischen 4,1 und 5,1 Prozent Zinsen jährlich soll der 55-jährige Angeklagte den Sparwilligen versprochen haben. Tatsächlich sahen die Kunden ihr Geld noch gar nicht oder nur teilweise wieder.

Der Angeklagte soll als leitender Angestellter der Gocher Firma vor allem Lebensversicherungen für seine Kunden abgeschlossen haben, nach einiger Zeit dann aber die Beitragszahlungen aus den Depots an den Versicherer unterlassen haben – obwohl die Kunden schon an die Gocher gezahlt hatten.

Beide Angeklagten äußerten sich vor der ersten Zeugenvernehmung zur Sache und verneinten die Anklagevorwürfe weitgehend. Die weibliche Angeklagte sagte, sie habe praktisch nichts von den Abläufen gewusst. Ihr Ex-Mann erklärte: „Das System war definitiv nie auf Betrug ausgelegt. Ich bin davon überzeugt gewesen, dass es funktioniert.“ Über Monate habe er ein System für eine mittelfristige Geldanlage entwickelt, und bis 2014 habe dieses auch jahrelang funktioniert. Zwar sei auch Geld in die eigene Firma geflossen – „aber es war nie beabsichtigt, dass sich irgendjemand bereichert.“

„Wie kann man denn vier oder fünf Prozent Zinsen versprechen?“, will der Kammervorsitzende wissen. „Durch Mehrwert“, erklärt der Angeklagte. „Welchen Mehrwert?“ „Investitionen.“ Investitionen in die Expansion des eigenen Unternehmens, laut Angeklagtem. Dadurch: mehr Mitarbeiter, mehr Vertragsabschlüsse. Und dadurch: mehr Provisionen, mit denen die hohen Zinsen für die Kunden ermöglicht werden.

Von satten Zinsen konnten die Geschädigten am Dienstag wenig berichten. Eine Bottroperin beispielsweise hatte 14.500 Euro investiert, zu 5,1 Prozent Zinsen bei drei Jahren Laufzeit. Nach drei Jahren sollte das Geld ausbezahlt und die Wohnung abgestottert werden. „Bis heute habe ich null Euro bekommen. Gar nichts.“ Zwar existiert ihre Lebensversicherung bei einer deutschen Versicherungsgruppe, doch die Beiträge wurden irgendwann nicht mehr von der Gocher Firma gezahlt. Die Lebensversicherung wurde stillgelegt. „Ich habe kein Geld mehr“, sagt die Bottroperin.

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