Goch Gocher Prinzenpaar erobert Rathausschlüssel

Goch · Mit Hilfe des Publikums konnten Prinz Manfred I. und Prinzessin Angelina I. Bürgermeister Karl-Heinz Otto überwinden.

 Endlich! Nach drei Angriffswellen durften Manfred I. und Angelina I. den Schlüssel zum Rathaus von Bürgermeister Karl-Heinz Otto übernehmen.

Endlich! Nach drei Angriffswellen durften Manfred I. und Angelina I. den Schlüssel zum Rathaus von Bürgermeister Karl-Heinz Otto übernehmen.

Foto: EVERS

Es war ein fauler Kompromiss, den Bürgermeister Karl-Heinz Otto dem Gocher Prinzenpaar gleich zu Beginn des Rathaussturms am Samstag anbot. "Das alte Rathaus in Asperden, das bekommst du sogar geschenkt", hatte Otto gesagt und damit wohl einen ähnlichen Kuhhandel im Sinn, wie er zeitgleich in der Nachbarstadt ablief. Dort gab es nämlich nicht einmal mehr ein Rathaus, das es zu stürmen galt. Doch Prinz Manfred I. und Prinzessin Angelina I. waren klug genug, Ottos Offerte zurückzuweisen.

Und so kam, was kommen musste. Nach einem kurzen Aufwärm-Intermezzo von Gochs Karnevals-Kultband K6 rollte die erste Angriffswelle Richtung Verwaltungsempore. Oder vielmehr: sie marschierte. Denn mit dem Gocher Musikverein, dem Fanfarenzug Pfalzdorf, dem Spielmannszug der Feuerwehr, dem Musikzug der Feuerwehr und der Musikkapelle Kessel-Nergena waren dem Tambourscorps Asperden fünf weitere Musikzüge zur Hilfe gekommen und gemeinsam bliesen sie dem Bürgermeister kräftig den Marsch.

 Am Ende sorgte die Band "Twist'n Go" dafür, dass aus den Besuchermassen ein tanzender Flashmob wurde, der den Bürgermeister in die Knie zwang.

Am Ende sorgte die Band "Twist'n Go" dafür, dass aus den Besuchermassen ein tanzender Flashmob wurde, der den Bürgermeister in die Knie zwang.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Den ließ "so viel Einigkeit", wie der Prinz stolz und mit lang gezogenem O betonte, völlig kalt. "Große klasse, aber das reicht nicht. Alle umdrehen und zurück", ordnete Otto in der Manier eines ersten Bürgers an. Doch der Prinz versuchte es erneut: "Das muss Dich doch beeindruckt haben, lieber Karl-Heinz!" Woraufhin Otto dann doch noch große Emotionen preisgab: "'N bisschen."

 "Im zwölften Jahr in Folge bleibt der Gocher Rathaussturm trocken", hatte Hans Grüntjens vom RZK zu Beginn vorhergesagt. Und er sollte recht behalten.

"Im zwölften Jahr in Folge bleibt der Gocher Rathaussturm trocken", hatte Hans Grüntjens vom RZK zu Beginn vorhergesagt. Und er sollte recht behalten.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Die zweite Angriffswelle wurde von den Gardefrauen des Prinzenpaar stellenden AKV aus Asperden gebildet. Mit reichlich Krach stellten Sie sich vor Otto auf und bekamen überdies Unterstützung von ganz oben. "Es gibt keinen Karneval ohne Kirche, beziehungsweise keine Kirche ohne Karneval", verkündete Manfred I. und gab einem Komplizen an der Technik ein Zeichen. Und wenig später ertönten zum Gardefrauen-Krawall unter anderem auch noch die Kirchenglocken der Pfarrkirche St. Maria Magdalena. Doch der Prinz ahnte, dass das nicht reichen würde: "Ich merke schon, die machen das hier wie in der Politik: Ohren zu und durch" — denn Otto hatte sich kurzerhand mit Ohrenstöpseln bewaffnet und gab vor, von der akustischen Attacke nichts mitbekommen zu haben. Ganz Stadtoberhaupt wies er lediglich darauf hin, dass die Gardefrauen ihre klappernden und scheppernden Mitbringsel im Anschluss bitte in die gelben Tonnen werfen mögen.

Blieb dem Prinzenpaar also nur noch die Hoffnung auf einen Erfolg mit der dritten Angriffswelle. "Jetzt kommt ein Song voller Energie, und es wäre toll, wenn alle mitmachen. Vielleicht können wir gemeinsam den Bürgermeister in die Knie zwingen", rief Prinz Manfred I. Richtung Publikum.

Ein sogenannter Flashmob sollte also für den Erfolg sorgen. Angeheizt wurde das Ganze von der Musikgruppe "Twist'n Go", die ihren Hit "Goch rockt heut' Nacht" spielten und so die tausenden Besucher, die sich auf dem Marktplatz versammelt hatten, in Stimmung brachten. Das sorgte dafür, dass sogar der Bürgermeister seine staatsmännische Nüchternheit aufgab und mittanzte.

Und das blieb nicht ohne Folgen. Denn Bürgermeister Otto bemerkte, dass der überdimensionale Rathausschlüssel seinen Bewegungsradius zu stark einschränkte. So kam es ihm ganz gelegen, dass Prinzessin Angelina I. ihm anbot, jenes Exemplar gegen einen Notenschlüssel zu tauschen.

Um 11.57 Uhr war es so weit. Der Bürgermeister hatte gelernt was ein Flashmob ist und gab auf. Prinzessin Angelina I. war entzückt und rief den Menschen auf dem Marktplatz zu: "Ihr seid allererste Sahne, ich liebe euch alle!"

Anschließend ging es ins Festzelt, wo den ganzen Tag über bis in die Nacht gefeiert wurde. Denn seither regieren die Narren die Stadt.

Dreimal Goch, Helau!

(RP)
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