Goch Gocher Druckerei B.O.S.S. - zahlungsunfähig, aber zuversichtlich

Goch · Dirk Engelen und ein vorläufiger Sachwalter führen den Betrieb fort und setzen auf Sanierung. Ein Großkunde sei abgesprungen.

Große Sorgen bei den 80 Mitarbeitern der Druckerei B.O.S.S. in Goch: Das Unternehmen hat, wie es gestern mitteilte, am 2. Dezember beim Amtsgericht Kleve einen Antrag auf ein Insolvenz-Planverfahren gestellt, dem inzwischen stattgegeben wurde. Durch einen dramatischen Umsatzeinbruch sei das Unternehmen, das erst vor wenigen Jahren von Kleve nach Goch gezogen war, zahlungsunfähig geworden. Das beantragte "Planverfahren in Eigenverantwortung" ist ein Instrument der Insolvenzordnung, bei dem der bisherige Geschäftsführer und ein vorläufiger Sachwalter gemeinsam einen Sanierungsplan entwickeln. So hofft Dirk Engelen, Geschäftsführer und seit 2014 Inhaber der Druckerei, die Firma zu retten. "Ich bin zuversichtlich, dass unsere Druckerei die Krise überwinden wird. Mitarbeiter, Lieferanten und Kunden ziehen an einem Strang", sagt Engelen.

Vor 19 Jahren hatte Franz Engelen, der Vater des heutigen Geschäftsführers, das Unternehmen nach der Insolvenz von Boss Druck und Verlag in Kleve gegründet. 48 Mitarbeitern konnte er damals den Arbeitsplatz erhalten. Nach der Übernahme einer weiteren Klever Firma baute B.O.S.S. im Industriegebiet Goch West neu. Hergestellt werden seitdem Bücher, Prospekte, Kataloge, Plakate, Aufsteller und weitere Medien. Besonders erfolgreich ist die Druckerei mit ihren Kunstbildbänden und Kunstreiseführern, die mehrfach ausgezeichnet wurden (RP berichtete). Franz Engelens Pagina-Verlag ist übrigens nicht betroffen.

Mit der Übernahme von Bösmann im Jahr 2004 war die Angebotspalette vergrößert worden: Neue Kunden aus dem Bereich Industrie und Werbeagenturen erweiterten das Portfolio. Die Entscheidung sei sicher nicht falsch gewesen, sagt der Unternehmer. B.O.S.S. sei im Kern gesund, verfüge über motivierte Mitarbeiter und verlässliche Lieferanten. Drei Kunden hätten allerdings Ende 2014 ihre Aufträge zurückgezogen. Zwei Auftraggeber habe er zurückgewinnen können, dennoch seien damit die Zahlungsschwierigkeiten nicht überwunden. Die schwache Zahlungsmoral einiger Kunden und damit verbunden hohe Außenstände, die zum Teil abgeschrieben werden mussten, hätten die Situation verschärft. Seit im Sommer eine neue große Druckmaschine angeschafft (geleast) worden sei, seien die Auftragsbücher wieder voll. Engelen und Horst Piepenburg, der vorläufige Sachwalter, führen den Geschäftsbetrieb weiter. Über den Sanierungsplan, der nun erarbeitet und vom Gericht geprüft wird, entscheiden die Gläubiger im Frühjahr.

(RP)
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