Razzia im "FKK van Goch" Zoll stellt Autos, Motorboot und Schmuck in Bordell sicher

Der Zoll hat ein Bordell in Goch durchsucht. Die Tatvorwürfe gegen die Besitzer: Steuerhinterziehung und Sozialversicherungsbetrug. Die Beamten stellten Wertgegenstände sicher, mit denen die Ansprüche des Finanzamts bedient werden sollen.

Goch: Razzia im Bordell "FKK van Goch"
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Razzia im Bordell "FKK van Goch"

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Foto: Guido Schulmann

Morgens um neun parken nur selten Fahrzeuge auf den gekennzeichneten Flächen vor dem Betrieb "FKK van Goch". Wobei die Gäste ihre Fahrzeuge vermutlich ohnehin lieber in der weiteren Nachbarschaft abstellen. Am Mittwoch jedoch war an der Benzstraße vor dem Komplex, der ein regional bekanntes Großbordell ist, ordentlich was los. Und drinnen wohl noch mehr, denn 50 Zollbeamte, sechs Steuerfahnder, drei Staatsanwälte und ein Geldspürhund durchforsteten die Räume auf der Suche nach Wertgegenständen.

Anders als vor 15 Monaten war der Tatvorwurf, den die Staatsanwaltschaft zum Anlass der Aktion nutzte, nicht Schleusung von Illegalen, diesmal ging es um Abgabedelikte. Das Betreiberpaar des "Sauna-Clubs" soll Lohn- und Umsatzsteuer hinterzogen und Sozialbeiträge nicht abgeführt haben.

 Staatsanwalt Hendrik Timmer will bald Anklage erheben.

Staatsanwalt Hendrik Timmer will bald Anklage erheben.

Foto: Evers Gottfried

In demselben Verfahren waren bereits im Juni 2016 umfangreiche Durchsuchungen erfolgt und Beweismittel sichergestellt worden. Wie Staatsanwalt Hendrik Timmer erklärte, hatte die Beschuldigte gegen den damaligen Arrestbeschluss Beschwerde eingelegt - das Landgericht gab ihr Recht. Die Richter sahen keine Gefahr, dass das Vermögen verschoben werden könnte. Das wiederum wollte die Klever Staatsanwaltschaft nicht hinnehmen und legte ihrerseits Beschwerde ein. Mit dem Ergebnis, dass das Oberlandesgericht den ursprünglichen Beschluss erneut in Kraft setzte und nun erlaubte, die Vermögenswerte aus dem Bordellbetrieb zu sichern.

"Es geht um legale Werte wie Bargeld, Autos, Schmuck, Dekorationen, Möbel oder teure Getränke", erklärte Staatsanwalt Timmer. Eben alles, was veräußert werden könnte, um aus dem Erlös die Ansprüche von Finanzamt und Krankenkassen zu bedienen. Lastwagen mehrerer Speditionen tauchten vor dem Bordell auf, um die Gegenstände entgegenzunehmen, weg zu transportieren und an einen sicheren Ort zu bringen. Ein Klever Schlüsseldienst hatte zuvor Schlösser des Bordells aufgebrochen, Männer des Technischen Hilfswerks (THW) sorgten in der eher schummrigen Umgebung der Bar-Räume für eine gute Beleuchtung, damit die potenziellen Wertgegenstände der Beschuldigten im Inneren auch gefunden wurden.

Die Bordellchefin, die den Gocher Betrieb seit zehn Jahren führt und auch im Privatfernsehen als Rotlicht-Expertin bekannt ist, hat den Vorwurf der gewerbsmäßigen Schleusung immer abgestritten. Im RP-Gespräch hatte sie damals betont, dass alle im "FKK van Goch" arbeitenden Frauen freiwillig zu ihr gekommen seien. Da sie kooperierte, wurde die Geschäftsfrau bisher nicht festgenommen. Tatsächlich gehe es diesmal nicht um illegale Beschäftigung; allerdings gehen die Meinungen darüber auseinander, was selbstständige Arbeit und was ein Angestelltenverhältnis ist.

Sieben Frauen aus Rumänien, Bulgarien und Ungarn seien am Morgen in dem Haus vorgefunden worden. Da der Betrieb täglich erst um elf Uhr beginnt und spät in der Nacht endet, sollten Freiberuflerinnen am frühen Morgen eher nicht an ihrem Arbeitsplatz sein. Nach damaligen Angaben der Staatsanwaltschaft hätten Prostituierte bei den Befragungen im vergangenen Jahr bestätigt, dass sie nach einem Katalog mit klar definierten sexuellen Leistungen arbeiteten und Strafen für das Nichtbeachten von Regeln zu zahlen hätten. Beides sind offenbar Indizien für ein abhängiges Beschäftigungsverhältnis.

Abgesehen von der Adresse im Gocher Gewerbegebiet durchsuchten die Ermittler am Mittwoch zeitgleich auch Privatwohnungen der Familie in Gladbeck und Elten. Aus dem Bordell an der Benzstraße wurden diverse Kartons und größere Gegenstände wie Bronzeskulpturen herausgetragen. Staatsanwalt Timmer sprach auch von einem Motorboot und zwei weiteren Fahrzeugen - "insgesamt drei Lastwagen voll." Timmer ist zuversichtlich, bald Anklage erheben zu können, damit ein Strafverfahren eingeleitet wird.

(RP)
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