Ehrenamtliches Projekt Zum Kaffee auf den Friedhof

Goch · Sechs Frauen der Pfarrgemeinde St. Martinus Gocher Land laden einmal monatlich Friedhofsbesucher zum Gespräch bei Kaffee und Gebäck ein. Der Friedhof soll damit zu einem Ort lebendiger Begegnung werden.

  Die Friedhofsfrauen (v.l.): Edith van der Bijl, Anne Haane, Gusti Wachtel und Marianne Bienen.     Foto: Markus van Offeren

Die Friedhofsfrauen (v.l.): Edith van der Bijl, Anne Haane, Gusti Wachtel und Marianne Bienen. Foto: Markus van Offeren

Foto: Markus van Offern (mvo)

Eine Thermoskanne mit Kaffee, Plätzchen und Zeit für Gespräche. Das alles haben die Frauen dabei. Und sie gehen – auf den Friedhof. „Der Friedhof soll nicht nur ein Ort der Trauer sein, sondern kann auch Raum für Begegnung und Gespräche werden“, sagen die sechs Damen aus der katholischen Pfarrgemeinde St. Martinus Gocher Land. Dies sind Gusti Wachtel, Marianne Bienen, Anne Haane, Edith van der Bijl, Monika Schenke und Christel Lenzen. Sie besuchen einmal im Monat einen Friedhof der Gemeinde, um dort bei einer Tasse Kaffee mit den Friedhofsbesuchern ins Gespräch zu kommen.

„Treffpunkt Friedhof“ heißt das Projekt, das im Frühjahr 2018 gestartet wurde. Der Pfarreirat St. Martinus Gocher Land hatte mit einem Flyer damals eine Reihe neuer Projekte vorgestellt. „Ich mach dann mal mit…“ lautete der Titel. Interessierte konnten sich hier in verschiedenen Bereichen der Gemeinde zunächst für ein Jahr engagieren. Das Angebot war breit gefächert und deckte zum Beispiel die Seniorenarbeit, Liturgiekreise, den „Kirchenputz“ oder die Mitarbeit in bereits bestehenden Gruppen an. Als Ziel formulierte der Pfarreirat: „Wir möchten den Schatz der Talente in unseren Gemeinden ‚ausgraben’ und teilen.“ Der Treffpunkt Friedhof war unter der Rubrik „Menschen begegnen“ zu finden.

Bereits im Weihnachtsbrief 2018 konnte Marianne Bienen berichten, dass sich eine Gruppe gefunden habe, die die Friedhöfe der Ortsteile besucht und bei „Kaffee, Wasser und Gebäck“ Gespräche geführt habe, und auf jeden Fall weiter mache. Dabei sprechen die Frauen mit den Friedhofsbesuchern über alles Mögliche, nicht nur aber auch über die Trauer. „Ein lockeres Gespräch kann auch mal ablenken von belastenden Gedanken“, sagt Anne Haane. Die Frauen verstehen ihr Projekt als offenes Gesprächsangebot, ab und zu haben sie als Impulsgeber einen Text dabei. Termin ist von März bis September der letzte Samstag des Monats von 9.30 bis 10.30 Uhr. Die Reihenfolge der besuchten Friedhöfe variiert. „Tatsächlich wurden wir auch schon mal erwartet“, erzählt Edith van der Bijl. Es sei eben für manche Menschen sehr entspannend, gerade an einem so ernsten Ort einfach mal ein „Schwätzchen“ halten zu können.

Vom Wetter lassen sich die Frauen nicht abhalten. Wie Gusti Wachtel berichtet, waren sie bei strömendem Regen im April in Asperden. „Da hat es so gegossen, dass nur zwei waschechte Asperdener unterwegs waren. Vielleicht wollten sie gucken, ob wir wirklich kämen.“ Im Juli waren sie bei 40 Grad in Hommersum, auch da sei der Friedhof nicht menschenleer gewesen. Für den Kaffee-Plausch sind vorhandene Bänke eine gute Voraussetzung. In Kessel dürfe man sogar die Bänke nach Bedarf versetzen, so Wachtel. Marianne Bienen, die auch dem Pfarreirat angehört, erläutert, dass eine wichtige Idee sei, nicht nur in der Kirche Menschen zu treffen, sondern auch außerhalb des Gebäudes und außerhalb fester Kreise. An dem ehrenamtlichen Projekt „Treffpunkt Friedhof“ beteiligen sich auch Menschen, die noch nie in der Pfarrgemeinde aktiv waren, zum Beispiel Anne Haane. „Ich habe den Flyer gelesen, und fand das sehr interessant. Einen Bezug zum Friedhof hat ja jeder Mensch, denn dort sind Angehörige oder Freunde begraben. Früher oder später ist das so.“ Mit dem Gesprächsangebot könne der Ort und das Thema Tod enttabuisiert werden. Auch über sich verändernde Bestattungskultur reden die Frauen.

Ein Grab sei auf jeden Fall ein Ziel, wo man hingehen könne, sagt Marianne Bienen. „Uns fiel auf, dass schon viele Menschen in Pfalzdorf ihre letzte Ruhe auf der grünen Wiese gefunden haben“, berichtet Wachtel. Wie und wo ein Mensch begraben sein möchte, sei eben eine sehr persönliche und individuelle Entscheidung. Auch dies sind Themen, über die die Frauen auf dem Friedhof sprechen.

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