17-Jähriger in Schule angegriffen Festnahmen nach Überfall mit Schlagstöcken in Goch

Goch · Jugendliche haben in Goch einen 17-Jährigen schwer verprügelt. Am Donnerstag nahm die Polizei vier Tatverdächtige fest. Das Opfer gehörte zu einer Gruppe, die abends an einer Schule für ihren Hauptschulabschluss lernte.

Die Leni-Valk-Realschule am Morgen nach der Tat.

Die Leni-Valk-Realschule am Morgen nach der Tat.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Die Kriminalpolizei hat am Donnerstagvormittag in Kleve vier Verdächtige festgenommen. In einer Wohnung wurden eine 17-Jährige, ein 19-Jähriger und ein 21-Jähriger festgenommen. Zudem stellten die Beamten in der Wohnung als Tatwaffen einen Teleskop-Schlagstock und eine mit Gas betriebene Softairpistole sicher. Zeitgleich nahm die Polizei einen 22-Jährigen - ebenfalls in Kleve - fest. Auf die Spur der Tatverdächtigen kamen die Ermittler durch andere Schüler, die drei der vier erkannt haben.

Am Donnerstagnachmittag waren die Vernehmungen der drei verdächtigen Männer beendet. Die 17-Jährige war vorher bereits wieder entlassen worden. Die drei Männer gaben in ihren Befragungen drei unterschiedliche Aussagen zu Protokoll. Sie bleiben vorerst in Polizeigewahrsam. Die Hintergründe des Überfalls sind bislang nicht geklärt, manches deutet jedoch auf eine Beziehungstat hin. Die Klever Polizei will sich am Freitag zum aktuellen Ermittlungsstand äußern.

Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts des schweren Raubs. Die beiden 19 und 21 Jahre alten Tatverdächtigen seien der Polizei bekannt wegen Drogen- und Diebstahlsdelikten, sagte ein Behördensprecher. Die Staatsanwaltschaft werde am Freitag entscheiden, ob sie gegen die drei jungen Männer Haftbefehl beantrage.

Das war passiert: Mitten im Unterricht stürmten am Mittwochabend drei Jugendliche in einen Klassenraum der Realschule in Goch, die in den Abendstunden von der Volkshochschule genutzt wird. Die elf jungen Leute zwischen 17 und 22 Jahren büffelten dort mit einem bereits pensionierten Lehrer (69), um demnächst ihren Hauptschulabschluss nachzuholen. Der Unterricht kam jedoch jäh zum Erliegen, als die Unbekannten, die mit Schlagstöcken bewaffnet waren, sich auf einen 17-Jährigen stürzten und auf diesen einschlugen. Der Jugendliche ging zu Boden, wurde weiter geschlagen und verletzt.

Nach Polizeiangaben von Donnerstag schlugen zwei Täter mit einer Stange und einem Schlagstock auf das Opfer ein. Ein dritter Täter verletzte den 17-Jährigen mit einer Softairpistole am Rücken. Die Unbekannten flüchteten, eine junge Frau, die vor der Tür zum Klassenzimmer gewartet hatte, schloss sich ihnen an.

Der Zusammengeschlagene wurde mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht, nach einigen Stunden aber auf eigenen Wunsch wieder entlassen. Die Ärzte hatten eine Gehirnerschütterung, Platzwunden, Prellungen und einen gebrochenen Finger diagnostiziert. Das 17-jährige Opfer stellte später fest, dass aus seiner Jacke Geld und ein Handy gestohlen worden waren.

Pressesprecher Michael Ermers bestätigte unserer Redaktion auf Anfrage, dass es um keine Auseinandersetzung unter Migranten gehe. Das Opfer ist den jüngsten Erkenntnissen nach Pole. Damit berichtigte die Polizei ihre vorherige Aussage, dass das Opfer Deutscher sei. Der 17-Jährige lebe aber bereits seit der Geburt in Deutschland. Die vier Tatverdächtigen sind Deutsche, wie die Polizei bestätigte.

Der niedergeprügelte Jugendliche war nach der Tat mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht worden, konnte das Hospital aber nach ambulanter Behandlung wieder verlassen. Sowohl er als auch die übrigen Schüler der Klasse und der Dozent wurden von einem Team des polizeilichen Opferschutzes betreut.

Der Leiter der Verbandsvolkshochschule Goch-Kevelaer-Uedem-Weeze, Theo Reintjes, zeigte sich erschüttert, konnte jedoch über die Tat und das weitere Geschehen nicht viel sagen. „Ich habe gleich am Morgen mit der Schulleitung der Realschule, mit der Stadtverwaltung und der Polizei gesprochen. Den Dozenten, der bei dem Überfall anwesend war, habe ich leider noch nicht erreicht.“ Offenbar wurden er und die Schüler aufgefordert, keine Mutmaßungen anzustellen.

Ob der VHS-Kursus am Abend fortgesetzt werden kann, war am Vormittag noch unklar. Die Jugendlichen kommen viermal in der Woche zusammen, um bislang Verpasstes nachzuholen. „Das Studienjahr hat erst nach den Weihnachtsferien begonnen, die Schüler haben also erst wenige Abende zusammen gelernt“, erklärte Reintjes. Nach zwei Semestern können sie die Prüfung zum Erwerb des Hauptschulabschlusses ablegen.

Der Kursus wird von Jugendlichen aus dem Verbandsgebiet und aus anderen nahe liegenden Kommunen besucht. „Da geht es eigentlich immer sehr ruhig zu. Das sind junge Leute, die erkannt haben, dass der Schulabschluss wichtig ist und die sich jetzt wirklich Mühe geben“, weiß der VHS-Chef. Eine ähnliche Situation wie am Mittwoch oder eine andere Form von Gewalt habe er in diesem Umfeld noch nie erlebt. Entsprechend war bisher auch nicht für nötig gehalten worden, die Schultüren während des Unterrichts abzuschließen. Es komme ja immer mal jemand später oder gehe früher. So können auch Außenstehende das Gebäude betreten.

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