Tierschutz Illegale Falle für Rabenvögel entdeckt

Tierschützer sind empört, weil sich ein Jäger in Kessel gegen räuberische Rabenvögel wehrt: Er hat, wie die Polizei bestätigt, eine illegale Fanganlage installiert. Köder-Tiere lockten die Vögel an. Der Mann wurde angezeigt.

Durch die über die Voliere gelegte Leiter schlüpfen die von Ködern angelockten Rabenvögel in die Falle und kommen nicht mehr raus. Der Verursacher wurde von Tierschützern angezeigt.

Durch die über die Voliere gelegte Leiter schlüpfen die von Ködern angelockten Rabenvögel in die Falle und kommen nicht mehr raus. Der Verursacher wurde von Tierschützern angezeigt.

Foto: Komitee

Landwirte mögen Krähen und ihre nahen Verwandten in der Regel eher nicht. Denn die Rabenvögel sind gefräßig. Saatkrähen bedienen sich gerne an frisch eingesäten Äckern, Rabenkrähen holen sich Jungvögel, plündern die Gelege von Fasanen oder erwischen auch schon mal Junghasen. Was sich manche Jäger nicht gefallen lassen wollen. Die Tiere zu vertreiben ist erlaubt, sie zu bejagen zumindest zeitweise auch - aber nicht im Frühjahr, wenn sie ihre Brut pflegen. Und Fallen sind generell illegal. Deshalb erwartet einen Gocher jetzt ein Verfahren wegen des Verstoßen gegen das Tierschutzgesetz. Ihm wird vorgeworfen, auf seinem Hof in Kessel eine illegale Fanganlage für Rabenvögel betrieben zu haben. Festgestellt haben das Mitglieder des „Komitee gegen den Vogelmord“, die daraufhin die Polizei riefen.

Laut Komitee handelt es sich um eine mehrere Kubikmeter große Leiterfalle, in der zwei lebende Lock-Krähen sowie tote Hasen und Kaninchen als Köder verwendet wurden. In das Dach soll eine leiterförmige Fangöffnung (daher der Name) eingebaut gewesen sein, die nach dem Prinzip einer Reuse funktioniert: Durch eine große Öffnung im Netz gelangen die Vögel in eine Art Voliere, aus der sie von alleine nicht mehr hinaus kommen. Die Polizeibeamten hätten die Falle deaktiviert und ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Das bestätigt Kleves Polizei-Sprecher Michael Ermers im Gespräch mit der Rheinischen Post. Auch sei in der Anzeige festgehalten worden, dass Tierkadaver – wohl zum Anlocken – und zwei lebende Raben vorgefunden worden seien. Verdächtig, die Anlage betrieben zu haben, ist ein 67-jähriger Jagdscheininhaber, der auf dem Grundstück angetroffen wurde und sich gegenüber der Polizei nicht zu der Sache äußern wollte. Die beiden Lockvögel wurden sichergestellt und vom Komitee gegen den Vogelmord in die Pflegestation des Vereins Wildvogelrettung in Mönchengladbach gebracht.

Die im Kreis Kleve ansässigen Tierschutzorganisationen – der Naturschutzbund Nabu im Südkreis und die Naturschutzstation des Kreises Kleve im Norden – arbeiten zwar nicht direkt mit den Vogelrettern zusammen, finden ihre Aktionen aber gut. Theo Mohn vom Nabu aus Kevelaer sagt, „wenn ich so etwas sehe, muss ich mich rühren“. Er selbst habe vor vielen Jahren mal eine ähnliche Anlage entdeckt und für ihre Entfernung gesorgt. Walter Ahrendt, Mitarbeiter der Naturschutzstation in Kranenburg, findet es empörend, wenn Menschen solche Fallen installieren. Insbesondere, weil die Vögel darin nicht direkt getötet werden, sondern meist einfach verhungern und verdursten. „Das ist eine Sauerei“, sagt Ahrendt.

Der Diplom-Biologe ist selbst Jäger, muss sich also nicht vorwerfen lassen, die Waidmänner auf dem Kieker zu haben. „Dass Jäger die Rabenvögel hassen, ist eine uralte Sache. Und beruht zum großen Teil auf Vorurteilen, denn wie viele Junghasen oder Fasanen kriegen sie schon? Da gibt es ganz andere Faktoren, die die Bestände dezimieren“, sagt Ahrendt und verweist auf die intensive Landwirtschaft mit ihren riesigen Maschinen. Tatsächlich dürften die Vögel bis Mitte März bejagt werden und auch wieder ab Mitte Juli, aber eben nicht jetzt. Das könne mancher Landwirt oder Jäger „vom alten Schlag“ wohl nicht akzeptieren.

Walter Ahrendt findet es richtig, wenn solche illegalen Methoden auffallen und öffentlich werden. „Dann überlegen sich andere, ob sie so etwas wirklich machen wollen.“ Das Komitee gegen den Vogelmord, das seinen Sitz in Bonn hat, habe vermutlich Informanten, die den Aktivisten ihre Feststellungen mitteilten. Und die Polizei kümmert sich, wenn sie davon erfährt, um diesen wie um andere Gesetzesverstöße.

Übrigens hat der Naturschützer auch im Hinblick auf die Saatkrähen, die sich zum Ärger der Anwohner so gerne massenhaft in städtischen Anlagen oder in Friedhofsbäumen niederlassen, einen Tipp: „Wenn man sie in den Außenbereichen in Ruhe lässt und zum Beispiel nicht in ihre Nester schießt, bleiben sie dort und verschonen die besiedelten Gegenden.“

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