Goch Goch drohen weitere Erdbeben

Goch · Das Beben vom 8. September 2011 hat auch die Experten überrascht – deshalb wird jetzt in Xanten eine neue Messstation eingerichtet. Auch die Tatsache, dass es seitdem kein einziges Nachbeben gab, gibt Rätsel auf.

 Als wäre nichts geschehen: die Driesbergstraße am "Tag danach". Genau hier, in Kessel, war in fünf Kilometern Tiefe voriges Jahr im September der große Ruck. Das Erdbeben mit einer Stärke von 4,5 auf der Richterskala machte vielen Menschen Angst. Seitdem geschah nichts mehr. Und das ist erstaunlich.

Als wäre nichts geschehen: die Driesbergstraße am "Tag danach". Genau hier, in Kessel, war in fünf Kilometern Tiefe voriges Jahr im September der große Ruck. Das Erdbeben mit einer Stärke von 4,5 auf der Richterskala machte vielen Menschen Angst. Seitdem geschah nichts mehr. Und das ist erstaunlich.

Foto: Evers (Archiv)

Das Beben vom 8. September 2011 hat auch die Experten überrascht — deshalb wird jetzt in Xanten eine neue Messstation eingerichtet. Auch die Tatsache, dass es seitdem kein einziges Nachbeben gab, gibt Rätsel auf.

Nein, es gab keine Erdbebenmeldung. Auch in den vergangenen Tagen nicht. Dr. Klaus Lehmann vom Geologischen Dienst Nordrhein-Westfalen kann von kaum spürbaren Erdbewegungen in Rheinland-Pfalz und in Belgien berichten. Aber seit dem 8. September 2011, seitdem gegen 21 Uhr genau unter dem Kesseler Lunapark die Erde mehrere Sekunden lang so heftig zum Beben gebracht wurde, passierte hier nichts mehr.

Die Erfahrungen der Geologen zeigen: Rüttelt die Erde so spürbar, dann gibt es Nachbeben. Und um dieses Phänomen vor Ort genauer zu untersuchen, soll jetzt in Xanten eine Messstation eingerichtet werden. Damit sollen auch die Folgen beobachtet werden. Weil sich, ganz einfach gesagt, nach den heftigen Verwerfungen tief unter der Erde immer noch etwas "zurechtruckelt".

Und: Es war alles andere als Zufall, dass das Erdbeben sich genau unter Gochs Westen ereignete. Prof. Dr. Klaus-G. Hinzen von der Uni Köln, Leiter der Hochschul-eigenen Erdbebenstation in Bensberg: "Goch liegt am nördlichen Ende des sogenannten Viersener Sprungs. Das ist eine Hauptverwerfungslinie, die sich weiter nach Süden zieht, westlich von Krefeld bis hinter Viersen, dort biegt sie nach Osten ab, führt bis in einen Bereich östlich von Köln."

Seismisch, also in Sachen Erdbeben, sei sie "längst nicht so aktiv wie der Ruhrrand und der Peelrand. Umso auffälliger, dass es nun ein so starkes Beben gab. Umso erstaunlicher, dass nichts, aber auch gar nichts nachkam. Droht nun ein weiteres, ähnlich starkes Beben beziehungsweise Nachbeben, als Folge der Ereignisse am 8. September 2011 in etwa fünf Kilometern Tiefe unterhalb Gochs? Das, so Dr. Lehmann, könne niemand sagen. Möglich ist es, möglich sind auch kleinere Nachbeben. Aber die Experten können da keine Prognose treffen.

Aber: Sie wollen genauer kontrollieren. Auch und gerade am nördlichen Niederrhein. "Das Goch-Beben hat alle überrascht", so Lehmann. Denn es sei "untypisch weit im Norden" gewesen. "Daher wollen wir in der Nähe von Xanten eine weitere Messstation errichten." Man sei bereits in Gesprächen, habe sich auch schon einen Ort "ausgeguckt" , aber man verhandle noch. "Wir haben erkannt, da ist ein Bereich, den decken wir mit unserem Netz von Messgeräten noch nicht optimal ab." Und warum dann Xanten und nicht Goch? "Xanten liegt in der Region nördlicher Niederrhein recht zentral", so der Geologe. Und gleich hinter der niederländischen Grenze gebe es ohnehin Messstationen. Die Zusammenarbeit mit den niederländischen Kollegen sei traditionell gut. So werden auch vor Eröffnung der in Xanten geplanten Station im Falle eines Bebens schon ordentliche Messergebnisse geliefert.

Info Berichterstattung vom Vorjahr auf www.rp-online.de/goch

(RP/ac)
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