Hstorischer Fund Forscher findet fast 200 Jahre alten Ehering

GOCH-ASPERDEN · Der Archäologe Christoph Lamers ist in seiner Freizeit oft als Sondengänger unterwegs. Dabei hat er einen Ehering von 1833 gefunden, den Gochs früherer Archivar identifiziert und der Familie wiedergebracht hat.

 Ein zarter goldener Ehering, der einen Finger des einstigen Bürgermeisters von Asperden-Kessel, Johann Wilhelm Lambert van de Loo, schmückte, bis er verloren ging. Moderne Technik spürte ihn nun auf.

Ein zarter goldener Ehering, der einen Finger des einstigen Bürgermeisters von Asperden-Kessel, Johann Wilhelm Lambert van de Loo, schmückte, bis er verloren ging. Moderne Technik spürte ihn nun auf.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Die Familie van de Loo war immer schon wer in Asperden. Zwar hatte Elisabeth Seifert die Porträts ihrer Vorfahren lange Jahre im Schrank gelagert, jetzt, wo es einen Anlass gab, sie hervor zu holen, lohnt sich aber ein Blick auf die Herrschaften mit den ernsten Gesichtern. Es handelt sich um Johann Wilhelm Lambert van de Loo und seine Frau Wilhelmina Maria Theresia Janßen, die er am 27. November 1833 ehelichte. Das genaue Datum ist wichtig, denn es führte zu einer interessanten Geschichte. Erzählt wurde sie jetzt im Wohnzimmer von Elisabeth Seifert, geborene van de Loo, die bis heute in der Villa gegenüber der Aspermühle lebt. Sie nahm den lange verlorenen Ring ihres Ururgroßvaters stellvertretend entgegen.

Christoph Lamers ist ein junger Archäologe, der freiberuflich in der Bodendenkmalfpflege arbeitet und in seiner Freizeit als lizensierter Sondengäng für das Amt für Denkmalpflege im Einsatz ist. Anders als manche „Kollegen“, die keine offizielle Genehmigung haben und Waldbesitzer und Denkmalschützer eher verärgern, leistet Lamers nützliche Dienste. Alles, was von gewisser historischer Bedeutung ist, meldet er dem Amt und trägt es auf einem digitalen Portal ein. Hans-Joachim Koepp, geschichtlich bewanderter früherer Archivar der Stadt Goch, geht als Bodendenkmalpfleger selbst regelmäßig über die Felder. Die beiden kennen sich.

 In der Villa an der Aspermühle stehen Gustav Flören (links) und Elisabeth Seifert mit dem Sondengänger Christoph Lamers neben Porträts des Ehepaars van de Loo, Ururgroßeltern von Elisabeth Seifert.

In der Villa an der Aspermühle stehen Gustav Flören (links) und Elisabeth Seifert mit dem Sondengänger Christoph Lamers neben Porträts des Ehepaars van de Loo, Ururgroßeltern von Elisabeth Seifert.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

„Bahn für Bahn gehe ich über die Flächen, mein Detektor piept, wenn er Aluminiumpapier findet, auch anderen Müll und Altlasten, die ich dann mit einer Schaufel ausgrabe, aufsammele und in einer Tüte mitnehmen. Wenn das Signal abwechselnd das Geräusch für Eisen, Buntmetall und nochmal Eisen macht, ist es oft eine Granate, dann rufe ich den Kampfmittelräumdienst“, erklärt Lamers. Im Fall des Rings lag zwar keine Gefahr vor, aber zu den 2 bis 3 Prozent der Fundstücke „mit Aussagewert“ gehört er bestimmt.

„Es war ein schmaler goldener Ehering, den ich oben auf dem Asperberg ausgegraben habe. Ich habe ihn vorsichtig mit dem Finger ausgewischt und dann schon die Inschrift lesen können“, berichtet der Sondengänger. Für Hansi Koepp war es damit nicht schwierig, im Stadtarchiv die passende Heiratsurkunde zu finden und die Geschichte dahinter zu beleuchten. „Wobei und wann Lambert van de Loo den Ring verloren hat, ist natürlich nicht mehr festzustellen“, sagt er. Klar ist, dass die Eheschließung in Goch (nicht in Asperden) beurkundet wurde, was auch zu erwarten gewesen sei, „denn man heiratet meist war da, wo die Braut her kommt“. Vielleicht war der Asperdener Bürgermeister auf der Jagd oder zog beim Spaziergang einen Handschuh aus, wodurch der Ring vom Finger rutschte. Eine prosaischere Erklärung gibt es auch, die zum Beispiel dem heimatkundigen 101-jährigen Gustav Fleuren denkbar erscheint: „Die Leute hatten ja damals Plumpsklos, die irgendwann geleert wurden, und der Inhalt kam dann als Dünger auf die Felder. Ich weiß von jemandem, der auf diese Weise auch sein Gebiss wiedergefunden hat, das er wohl ausgespuckt hatte.“

Wie auch immer: Der Ring, der irgendwann vor 1891 – da starb der Asperdener – verloren ging, ist nun zurück. Johann Wilhelm Lambert und seine Frau Wilhelmina Maria Theresia hatten übrigens 14 Kinder, von denen zwölf das Erwachsenenalter erreichten. Die Familie lebte zunächst im alten Loo‘schen Besitztum an der Aspermühle, wo 1875 auch das Haus Niersheim, viel später zur Reichswaldklinik umgebaut, errichtet wurde. Von 1855 bis 1978 war van de Loo Pächter von Gut Graefenthal mit 800 Morgen Land, fand Koepp heraus. Ab 1878 lebte die Familie in Haus Niersheim.

Der feine Herr, der ja auch Bürgermeister von Asperden-Kessel war, trägt auf dem Gemälde eines unbekannten Künstlers übrigens noch seinen Ring. Sollte er zu diesem Zeitpunkt schon verschwunden gewesen sein, hatte der Maler vermutlich den Auftrag, ihn dazu zu pfuschen. „Oder es wurde ein neuer Ring gefertigt“, meint Koepp. Den „echten“ hat die Familie nun wieder.

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