Goch Goch begrüßt den Streicher-Nachwuchs

Goch · Heute am frühen Abend ist die erste Chance, den hochbegabten jungen Streichern der internationalen Stringtime im Gocher Kastell zu lauschen. Die polnischen Teilnehmer reisten schon gestern an und freuten sich auf ihre Gasteltern.

 Frank Lindenberg als Hausmeister des Kastells machte sich gestern verdient, indem er die polnischen Kinder samt ihrer Instrumente vom Bahnhof abholte. Hier freuen sich Wojziech und Nazar mit Gastmutter Ute Wagner.

Frank Lindenberg als Hausmeister des Kastells machte sich gestern verdient, indem er die polnischen Kinder samt ihrer Instrumente vom Bahnhof abholte. Hier freuen sich Wojziech und Nazar mit Gastmutter Ute Wagner.

Foto: K.-D. Stade

Dem zwölfjährigen Nazar sieht man die anstrengende Reise an: Über Nacht fuhren er und die übrigen polnischen Teilnehmer mit dem Zug von Krakau nach Düsseldorf, von dort aus ging's weiter mit dem Niersexpress nach Goch. Eine lange Anreise, deren Ziel allerdings für die Kinder und Jugendlichen die Mühe schnell vergessen lassen wird: Jetzt sind sie bis Ostern Teilnehmer der "Stringtime" im Gocher Kastell. Die Streicherakademie für begabten Nachwuchs aus Deutschland, Polen und den Niederlanden ist im weiten Umkreis und natürlich in den Ländern, aus denen die "auswärtigen" Teilnehmer kommen, bekannt und anerkannt. Wer dabei sein darf, ist stolz darauf - er hat sich qualifiziert durch Preise bei Wettbewerben wie "Jugend musiziert" und hat eine Prüfung durch einen der Stringtime-Dozenten bestanden.

Die Müdigkeit von gestern ist heute garantiert überwunden, denn die Jungen und Mädchen, die die weiteste Anreise hatten, haben sich inzwischen ausgeschlafen. "Gerade die polnischen Kinder betreiben ihre Musik mit großer Ernsthaftigkeit und wollen auch zeigen, dass sie gut sind", weiß Marlies Flören von der veranstaltenden Kultourbühne. Deshalb ist davon auszugehen, dass Nazar, Dominika, Wojziech und die anderen sich bei ihren Gasteltern gut ausgeschlafen haben, um fit für die Proben und das erste Konzert zu sein. Zum Beispiel Wojciech, 15 Jahre alt. Auch im vergangenen Jahr war er dabei und hat in Ute Wagner eine tolle "Mutter auf Zeit" gefunden. "Wir haben uns so gut verstanden, dass ich im vergangenen Herbst Wojciech zuhause in Polen besucht habe", berichtet Ute Wagner. Eine herzliche Umarmung der Gocherin durch den 15-Jährigen spricht für sich. Die beiden sind ein so gut eingespieltes Team, dass die Frau nicht einmal Sorgen hat, zur Arbeit zu gehen, während ihr Ferienkind alleine bei ihr zuhause ist. "Er wird sich ausruhen und vielleicht sogar schlafen", ist sie überzeugt. Denn heute um 17 Uhr will der junge Cellist mit einem schwierigen Stück von Saint-Saens brillieren. Eine Hörprobe davon gab's schon gestern im Kastell. Auch andere Kinder holten schon mal Geige oder Viola hervor und stimmten sich ein. Denn soviel Spaß sie an der internationalen Begegnung auch haben - im Vordergrund steht der Wille, als Musiker dazu zu lernen.

Hermann-Josef Kleinen, Leiter der Kultourbühne, begleitet das Projekt, das vor 20 Jahren der bereits verstorbene Helmut Lintzen ins Leben gerufen hatte, schon einige Jahr. "Viele sind schon lange dabei, Anton Brozek und Krzystof Szczepaniak zum Beispiel begleiten die polnischen Kinder von Beginn an nach Goch. Unter den Dozenten sind einige, die zum festen Team gehören, andere wirken erstmals mit. Der künstlerische Leiter Prof. Gotthard Popp hat den Schülern schon vor Wochen die Stücke genannt, die sie sich herunterladen und erarbeiten sollten. Denn bei den Proben geht's nur noch um die Feinabstimmung und um das Zusammenspiel im Orchester. Sein Instrument lernen muss hier niemand mehr.

Die Jungen und Mädchen aus den Niederlanden und vom Niederrhein, die gestern Abend eintrafen und auf ihre Gastfamilien verteilt wurden, freuen sich auf viele Zuhörer, die bei den "großen" Konzerten wie dem heutigen Eröffnungskonzert (17 Uhr), dem Solistenkonzert am Donnerstag um 19 Uhr, beim Kammerkonzert im Kloster Roepaen am Karfreitag ab 19 Uhr oder beim Abschlusskonzert am Ostersonntag dabei sein werden. Auch bei den Hauskonzerten zwischendurch sind Gäste gern gesehen.

(RP)
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