Goch Glutenfrei - zu wenig Angebote in der Region
Goch · Zur Zeit geht es Petra Schubert* nicht besonders gut. Sie hat einen Rheuma-Schub. Ausgelöst wahrscheinlich durch eine Glutenunverträglichkeit, auch Zöliakie genannt. Darunter leidet Schubert seit vielen Jahren, auch wenn sie bislang keine genaue Diagnose hat. "Die haben viele Betroffene nicht, da man die Krankheit nur schwer nachweisen kann", sagt die Gocherin.
Rund sechs Wochen müsste sich die Frau dafür glutenhaltig ernähren. Doch das hält sie nicht durch. "Nach zwei oder drei Tagen bin ich schon arbeitsunfähig", erklärt Schubert. Die Nebenwirkungen dabei sind vielfältig. Sie können einen Rheuma-Schub auslösen, aber auch Durchfälle, Schlafstörungen, Migräne bis hin zu Depressionen können die Folge sein. Und schon ein halbes Korn kann diese Symptome auslösen. Mit glutenfreier Ernährung hat Schubert diese Symptome nicht.
Im Alltag ist es jedoch nicht so einfach, sich komplett glutenfrei zu ernähren. Zwar können Betroffene mittlerweile nicht nur im Reformhaus und im Bio-Laden einkaufen, da mittlerweile auch die Supermärkte glutenfreie Nahrungsmittel anbieten, aber auswärts essen ist im Kreis Kleve für Betroffene fast unmöglich. "Der Niederrhein ist ein sehr schönes Radwandergebiet. Es gibt viele Cafés und Restaurants, nur leider gibt es sehr wenige bis keine Möglichkeiten sich glutenfrei zu ernähren", sagt Schubert. Sie hat schon viele schlechte, aber auch ein paar wenige gute Erfahrungen gemacht. Im Niederrheincafé in Kranenburg durfte sie beispielsweise schon eigene Plätzchen zum Kaffee verzehren. Bei einigen anderen Cafés wurde ihr das trotz ihrer Krankheit verboten.
Obendrein hatte sie auch schon mal einen Bäcker, der glutenfreies Brot gebacken hat. Eine kleine Pizzeria in Goch ist durch sie sogar schon zum Geheimtipp geworden. Sie bietet mittlerweile glutenfreie Nudeln und sogar Pizzen an. Wobei die nicht ganz so einfach glutenfrei herzustellen sind, da kleinste Partikel Mehl von der Arbeitsfläche in die glutenfreie Pizza gelangen und bei den Betroffenen schlimmes anrichten können. "Deshalb ist es auch für die vielen großen Bäckereien und Cafés kaum möglich, glutenfreie Ware anzubieten. Aber die kleinen könnten es machen", so Schubert, die darin noch eine große Marktlücke sieht.
Denn der Bedarf sei groß, sagt sie. "Ich schätze, dass rund zehn Prozent an Glutenunverträglichkeit leiden und die würden sich sehr darüber freuen, wenn es mehr glutenfreie Speisen in Cafés und Restaurants gebe", so Schubert. Im Urlaub habe sie schon viele solcher Restaurants kennengelernt. "England war wie ein Paradis", so Schubert. Dort gab es sogar Restaurants, die nur auf glutenfreie Ernährung abgestimmt waren. Das wurde so gut angenommen, dass alle die Restaurants besuchten - auch jene, die eigentlich glutenhaltige Nahrung vertrugen.
Ein weiteres Beispiel einer vorbildlichen Gastronomie hat Schubert in der Stadt Scheidegg im Allgäu gesehen. "Dieses Örtchen hat sich auf glutenfreien Urlaub spezialisiert und nutzt dies auch bewusst um Touristen anzuziehen", so Schubert, der im Klever Umkreis schon reichen würde, wenn zumindest ein paar wenige glutenfreie Gerichte auf mancher Speisekarte stehen würden. Denn nicht einfach mal spontan essen gehen zu können, sei schon schlimm. "Da geht ein Stück Lebensqualität verloren", gibt Schubert zu bedenken.
* Name geändert