Goch Geeignet oder zertifiziert?

Goch · Der Jugendhilfeausschuss der Stadt Goch hat die Entscheidung über die Änderung der Förderungsrichtlinien für die Kindertagesmütter vertagt. Am 19. Juli wird der Rat über einen "erweiterten Beschlussvorschlag" abstimmen.

 Über die Förderung der Kinderbetreuung durch Tagesmütter wird in Goch diskutiert.

Über die Förderung der Kinderbetreuung durch Tagesmütter wird in Goch diskutiert.

Es sind derzeit 45 Tagesmütter beim Gocher Jugendamt gelistet. Und die waren am Mittwochabend auch fast alle im Gocher Ratssaal, als es im Jugendhilfeausschuss um ihre künftige Vergütung ging.

Zum Teil sogar mit den Kindern. Präsenz, die nach Meinung der Tagesmütter mit zum späteren Erfolg beitrug, dass der Punkt "Änderung der Richtlinien für die Förderung der Kindertagespflege in der Stadt Goch" letztlich von der Tagesordnung genommen wurde.

Jetzt soll der Rat am 19. Juli über einen in den kommenden Tagen von der Verwaltung neu ausgearbeiteten Beschlussvorschlag entscheiden. Bis es zu diesem Entschluss kam, gab es allerdings einige Diskussion und sogar eine kleine Sensation.

Entscheidung ist "schwer gefallen"

Während sich die Kinder auf der Empore mit mitgebrachtem Spielzeug beschäftigten, gab Fachbereichsleiter Dr. Georg Kaster eine Etage unter ihnen gleich zu Beginn der Sitzung zu, dass der Verwaltung die Entscheidung, die Bezüge neu zu staffeln und damit für einige der Anwesenden zu kürzen, "schwer gefallen" sei.

Kollege Hermann-Josef Kleinen war es jedoch, der die beiden Argumente der Stadt zusammenfasste: "Zum einen möchten wir mit dieser Differenzierung (5 Euro für ausgebildete Fachkräfte, 4 Euro für Zertifizierte und 3,50 Euro für Qualifizierte, wir berichteten ausführlich) eine Anpassung an den Kreis vornehmen, zum anderen wird es zu einer Qualitätsverbesserung führen."

Letzteres wohl, da so beispielsweise für die derzeit 7 Tagesmütter, die nur den 84-stündigen Qualifikationskurs vorweisen können, der Anreiz steigen soll, den etwa doppelt so umfangreichen Zertifizierungskurs nachzuholen.

Bis dahin war es auf den Zuschauerrängen auch noch verhältnismäßig ruhig, doch als in Kleinens Präsentation davon die Rede war, dass eine Tagesmutter theoretisch eine jährliche Vergütung von bis zu 50 000 Euro erreichen könne, wurden die Unmutsäußerungen lauter. Von "Fantasierechnungen" war die Rede.

Was Sitzungsleiterin Katharina Verhoeven-Scholz (CDU) in der Folge dazu veranlasste, dem Publikum Wortmeldungen sowie Beifallsbekundungen gänzlich zu untersagen. Dass die vom Thema direkt Betroffenen dann aber doch noch etwas zur Sache äußern durften, hatten sie allein Maria Beaupoil vom Bürgerforum Goch (BFG) zu verdanken. Sie stellte den Antrag auf Unterbrechung der Sitzung, um Tagesmütter-Sprecherin Christa Gerdes die Möglichkeit einer Stellungnahme einzuräumen.

Was diese dann auch tat: Als gelernte Krankenschwester und Mutter von fünf Kindern sei sie "zwar nicht offiziell zertifiziert, aber sehr wohl geeignet" für einen Beruf, den sie "12 Stunden täglich mit Herzblut" mache.

Wie sich ihre Rede auf den nun von der Verwaltung zu überarbeitenden Antrag auswirkt, bleibt abzuwarten. Die Tagesmütter jedenfalls waren anschließend zufrieden mit diesem "vorläufigen Ergebnis". Ihr Wunsch: "Die Bedingungen sollen sich für uns nicht verschlechtern."

(RP)
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