Kessel Linsensuppe und gute Gespräche

Goch-Kessel · Die erste Samentauschbörse im Garten der Viller Mühle lockte zahlreiche Besucher an. Infos über das Naturgärtnern.

 Carolin Beyer (Mitte) mit interessierten Pflanzenfreundinnen in Kessel.

Carolin Beyer (Mitte) mit interessierten Pflanzenfreundinnen in Kessel.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

. Die Wiese an der Viller Mühle zwischen Kessel und Hommersum war an diesem Nachmittag voller Leben. Rund um ein herbstliches Lagerfeuer in der Feuerschale führten zahlreiche Besucher angeregte Gespräche, und die meisten hatten etwas mitgebracht: kleine von Hand beschriftete Tüten oder Dosen gefüllt mit den verschiedensten Samen. Diese wurden getauscht, aber nicht nur die Samen wechselten die Besitzer. Denn, wer selber Samen zieht, der gärtnert auch und kann davon berichten. So wurden bei der ersten Samentauschbörse an der Viller Mühle auch viele Erfahrungen ausgetauscht, zum Beispiel welcher Kompost für welche Pflanzen gut ist oder wie man eigentlich Tomatensamen trocknet. „Ich bin total begeistert, dass so viele gekommen sind“, freute sich Carolin Beyer, Initiatorin der Samentauschaktion. Sie ist es auch, die vor eineinhalb Jahren auf dieser Wiese gleich neben der historischen Öl- und Getreidemühle, einen Garten nach dem Prinzip der Permakultur angelegt hat. Beim Samentausch waren  Tomatensamen besonders gefragt. Aber auch spezielle Bohnen, Salatsorten und Chili waren im Angebot.

„Ich bin überrascht, dass es so viele Chilisorten gibt“, sagte Carolin Beyer und zeigte einen ganzen Stapel von Briefumschlägen, jeder mit einer anderen Sorte Chilisamen. Aus der direkten Nachbarschaft zu Gast war die Autorin Dorothee Dahl. In ihrem Podcast „Expedition Leben“, in dem sie Menschen mit „nicht alltäglichen Lebensentwürfen“ vorstellt, hat sie ein Gespräch mit Carolin Beyer veröffentlicht, die nach ihrem Bachelor-Abschluss in Sport- und Gesundheitsmanagement zehn Jahre lang durch die Welt reiste und auf verschiedenen Kontinenten lernte, wie die Menschen zum Beispiel Gemüse anbauen und sich selbst versorgen. Sie studierte auch an der English Gardening School London und arbeitet jetzt als Gartengestalterin. Dorothee Dahls  Ehemann Frank Fritschy hat den in unmittelbarer Nähe liegenden Viller the Garden entworfen. Er brachte statt Samen Astern-Pflanzen mit und stellte sie auf einen Tisch, der bereits voller verschiedener Pflanzen war, darunter Kräuter und Wildblumen. Die Samen und Pflanzen waren für die Besucher alle kostenlos.

Gegen eine kleine Spende gab es Linsensuppe, selbst gekocht von Carolin Beyers Mutter Sigrid, selbstgebackene Kuchen und warme und kalte Getränke. Die Musik am Lagerfeuer spielten Angelo und Katharina von der Klever Band „mokes“ auf Gitarre und Banjo. Hildegard Lintzen, ebenfalls Nachbarin der Viller Mühle, tauschte Bohnensamen gegen Kräuter. „Selbst gezogenes Gemüse ist einfach das Beste, man weiß was man isst. Und wir backen auch unser Brot selber“, sagte sie. Sie erklärte, dass sie Teile ihrer Felder an die Essener Firma „Ackerhelden“ verpachtet haben. Dort kann man für eine Saison einen 40 Quadratmeter großen Garten mieten und nach Herzenslust Gemüse anbauen. Beim Samenerkennungsspiel zeigte sich, dass die Gäste viel wussten. Sie erkannten nicht nur Kürbissamen und Eicheln, sondern konnten auch die Samen von Phacelia (duftende Blütenpflanze, auch „Bienenfreund“ genannt), Roggen oder Disteln unterscheiden. Beim „Terra Preta“ - Workshop lernten die Besucher, wie vor 1000 Jahren die Indios am Amazonas ihren kostbaren Kompost herstellten. Weil so ein großer Andrang herrschte, konnte Carolin Beyer noch spontane Helfer gebrauchen. Dazu gehörten Mark Raeven und Paul Swiderek, Studenten der Hochschule Rhein Waal im Studiengang „nachhaltige Landwirtschaft“. Sie halfen zum Beispiel, mit Kindern „Samenbomben“ zu matschen. Die Kugeln aus Lehm, Erde und Samen kann man trocknen und im Frühjahr ins Beet legen. „Das hat Spaß gemacht, außerdem sollte man, wenn man die Welt verändern will, bei den Kindern anfangen“, so Raeven. Im Blick auf den Permagarten von Carolin Beyer sagte Paul Swiderek: „Permakultur heißt ja eigentlich „die Natur machen lassen“. „Der Boden, dem man nichts wegnimmt, gibt auch mehr. Unkrautecken sind immer grün“, ergänzte sein Kommilitone.

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