Zukunft der kleinen Kirche in Pfalzdorf Förderverein kauft Ostkirche

Goch · Mit einem symbolischen und vergoldeten Euro hat der Förderverein den Kauf besiegelt. Wenn die Landeskirche nichts dagegen hat, ist der Verein Eigentümer der kleinen Kirche aus dem 18. Jahrhundert.

  Die Ostkirche in Pfalzdorf. Das Bild entstand im Januar als die Kirche entwidmet wurde.

Die Ostkirche in Pfalzdorf. Das Bild entstand im Januar als die Kirche entwidmet wurde.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Das ist ein besonderer Euro. Nicht nur, weil er eingerahmt ist. Die Münze ist der symbolische Euro, mit dem der Förderverein für die Erhaltung der Evangelischen Ostkirche die Kirche von der Evangelischen Kirchengemeinde Pfalzdorf gekauft hat.

Bei Notar Dietmar Berger in Goch beendeten die Unterschriften unter dem Kaufvertrag auch eine Frage, mit der sich die Kirchengemeinde in den vergangenen Jahren häufig beschäftigt hat. Der Gebäudebestand der rund 1800 Gemeindeglieder großen Kirchengemeinde umfasst unter anderem drei Kirchen und ein Gemeindehaus – im Unterhalt zu viel für die Gemeinde. Welche Gebäude möchte und kann die Gemeinde jedoch erhalten? Nachdem ursprünglich geplant war, die Westkirche zu verkaufen, kam Ende vergangenen Jahres noch mal Bewegung in die Sache: Der 2008 gegründete Förderverein bekundete sein Kaufinteresse an der Ostkirche. Am 12. Januar wurde die Ostkirche mit einem Gottesdienst entwidmet (wir berichteten).

Die Ostkirche in Pfalzdorf ist ein  Juwel. Die Grundsteinlegung der kleinen lutherischen Kirche mit einer 13 mal neun Meter großen Grundfläche und einer Höhe von 6,5 Metern erfolgte am 29. August 1776. Die Kirche entstand nach genauen Aufzeichnungen des Landbaumeisters Brix aus Kleve. Gut drei Jahre später wurde dort der erste Gottesdienst gefeiert. Nach Angaben der Evangelischen Kirchengemeinde befand sich die Kanzel ursprünglich elf Stufen hoch an der Giebelwand gegenüber dem Eingang. Davor stand der Altar. Beides wurde vermutlich zwischen 1834 bis 1837 beim Orgelneubau, mit Vergrößerung der Empore, vor die Westwand gestellt. Heute ist der Innenraum der Kirche an drei Seiten von einer Empore auf hölzernen toskanischen Säulen umgeben, zu der eine geschwungene Treppe führt. Die Kanzel stammt aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Bis 2006 wurde die alte lutherische Kirche mit der in ihrem Schatten errichteten Leichenhalle (erbaut 1963-1964) vorwiegend zur Aussegnung der Gemeindeglieder genutzt. Danach wurden keine Gottesdienste mehr abgehalten.

Seit Gründung des Fördervereins mit 40 Mitgliedern im Jahr 2008 haben viele Menschen aus Pfalzdorf und Nierswalde Hand an die kleine rosa Kirche gelegt. 2010 pachtete der Verein die Kirche. Mittlerweile sind es 80 Mitglieder. Und die haben Vieles bewegt in unzähligen ehrenamtlichen Arbeitsstunden: So wurden umfangreiche Instandsetzungsmaßnahmen – überwiegend in Eigenleistung – in Angriff genommen, zuletzt die Sanierung der Außenfassade 2019. Von außen wie von innen kann sich das Gebäude nun sehen lassen. „In der Kirche sollen zukünftig kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte, Ausstellungen und Lesungen stattfinden“, sagt Peter Hohl, zweiter Vorsitzender des Fördervereins. Er hat auch den Euro eingerahmt, nachdem er ihn von einem Juwelier hatte vergolden lassen. Den symbolischen Euro nahm Presbyter Arnd Seven entgegen: „Wir freuen uns, dass die Ostkirche in guten Händen ist und die Kirche erhalten bleibt.“

  Freuen sich: Arnd Seven (Presbyter der Ev. Kirchengemeinde Pfalzdorf), Peter Hohl und Herbert Thissen (Förderverein) sowie Dietmar Berger (Notar)

Freuen sich: Arnd Seven (Presbyter der Ev. Kirchengemeinde Pfalzdorf), Peter Hohl und Herbert Thissen (Förderverein) sowie Dietmar Berger (Notar)

Foto: Evangelischer Kirchenkreis Kleve
  Der Förderverein hat den symbolischen Euro vergoldet.

Der Förderverein hat den symbolischen Euro vergoldet.

Foto: Evangelischer Kirchenkreis Kleve

Auch wenn die Unterschriften trocken sind, „es gibt noch den Gremienvorbehalt“, ergänzt Notar Dietmar Berger. Dass bedeutet, wenn zum Beispiel die Landeskirche etwas gegen den Kaufvertrag einzuwenden hätte, könnte sie Einspruch einlegen. Wenn dieser Vorbehalt nicht zum Tragen kommt, könne die Grundbuchänderung vorgenommen werden. Sprich, die Ostkirche wird mit dem Eigentümer „Förderverein zur Erhaltung der Evangelischen Ostkirche e.V.“ eingetragen.

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