Flugverkehr Weeze muss Kosten für Tower tragen

WEEZE · Airportchef Ludger van Bebber sieht Weeze benachteiligt. Weil die Flugsicherung nicht zuständig ist, muss der Flughafen für die Luftüberwachung zahlen. Er schilderte seine Sorgen beim Besuch von Roman Müller-Böhm (FDP).

 Eine Ryanair-Maschine landet am Flughafen Weeze.

Eine Ryanair-Maschine landet am Flughafen Weeze.

Foto: dpa

Was bewegt die Tourismusbranche? Dieser Frage ging der jüngste Bundestagsabgeordnete Roman Müller-Böhm (FDP) während seiner  Niederrhein-Tour auf den Grund. Im Herbst will er  zusammen mit seinen Fraktionskollegen ein Papier zur Tourismus-Situation in Deutschland veröffentlichen. Das Positionspapier soll darüber hinaus auch konkrete politische Forderungen enthalten. Jetzt besuchte der Obmann im Bundestagsausschuss für Tourismus den Airport Weeze, um sich dort mit Flughafengeschäftsführer Ludger van Bebber über die Situation des Flugtourismus am Niederrhein auszutauschen.

Bei der Frage Müller-Böhms, welche Themen van Bebber beschäftigt, ging der Flughafenbetreiber auf die Organisationsstruktur für Tower (Flugverkehrskontrolltürme) in Deutschland ein. Die Flughäfen Paderborn, Dortmund und Weeze seien strukturell benachteiligt. Da der Flughafen in Weeze vom Bund aufgrund einer Verordnung nicht anerkannt ist, wird der Tower in Weeze nicht von der Deutschen Flugsicherung (DFS) betrieben. Der Airport muss selber zahlen. Dadurch müsse der Tower vom Airport Weeze eigenständig unterhalten werden. Die Mehrbelastung für nicht anerkannte Flughäfen läge im siebenstelligen Bereich, so van Bebber.

 Airport-Chef Ludger van Bebber diskutierte mit Roman Müller-Böhm (l.) angeregt am Flughafen.

Airport-Chef Ludger van Bebber diskutierte mit Roman Müller-Böhm (l.) angeregt am Flughafen.

Foto: ja/Kaspers

Des Weiteren gebe es einige bürokratische Problematiken, die es verhindern, von neue Techniken und Innovationen Gebrauch zu machen. „Wir bekommen die Innovationen nicht umgesetzt“, so Ludger van Bebber. „Wir können die neue Technik beispielsweise für schnellere Kontrollen beim Einchecken nicht wahrnehmen, weil wir die Freigabe nicht erhalten.“ Diese Tatsache ist auch für den Bundestagsabgeordneten nur schwer nachvollziehbar.

„In Amsterdam gehen sie ans Pult, machen die Wanne voll und gehen dann zur Kontrolle“, verweist van Bebber auf das effiziente Kontrollverfahren an Flughäfen im Land der  Tulpenfelder. In Deutschland würde man immer noch andere Kontrollabläufe durchführen müssen.

Müller-Böhm würde gerne die Weichen für eine zukunftsfähige Tourismusbranche stellen: „Tourismus ist die drittgrößte Volkswirtschaftsbranche. Viel drüber gesprochen, wird eigentlich nicht.“ Auch planen andere Länder wie Irland mit 350 Millionen Euro jährlich deutlich mehr im Haushalt für den Tourismusbereich ein als Deutschland (rund 40 Millionen für die Deutsche Zentrale für Tourismus).

Der jüngste Bundestagsabgeordnete will weitere Fördermöglichkeiten über Bund und Länder schaffen sowie die regionalen Tourismusmarken wie dem Niederrhein Tourismus stärken. Zudem will er die Hürden beim Stellen eines Förderantrags und der letztendlichen Umsetzung eines Vorhabens verbessern. Ein Fördersystem wie in Österreich sei ein gutes Beispiel. Dort gebe es eine zentrale Förderungsstelle, wo alle Förderangebote gesammelt werden, die wahrgenommen werden können. In Deutschland seien darüber hinaus nur 20 Prozent der touristischen Leistungen online präsent. „Da müssen wir dringend schauen, dass wir die Leute dazu in die Lage versetzen, dort mehr zu investieren“, so Müller-Böhm. Das große politische Kapitel der Dokumentationspflicht will der 26-jährige Politiker auch anpacken. Rund 14 Stunden pro Woche investiert ein Betrieb in die Dokumentation, so Müller-Böhm. In diesen 14 Stunden könne man sich nicht um die Gäste kümmern oder weitere wichtige Aufgaben wahrnehmen, so Müller-Böhm.

„Die großen Betriebe können sich Steuerberater einkaufen, dort ist dies nicht das große Problem. Aber der Tourismus wird überwiegend von mittelständischen und kleinen Unternehmen betrieben“, erklärt Müller-Böhm. Eins steht für van Bebber und Müller-Böhm fest: Der schlafende Tourismus-Riese am Niederrhein ist bereits wachgeküsst und birgt ein enormes wirtschaftliches Potenzial.

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