Gaesdonck Emotionale Reise mit den Family Singers

Goch · Unter der Leitung von Manuel Hermsen begeisterte der Pfalzdorfer Chor mit einer Neuauflage von „Immanuel – Das Weihnachtsmusical“ gleich zweimal in der ausverkauften Aula des Collegium Augustinianum Gaesdonck.

 Ein Höhepunkt des Musicals: Daniel Verhülsdonk als Engel und Annette Regnitter als Maria im Duett.

Ein Höhepunkt des Musicals: Daniel Verhülsdonk als Engel und Annette Regnitter als Maria im Duett.

Foto: Klaus-Dieter Stade (kds)

Am Anfang war ein tiefer Ton, dann ein vibrierendes Flirren, erwartungsvolles Verharren, bevor wie ein plötzlicher Lichtstrahl eine Melodie beginnt. Licht. „Stern, deine Zeit ist da“ sang der Engel, und es begann die Geschichte, die Christen seit über 2000 Jahren feiern. Mit einer Neuauflage ihres Weihnachtsmusicals „Immanuel“ (Hebräisch: „Gott ist mit uns“) begeisterten die Sänger, Musiker und Tänzer der Pfalzdorfer Family Singers am zweiten Adventswochenende das Publikum in der Aula des Collegium Augustinianum Gaesdonck. Unter der musikalischen Gesamtleitung ihres Dirigenten Manuel Hermsen, agierten etwa 150 Menschen auf der Bühne. Der etwa 80 Stimmen starke Chor wurde begleitet von einem sinfonischen Orchester, für den Solo-Part der Maria konnte die aus Goch stammende Sopranistin Annette Regnitter gewonnen werden. Sie berührte die Zuschauer nicht nur mit ihrer strahlenden Stimme, sondern ebenso durch ihr überaus inniges Spiel in der Rolle der Maria.

Anstelle des traditionellen Krippenspiels wurde erzählt, was in der Bibel steht, aber weitgehend losgelöst von historischem Bezug: Maria erfährt durch den Engel, sie werde schwanger und Mutter des Gottessohnes. Daniel Verhülsdonk, der zusammen mit Manuel Hermsen die Musik komponierte, verkörperte den Engel des Herrn. Im Duett mit Annette Regnitter bewies er seine Professionalität als Musiker, seine Darstellung des Engels vermittelte überzeugend die religiöse Botschaft der Geschichte. Herausgestellt wurde der Konflikt, der zwischen dem jungen, noch unverheirateten Paar Maria und Josef entsteht, als Josef zweifelt. „Sie ist schwanger. Ich habe sie nicht angerührt. Hat sie einen anderen Mann?“ Karl-Philipp Kamps als Josef zeigte, wie dieser hin und hergerissen ist. Auch die Mitmenschen wenden sich ab, machen negative Bemerkungen. Ausgrenzungen, die zu allen Zeiten denkbar sind. Maria und Josef sind eben auch ein Liebespaar, das eine schwere, dunkle Zeit erlebt. Wieder ist es der Engel, der das Licht des Glaubens bringt. Das Paar findet seine Harmonie wieder, und Josef sagt: „Ich glaube, aber ich verstehe es nicht.“ Jeder gläubige Mensch kennt diesen Gedanken.

Die Darbietung war wie auch das gesamte Stück eine emotionale Reise durch Licht und Schatten des Glaubens. Im Dialog zwischen Karin Brock als Elisabeth und Regnitter als Maria zum Beispiel flammt gemeinsame helle Freude auf, szenisch, sprachlich und musikalisch. Auf dem Weg nach Bethlehem überfallen drei jugendliche Wegelagerer das Paar. Franziska Figge, Luzia Bürvenich und Gereon Brakhan tragen in Form eines modernen Sprechgesangs vor, dass sie eigentlich nicht wissen, wohin das Leben geht. In der Konfrontation mit dem heiligen Paar bringt die Szene viele universale Gedanken zur Weg-Symbolik. Von Beginn an mit dabei sind die Heiligen Drei Könige, aus denen die Text-Autoren Katja Bodden und Daniel Verhülsdonk Charaktere gemacht haben, die in jedes Zeitalter passen: der Wissenschaftler, gespielt von Johannes Reintjes, hat nur  sachliches Interesse an dem physikalischen Phänomen „Stern“, der Religionsfanatiker, dargestellt von Wolfgang Brakhan, hält sich stur an Bibelstellen und zitiert treffend im eintönigen Singsang. Den dritten, den Materialisten, der nur dem „Mammon“ Reichtum huldigt, verkörperte Christian Drießen. Die Streitgespräche des Trios spiegeln Konflikte, die zu allen Zeiten hätten stattfinden können. Schließlich ist auch die Gestalt des Herodes nicht nur eine Figur der Vergangenheit. Hans-Peter Bause macht aus dem machtsüchtigen König einen Diktator mit erschreckend aktuellen Gedankengängen.

Sehr schön die Tanzeinlagen von Franziska Figge und Celine Hackstein als „Gewissen“. Choreographiert wurden alle tänzerischen Elemente von Christine Albers. Regie führte Doro Höing. Musikalisch wählten die Komponisten eine Mischung aus Pop, Balladen, Volksmusik, erzählenden Melodien und Chorälen. Instrumental wurde experimentiert mit elektronisch anmutenden Sphärenklängen. Der Chor der Family Singers war eine starke Basis. Besonders im  Schluss-Crescendo strahlte er eindrucksvoll und übersetzte die Botschaft des Lichts. Langer, stehender Beifall.

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