Wunderland Kalkar Binnenschiffer setzen auf die Zukunft

Kalkar · Noch sind es riesige Dieselmotoren, die große Schiffe über die Flüsse transportieren. Aber die Branche weiß, dass sie sich ändern muss, wenn sie eine noch größere Rolle im Transportgeschehen spielen möchte. Fachmesse in Kalkar.

 Die Berufsschifffahrt wird sich erheblich verändern. Nicht zuletzt dürfte die Elektronik an Bord von den Fachkräften großes Fachwissen verlangen.

Die Berufsschifffahrt wird sich erheblich verändern. Nicht zuletzt dürfte die Elektronik an Bord von den Fachkräften großes Fachwissen verlangen.

Foto: Anja Settnik

Welche Rolle die Binnenschifffahrt in unser aller Alltag spielt, wird erst augenfällig, wenn sie mal nicht oder stark eingeschränkt funktioniert. So wie im vergangenen Jahr, als das wochenlange extreme Niedrigwasser die Rheinschifffahrt weitgehend zum Erliegen brachte. Kraftstoffe hingen in Rotterdam fest und erreichten Ruhrgebiet und Rheinland nicht, auch Baustoffe fehlten mit einem Mal. Wenn die Binnenschiffe auch einen „nur“ achtprozentigen Anteil am Warentransport haben, bedeutet dies für einige Güter doch eine ganz erhebliche Menge. Und weil der Weg in riesigen Schiffen über die Wasserstraßen auch heute schon eine „klimafreundliche Alternative zum Lkw-Verkehr ist“, wie Norbert Brackmann, Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft, sagte, müsse die Bedeutung der Binnenschifffahrt steigen.

Am Tag nach der viel beachteten Wutrede Greta Thunbergs auf dem Klimagipfel in New York zielten auch die Redner auf der Kalkarer Messe stark auf Umweltthemen ab. Zwar sagte ein Berufsschüler der Rheinischen Post, dass noch immer ganz überwiegend auf Dieselmotoren gesetzt werde, aber die Forschung und Entwicklung sind da wohl schon etwas weiter. Jedenfalls waren auf der Binnenschifffahrtsmesse auch Gas- und Elektromotoren zu sehen. Und Martin Staats, der Präsident des Bundesverbands Deutsche Binnenschifffahrt, berichtete von Lösungsansätzen, wie die Binnenschifffahrt künftig noch besser „ins Geschäft kommen“ könne. Für ihn ist klar, dass mehr Geld in die maritime und multi-modale Infrastruktur investiert werden muss. Und das sei bei der Bundesregierung durchaus schon angekommen. Zum Beispiel entstehe in Duisburg ein Testfeld für autonomes Fahren auf dem Rhein. Ein Masterplan Binnenschifffahrt werde künftig hoffentlich dazu führen, dass mehr Geld für den wichtigen Wirtschaftszweig in den Bundeshaushalt eingestellt werde.

Ocke Hamann von der Niederrheinischen IHK hatte sich zur Eröffnung bei den Machern der „IAA der Binnenschifffahrt“ für ihr Engagement bedankt. Die einzigartige Kalkarer Fachmesse sei eine wertvolle Veranstaltung und verweise zudem auf die Stärken des Niederrheins: „Ich denke, Sie hatten alle kein Problem bei der Anreise“ – weder Stau noch Parkplatzprobleme sind zu befürchten, wenn man sich dem Kalkarer Wunderland nähert. Messen, die unter anderem starke Motoren bewerben, hätten in diesen Zeiten in großen Städten schon mal Probleme mit Umweltaktivisten, merkte Hamann an. In Kalkar nicht – obwohl gerade Hönnepel vor genau 42 Jahren massiven Protest gegen den Schnellen Brüter erlebte. Der Niederrhein sei jedenfalls ein wichtiger Wirtschaftsstandort geworden, bei dem auch die Nähe zum Nachbarland eine wichtige Rolle spiele.

Der berufliche Nachwuchs stellte sich auf der Messe einmal mehr verschiedenen Herausforderungen. In gemischten Teams zeigte die „Lernende Euregio“, was sie drauf hat. Ganz praktisch ging es beim „Euregionalen Wettbewerb der Mechatroniker des Sektors Maschinenbau und Elektrotechnik unter anderem darum, ein autonomes Boot zu bauen, das am heutigen Mittwoch  zu Wasser gelassen wird. Berufsschulen, Akademien, die Ausbildungsinitiative Binnenschifffahrt sowie der Berufsausbilder-Verband NRW sind auf der Messe vertreten, um zukünftige Fachkräfte an das Thema Binnenschifffahrt heranzuführen. Und nicht nur der Nachwuchs, sondern auch mancher „alte Seebär“ sah sich gerne in den Messehallen um und führte mit ehemaligen Berufskollegen Fachgespräche.

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