Goch/Bedburg-Hau Es wird Zeit für die Empörung

Goch/Bedburg-Hau · Das Theater Mini-Art stellt sein Programm vor: Im Kastell in Goch liest Crischa Ohler Hessels "Empört Euch!", zu den Kulturtagen kommt der Briefträger Bruno, dazu gibt's ein LVR-Forensik-Projekt.

 Sjef van der Linden als Bruno wohnt in einem Paket und verteilt Briefe. Archivfoto: mvo

Sjef van der Linden als Bruno wohnt in einem Paket und verteilt Briefe. Archivfoto: mvo

Foto: van Offern Markus

Es ist ein schmales Heftchen, knapp 21 Seiten stark. "Empört Euch!" rief darin der französische Philosoph Stephane Hessel auf. Hessel hatte nach dem Zweiten Weltkrieg die 1948 verabschiedete Erklärung der Menschenrechte durch die UN mit formuliert. 2012 forderte er, der inzwischen 93-Jährige, in eben diesem schmalen Heftchen die "Männer und Frauen, die das 21. Jahrhundert gestalten werden, aus ganzem Herzen und in voller Überzeugung" zum Widerstand auf. Widerstand, der aus der Empörung kommt: "Widerstand leisten heißt Neues schaffen", so Hessel. Crischa Ohler vom Bedburg-Hauer Theater Mini-Art wird am 9. März um 19 Uhr im Kastell aus Hessels Bändchen "Empört Euch!" lesen, anlässlich der Vorstellung eines Buches über die Stolpersteine in Goch.

Die Lesung zu Hessel ist nur eines der Projekte, die das Bedburg-Hauer Kinder- und Jugendtheater in den kommenden Monaten bietet. Schon nächste Woche steht das wunderbare wie auch traurige Stück "Ente, Tod und Tulpe" als Familienvorstellung auf dem Programm, Sonntag, 25. Februar, 16 Uhr. Es ist ein Stück, das vom Abschiednehmen erzählt und vom Herrn Tod, der als fürsorgliche Gestalt gezeichnet ist, als Gestalt, die zum Leben dazu gehört. Ein Stück nach dem Buch von Wolf Erlbruch, das Menschen, die einen anderen Menschen verloren haben, Mut machen soll. Dazu läuft das Schulprojekt "Abschied, Trauer, Tod" an der St.-Markus-Grundschule Hasselt in Kooperation mit dem Verein "Herzenswunsch Niederrein" und dem Hospiz des Klever Antonius-Hospitals. Die Schulvorstellung mit dem Stück ist am 2. März, 10 Uhr. Abschied und Neuanfang heißt auch das Theaterprojekt mit den vierten Klassen der Grundschule St. Antonius Hau im Juni.

Zum Gedenken an den Abtransport psychisch kranker Menschen aus der LVR-Klinik Bedburg-Hau steht dann am 3. März, 19.30 Uhr, die dokumentierte Geschichte einer jungen Patientin auf der Bühne. "Änne" wurde am 6. März zusammen mit 500 anderen Patienten aus Bedburg-Hau nach Grafeneck abtransportiert und dort am 7. März vergast. Dazu bietet das Theater noch zwei Schulvorstellungen an, am Montag, 5. März, und am Dienstag, 6. März, jeweils um 10 Uhr.

Tags darauf, am 7. März, 19.30 Uhr, gibt das Theater in der Societät in Emmerich eine deutsch-niederländische Collage als humorvollen Blick auf zwei Nachbarländer. Später im Juli startet zu dem Thema ein Theaterkurs des Gocher Gymnasiums. Zuvor heißt es "Über die Grenze - over de Grens" in Weeze: ein deutsch-niederländisches Theaterprojekt mit Grundschulklassen aus Weeze und Well/NL.

Bereits begonnen hat das Projekt für straffällig gewordene Frauen aus der Forensik der LVR-Klinik Bedburg-Hau. "Wir fragen nicht nach ihrem Delikt, wir therapieren nicht - wir spielen mit den Frauen Theater. Bis zur Aufführung", sagt Sjef van der Linden. Es ist ein Projekt, das die Frauen später in ihrer Therapie weiterbringen soll, wie ähnliche Vorgängerprojekte gezeigt haben.

Zu den Kreis Klever Kulturtagen gibt es "Bruno, der Briefträger". Der wohnt im Paket. Vor allem die kleinen Besucher beschäftigen sich noch lange mit dieser schönen, auch nostalgischen Geschichte: "Bei Edeka kam ein Junge zur mir und rief: Bruno. Hast du den Brief noch zustellen können?", freute sich Sjef van der Linden, der den Bruno spielt. (Sonntag, 13. Mai, 16 Uhr, Eintritt frei).

(mgr)
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