Interview mit Enni-Geschäftsführer Stefan Krämer „Wir haben erst ein Etappenziel erreicht“

Moers · Nach der Netzübernahme in Uedem und Rheinberg will der Moerser Energieversorger Enni weiter wachsen.

 Stefan Krämer ist Geschäftsführer der Enni Energie und Umwelt. Das Unternehmen ist aus der Fusion der Stadtwerke Moers und Neukirchen-Vluyn hervorgegangen.

Stefan Krämer ist Geschäftsführer der Enni Energie und Umwelt. Das Unternehmen ist aus der Fusion der Stadtwerke Moers und Neukirchen-Vluyn hervorgegangen.

Foto: Enni/Jörg Parsick-Mathieu

„Enni ist jetzt Regionalversorger“ titelte die Rheinische Post Anfang des Monats. Ist mit der Netzübernahme in Uedem und Rheinberg und durch die Beteiligung von Gelsenwasser an Enni nun das erklärte Ziel, den Markt am linken Niederrhein in den Kreisen Wesel und Kleve zu bedienen, erreicht?

Stefan Krämer Das war ein wichtiger Wachstumsschritt, unsere Marktposition auch über die bisherigen Stadtgrenzen hinaus auszubauen. Eines der großen Ziele bei Unternehmensgründung im Jahr 2000 ist erreicht. Über die Gasnetze in Rheinberg und Uedem sind wir jetzt auch in weiteren Kommunen untrennbar mit den Menschen verbunden. Unsere neue Rolle wollen wir nutzen, um Unternehmen und Haushalten in den Kreisen Kleve und Wesel zukünftig attraktive Angebote zu machen und auch in anderen Kommunen des Niederrheins möglichst weitere Aufgaben zu übernehmen. Deswegen sehe ich jetzt erst ein Etappenziel erreicht. Wir freuen uns auf den Niederrhein.

Bei aller Freude über Erfolge: Wo gab es auf dem Weg auch Rückschläge?

Krämer Unsere Strategie ist auf wirtschaftliches Wachstum ausgerichtet und hier kann nicht jedes neue Thema sitzen. Meist lagen wir in den letzten Jahren richtig. Durch regenerative Projekte, tausende neue Kunden und unsere Dienstleistungen für Kommunen und Unternehmen in und außerhalb von Moers konnten wir den Unternehmenswert deutlich steigern. Gerne hätten wir noch mehr Konzessionen gesichert – leider konnten wir uns im Wettbewerb um das Gasnetz in Sonsbeck nicht durchsetzen.

Wo sehen Sie die besten Chancen, für die nächsten – sagen wir mal fünf Jahre – neue Marktanteile zu gewinnen?

Krämer Wir sind in den neuen Regionen bald erlebbar, wollen auch hier regenerative Erzeugungsprojekte forcieren und Treiber der Energiewende sein. In Xanten planen wir beispielsweise gerade einen Solarpark. Gerne würden wir wie in Moers auch in anderen Teilen des Niederrheins mit Dienstleistungen überzeugen. Letztlich wollen wir mit unserer Präsenz vor Ort Kunden für unsere Produkte begeistern. Ich bin überzeugt: Wenn die Menschen uns erst einmal kennen und spüren, werden sich automatisch weitere Türen öffnen. Viel verspreche ich mir dabei von der Kooperation mit Gelsenwasser, mit der die Chemie stimmt und die eine ähnliche Philosophie wie unser Unternehmen vertritt. Mal sehen, was am Niederrhein noch gemeinsam geht.

Gelsenwasser wie Innogy sind Miteigentümer von Enni. Können Sie jetzt noch, wie in Rheinberg und Uedem, bei Ausschreibungen in Wettbewerb zu diesen Unternehmen gehen?

Krämer Zunächst geht es um Rheinberg und Uedem und die Suche nach weiteren Gemeinsamkeiten. Konzessionen sind am Niederrhein sowieso jetzt über Jahre vergeben. Wenn sich aber Chancen zeigen, wollen wir die weiter nutzen – als Enni und gerne auch gemeinsam mit Partnern. Das ist unser Weg – seit zwei Jahrzehnten.

Enni hat als Sponsor am Niederrhein viele Zeichen gesetzt. Nehmen wir nur die Musiknächte in Moers, Rheinberg und Xanten. Können wir in Uedem oder auch jenseits von Uedem mit ähnlichen Aktivitäten rechnen?

Krämer Auch für diese Kommunen gilt: Wir sind mit unseren Netzen fester Bestandteil des Niederrheins, der unsere Heimat ist. Den hier lebenden Menschen wollen wir auch in Uedem etwas zurückgeben – über attraktive Produkte oder im Rahmen unserer Möglichkeiten mit Engagement im kulturellen oder sportlichen Bereich.

Wie wird Enni besonders in Uedem wahrnehmbar sein?

Krämer Zunächst über unsere Monteure. Die werden bald vor Ort sein, fest ins Stadtbild gehören und für eine weiterhin sichere Energieversorgung sorgen. Grundsätzlich sollen auch Uedemer natürlich alle Vorteile eines lokalen Unternehmens genießen – Service, attraktive Produkte und Kundennähe. So planen wir ein Servicebüro als feste Anlaufstelle, mit Möglichkeiten kostenloser Energieberatung. In Sachen Mobilität prüfen wir den Bau einer Erdgas-Tankstelle und ein Event, wie beispielsweise den Enni Comedy Salon, werden wir sicher auch hier unterstützen. Letztendlich wird uns der Arbeitsmarkt spüren und die Wirtschaft profitieren – über den Einkauf von Waren und Dienstleistungen und die Einstellung neuer Mitarbeiter.

Wo steht das Unternehmen Enni in fünf Jahren?

Krämer Das ist in den für die Branche unsicheren Zeiten der Energiewende, eines harten Wettbewerbs und gesetzlicher Regulierung ein Stück weit Kaffeesatzlesen. Wir wollen aber weiter wachsen und haben hierzu noch viele Ideen. Ich bin überzeugt, dass wir dann weiter eine gute Rolle als starke Energiemarke für die Menschen am Niederrhein übernehmen und wichtige Stütze gerade für unsere kommunalen Gesellschafter sind.

Zum Abschluss bitte Ihre Einschätzung als Experte. Mit welchen Energiepreisen müssen Verbraucher in den nächsten Jahren rechnen?

Krämer Das Auf und Ab wird weitergehen, tendenziell sehe ich vor allem durch den Umbruch in der Energiewirtschaft steigende Energiepreise. Der beschlossene Atom- und der angestrebte Kohleausstieg sowie der dringend erforderliche Netzausbau sind ganz sicher Preistreiber. Wir wollen unseren Kunden aber weiterhin attraktive Produkte zu unterdurchschnittlichen Preisen anbieten. Das ist eines unserer Ziele.

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