Goch Ein Schreiner auf den Spuren des Vaters
Goch · RP-Serie "Der Goldene Meisterbrief" (2): Das Meisterstück von Anton van Gemert war 1960 eine Kassetten-Haustüre.
Schon als Junge war Anton van Gemert durch seinen Vater vorbelastet. Nach dem Abschluss der Volksschule, die er von 1944 bis 1952 in Goch am Frauentorplatz besuchte, stand für ihn fest, Schreiner zu werden. Die Berufsberatung meinte, da Anton für sein Alter eher klein und schmächtig war, ob er nicht einen anderen Berufswunsch hätte. Daraufhin sagte er: "Wenn ich nicht Schreiner werden kann, möchte ich Schmied werden." Damit war die Berufsberatung beendet, und sein Wunsch, den Beruf des Vaters fortzuführen, wurde Wirklichkeit.
Am 1. April 1952 begann er seine Lehre bei Josef Janssen, Voßstraße 90, in Goch. Im ersten Lehrjahr war er der einzige Lehrling, später kamen noch zwei dazu. "Wir arbeiteten wöchentlich 48 Stunden. Samstags wurden von den Lehrlingen die Werkstatt gefegt und die Maschinen gepflegt, dann war um 16 Uhr Feierabend", blickt van Gemert zurück. Wichtig war, jedes Werkzeug musste immer am gleichen Platz sein. Einen Tag pro Woche war Unterricht in der Gocher Berufsschule bei den Lehrern Anton Montag und Paul Tenhaaf. Am 1. April wurde der jüngste Lehrling zu einem Kollegen geschickt, um einen "Glashobel" auszuleihen, den es natürlich nicht gab. Schon in der Lehrzeit half der heute 76-Jährige mit, Fenster, Türen und Treppen herzustellen.
Nach drei Jahren Lehrzeit machte er 1955 seine Gesellenprüfung. Das Gesellenstück war eine Haustüre mit Sprossen. Er erinnert sich daran, dass er als Geselle aus Massivholz handgearbeitete Türen mit Bogen für das Collegium Augustinianum Gaesdonck hergestellt hat. Nach der Gesellenprüfung wurde der Tischler in die Kolpingsfamilie Goch aufgenommen, der er bis heute angehört. Auch als Geselle bestand seine Arbeit darin, Fenster, Türen und Treppen herzustellen. "Wir waren noch richtige Schreiner", blickt er zurück. Nach fünf Gesellenjahren meldete sich der Gocher in Kleve bei der Meisterschule an. Jeden Samstag und Dienstag war Unterricht bei Georg Elbers aus Kalkar. Vor der Meisterprüfung musste unter Aufsicht in der Werkstatt der Berufsschule eine Arbeitsprobe angefertigt werden. Für ihn war das ein Sprossenoberlicht für eine Haustüre. Am 6. September 1960 bekam er vor der Handwerkskammer Düsseldorf den Meisterbrief. Sein Meisterstück war eine Kassetten-Haustüre.
1969 machte sich Anton van Gemert als Tischlermeister selbstständig. Seine Werkstatt war im Keller seines Hauses, Kleinfeldchen 10, in Goch. Er arbeitete immer allein, hin und wieder half ihm sein Vater, der mit 76 Jahren starb. Seit 1997 ist van Gemert Rentner. "Wichtig für einen Tischler, ich habe noch alle zehn Finger", schmunzelt er. Zum 25-jährigen Betriebsjubiläum, am 1. August 1994, bekam er eine Urkunde der Handwerkskammer Düsseldorf.