Goch Drei Jünglinge im Feuerofen runderneuert

Goch · In einer Feierstunde übergab Alt-Bürgermeister Willi Vaegs das Denkmal an der Brückenstraße an die Bürger. Die Gocher hatten sich um das Mahnmal, das an Opfer und Überlebende der Weltkriege erinnern soll, versammelt.

 Die drei Jünglinge im Feuerofen vor der Silhouette der altehrwürdigen Maria-Magdalena-Kirche am Stadtpark-Eingang.

Die drei Jünglinge im Feuerofen vor der Silhouette der altehrwürdigen Maria-Magdalena-Kirche am Stadtpark-Eingang.

Foto: Gottfried Evers

In der winterlichen Abenddämmerung recken die "Drei Jünglinge im Feuerofen" ihre Arme empor, wie seit 52 Jahren. Das Mahnmal an der Brückenstraße in Goch aber sieht aus, als sei es gerade erst aufgestellt worden. Die Spuren von fünf Jahrzehnten sind nicht mehr zu sehen. Es wurde gereinigt, sandgestrahlt, neu verfugt, und die Pflasterung wurde erneuert. Ein neues Geländer grenzt den Bereich zum Stadtpark hin ab. Der Heimatverein Goch hat das Denkmal, das 1966 von dem Wuppertaler Künstler Fritz Bernuth geschaffen wurde, restaurieren lassen. "Es war einfach unansehnlich geworden. Eigentlich katastrophal", sagte Willi Vaegs, ehemaliger Bürgermeister der Stadt Goch und Vorsitzender des Heimatvereins. In einer Feierstunde am Abend des 73. Jahrestages der Zerstörung der Stadt Goch übergab er das runderneuerte Mahnmal wieder an die Bürger.

Etwa 50 Gäste hatten sich um die "Drei Jünglinge im Feuerofen" versammelt, darunter mehrere Ratsmitglieder und Sponsoren. Die Kosten für die Renovierung betrugen 16.000 Euro, die sich aus Spenden von Privatleuten, der Stadt Goch, den Stadtwerken, der Verbandssparkasse und der Volksbank-Stiftung zusammensetzten. Willi Vaegs nannte in seiner Rede auch eine großzügige Spende von der Stiftung "Klein" (Papa Klein) sowie die Unterstützung der ausführenden Handwerksbetriebe. "Das ist auch ein Beispiel für miteinander Handeln - da kommt was bei rum", schloss er seine Ansprache.

Das Denkmal erhielt seinen Namen in Anlehnung an ein christliches Motiv aus dem Alten Testament (Daniel Kapitel 3). Die drei jungen Männer Ananias, Misael und Azarias hatten sich geweigert, ein Götzenbild des Nebukadnezar anzubeten. Zur Strafe wurden sie gefesselt in einen glühenden Feuerofen geworfen. Die Geschichte erzählt, dass die drei unversehrt und lebendig aus dem Feuer heraustraten. Das Gleichnis wurde zum Symbol für Glaubensstärke und Auferstehung.

 Alt-Bürgermeister Willi Vaegs übergab das Mahnmal an die Bürger.

Alt-Bürgermeister Willi Vaegs übergab das Mahnmal an die Bürger.

Foto: Evers Gottfried

"Das Mahnmal soll an die Opfer zweier Weltkriege erinnern und daran, dass die Menschen Angst, Schrecken und Terror überwanden", sagte Bürgermeister Ulrich Knickrehm. "Seine Wiederherstellung war unsere Pflicht. Es ist ein Teil unserer Geschichte", betonte er. Er erinnerte auch daran, dass Goch damals bereits "Miteinander-Stadt" gewesen sei, denn die Finanzierung sei ausschließlich durch private Spenden gestemmt worden. "Wir verstehen die Renovierung auch als Geste an die Spender von damals. Wir wollen das, was sie uns hinterließen, nicht verkommen lassen, sondern in Ehren halten", fügte Knickrehm hinzu.

Die neuen Bodenstrahler - ein Geschenk der Stadtwerke - beleuchteten an diesem Abend zum ersten Mal eindrucksvoll die "Drei Jünglinge", deren zeitlose Form sowohl Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft umfasst. An der Hauptzufahrtsstraße zum Mittelpunkt der Stadt, sind sie nun auch in der Dunkelheit nicht mehr zu übersehen. Die Silhouette der Maria- Magdalena-Kirche im Hintergrund ist auch kein Zufall. "Lange wurde 1966 über den Standort diskutiert", erzählte Willi Vaegs. Einige wollten es mitten auf dem Markt, einige im Wassergarten. Die Nähe zur Kirche sei deshalb gewählt worden, weil die Nationalsozialisten die Kirchen geschlossen hatten. Deshalb habe man am "Bejers Kruis" vor der Kirche gebetet, eine Tradition, die bis heute immer am 7. Februar, dem Tag der Zerstörung Gochs vor 73 Jahren, gepflegt werde. Eine Info-Tafel, die noch einmal die wichtigsten Fakten zum Denkmal zusammenfasst, war an diesem Abend noch nicht fertig. "Das dauert noch ein paar Wochen", teilte Günter van Cuick vom Heimatverein mit.

Nach den Reden standen die Besucher noch einige Zeit zusammen und sprachen über das Mahnmal, das nun neue Aufmerksamkeit bekommen hat. Im Michaelsheim wurde noch weitergesprochen bis zum gemeinsamen Besuch der Abendmesse in der Kirche.

(RP)
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