Inklusion Bei Doublewood gibt’s nur Kollegen

goch/KLEVE · Sie müssen am Markt gegen die Konkurrenz „normaler“ Unternehmen bestehen. Und dennoch ihren Mitarbeitern ein angepasstes Arbeitsumfeld bieten - gemeinnützige Firmen wie „Domus“.

"Domus" integriert Behinderte in den Arbeitsmarkt
Foto: Klaus-Dieter Stade (kds)/Stade, Klaus-Dieter (kds)

Die Sachen sind echte Hingucker. In keinem Gartencenter der Region und in keinem Möbelhaus sind diese Tische, Bänke und Sessel zu finden. Es gibt sie nur bei Domus, Außenmöbel Marke „Doublewood“. Hergestellt werden sie im Gocher Gewerbegebiet von einer gemeinnützigen Gesellschaft, Teil der Lebenshilfe Leben und Wohnen Kleve. Das Integrationsunternehmen ist seit 2010 am Markt und hat gerade eine neue Abteilung eröffnet: Nach Innenausbau und Möbelbau gibt es jetzt auch einen Zweig Garten- und Landschaftsbau.

Das alles stemmt Domus mit einem Betriebsleiter, sieben Fachhandwerkern als Anleitern und sieben Schwerbehinderten. Letztere hätten auf dem freien Arbeitsmarkt kaum eine Chance. Bei Domus gehören sie schlicht dazu. „Sie sind einfach Kollegen. Dass sie Beeinträchtigungen haben, merke ich im Alltag kaum“, sagt Schreiner Markus Schreur, der die behinderten Mitarbeiter in der Holzwerkstatt anleitet. Seit zwei Jahren sammelt er Erfahrungen mit den etwas anderen Kollegen und kennt inzwischen die Besonderheiten, die eben zu berücksichtigen sind. „Die meisten unserer Jungs hier haben psychische Probleme, schlafen oft nicht gut und sind dann morgens nicht so fit. Dann reden wir erst mal oder machen die Frühstückspause ein bisschen länger.“

Auch körperlich ist mancher beeinträchtige Mitarbeiter nicht ganz so belastbar, deshalb gibt es auch Teilzeitarbeitsplätze. „Alle sind aber sehr motiviert und froh, hier eine sinnvolle und produktive Tätigkeit ausüben zu können“, erklärt Geschäftsführer Hermann Emmers. Das Ergebnis - zum Beispiel schöne Möbel, die gerne gekauft werden - mache sie stolz. Sein Betriebsleiter Thomas Kriegs weiß, dass die Auffassungsgabe der zum Teil geistig behinderten Männer eine andere ist, dass sie fachliche Hilfe und Kontrolle benötigen. „Manches muss ich jeden Morgen neu erklären“, berichtet er schmunzelnd. Aber dafür sind die nicht-behinderten Mitarbeiter ja nun einmal da.

Die Tische und Bänke, die in immer mehr Gärten stehen, sind aus rohem, geglätteten Fichte-Tanne-Holz gefertigt, mal unbehandelt, mal pastellfarben lasiert. „Antik-grau wird am liebsten genommen“, weiß Kriegs. Die guten alten Gerüstbohlen, auch „Steigerholz“ genannt, dienen als Ausgangsmaterial. „Die Bretter nehmen wir als Untergestellt oder Beine doppelt, das macht die Konstruktion extrem stabil“, erklärt Emmers - daher der Name „Doublewood“. Das Design ist einmalig, der Kevelaerer Innenarchitekt Lindemann unterstützt bei der Ideenfindung. Immer wieder wird auch Neues kreiert - mal ein Untertisch für moderne Waschbecken, mal ein cooler Stehtisch oder eine Bar. Schwere Sessel, Hocker oder Tische mit Gasfeuerstelle in der Mitte ziehen viele Blicke auf sich. Im Museum Goch, im Garten des Kesseler Restaurants Stoffelen, vor dem Café Reffeling in der Klever Fußgängerzone oder als Leihgabe auf dem Nikolausmarkt in Goch sind die Möbel vertreten.

Auch beim Innenausbau und im Gartenbau leisten die behinderten Mitarbeiter mehr, als mancher für möglich halten würde. Immer mehr Kunden unterstützen die Integrationsfirmen durch Aufträge. Die Leistung muss allerdings stimmen, einen Mitleids-Bonus gibt es nicht. Was es gibt ist eine Förderung der Arbeitsplätze durch das NRW-Sozialministerium und eine Unterstützung durch die Aktion Mensch. Ansonsten gelten die üblichen Gesetze des Markts - „wir könen auch nicht billiger einkaufen als andere Unternehmen, müssen konkurrenzfähige Preise bieten und mit unserer kleinen Mannschaft auch den Vertrieb stemmen“, erklärt Emmers. „Domus“ ist keine Werkstatt für Behinderte, sondern ein Integrationsunternehmen, das als Tischlerbetrieb in der Handwerksrolle geführt wird. Nur werden eben die Arbeitsplätze der behinderten Mitarbeiter subventioniert. „Diese Förderung kann übrigens jedes Unternehmen erhalten, das Behinderte einstellt“, gibt Emmers zu bedenken, und er wünschte sich, dass mehr Arbeitgeber von dieser Möglichkeit Gebrauch machten.

Gut angelaufen sei auch die Abteilung Garten- und Landschaftsbau. Schulen lassen sich „grüne Klassenzimmer“ anlegen, ältere Menschen vergeben Pflegeaufträge für ihre zu großen Grundstücke. Wer Domus näher kennenlernen möchte, kann sich die Internetseite ansehen: www.domus-double-wood.de

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