Evangelische Gemeinde Goch Er predigt fast wie ein Pfarrer – und ist doch keiner

Goch · Sie sind Laien, aber haben eine intensive Ausbildung durchlaufen. In der evangelischen Kirche dürfen Prädikanten alles und sehen auch so aus wie Hauptamtliche. Einer von ihnen ist Dirk Elsenbruch, der am Sonntag in Goch ordiniert wird.

 Dirk Elsenbruch predigt ab kommenden Sonntag ehrenamtlich als Prädikant der evangelischen Kirchengemeinde Goch.

Dirk Elsenbruch predigt ab kommenden Sonntag ehrenamtlich als Prädikant der evangelischen Kirchengemeinde Goch.

Foto: Stefan Schmelting

Der kommende Sonntag, 20. März, ist für Dirk Elsenbruch, seine Familie und die evangelische Kirchengemeinde Goch ein besonderer Sonntag. Denn der Familienvater dreier erwachsener Töchter wird in der evangelischen Kirche am Markt gegen 15 Uhr zum Prädikanten (lat. „Vorsprecher“) ordiniert. Er darf dann alles, was ein Pfarrer darf und er sieht im Talar auch genauso aus. Die Gemeindemitglieder kennen ihn schon lange, aber der anstehende „Karriereschritt“ ist schon etwas Besonderes.

„Schon immer habe ich gerne Teamgottesdienste geplant, Prädikant war jedoch nicht mein ursprüngliches Ziel“, so Elsenbruch. Nach einer Fortbildung mit dem damaligen kreiskirchlichen Beauftragten für die Prädikanten, Pfarrer Armin Rosen, sprach er mit Pfarrerin Rahel Schaller, und schon ging es los. Das war 2018, Elsenbruch musste sich für die Ausbildung bei der Landeskirche bewerben. Rosen wurde sein Mentor, nachdem dieser an das Berufskolleg in Wesel wechselte, übernahm Pfarrer Robert Arndt.

Ein Prädikant predigt ehrenamtlich und hat meist einen Beruf ohne theologischen Hintergrund. Nicht nur deswegen sind die Laien-Prediger durchaus beliebt, sie bringen eine andere Sicht auf manche Dinge ein. Und natürlich entlasten sie  die Hauptamtlichen, die auch in der evangelischen Kirche rar sind, „Ich fühle mich natürlich nicht so bibelfest und theologisch auf der Höhe wie ein Pfarrer das nach einem Studium ist“, meint der 57-Jährige. Elsenbruch ist ausgebildeter Krankenpfleger und arbeitet  als Fachkraft für Arbeitssicherheit.

Aufgewachsen in Betzdorf im Westerwald kam Elsenbruch mit der Familie vor 25 Jahren nach Goch. Auch Frau und Kinder begrüßen seinen Entschluss, Prädikant zu werden. „Meine mittlere Tochter sagte mal zu mir, sie fände gut, wie ich meinen Glauben lebe. Als Prädikant leite ich vier bis fünf Gottesdienste im Jahr plus Amtshandlungen, um die ich gebeten werde, wie beispielsweise eine Trauung“, so Elsenbruch. Das erste Mal im Talar – das war für Elsenbruch schon gewöhnungsbedürftig und ist eine Besonderheit der rheinischen Kirche – in anderen Landeskirchen tragen Prädikanten keinen Talar. ­

 Die Aufregung hält sich ein paar Tage vorher noch in Grenzen. Gedanken zur Predigt (über Elia am Berg Horeb) sind gemacht, aber noch nicht ausformuliert. „Das sind bisweilen acht und mehr Stunden, die wir als Ehrenamtliche in der Freizeit mit einer Predigt verbringen“, weiß der Prädikant.

Wenn er am Sonntag durch den Superintendenten des Kirchenkreises, Pfarrer Hans-Joachim Wefers, ordiniert worden ist, betritt er die Kanzel. Auf der einen Seite sei schon eine gewisse Routine da. Auf der anderen Seite gehöre ein wenig Anspannung dazu. Elsenbruch möchte gerne Gottesdienste im Team vorbereiten, etwa mit dem Männerkreis oder dem Helferkreis.

Im evangelischen Kirchenkreis Kleve sind mit Dirk Elsenbruch 14 Prädikantinnen und Prädikanten beschäftigt, in der gesamten rheinischen Kirche sind es 650. Ihre Ausbildung dauert rund zwei Jahre – für die altersdurchmischten Kurse mit Teilnehmenden aus vielen Berufen ist die Landeskirche verantwortlich. Es gibt verbindliche Wochenkurse: einen zur Einführung, einen Zwischenkurs, einen Pflichtkurs zur Seelsorge und einen Abschlusskurs. Daneben findet die praktische Ausbildung in den Gemeinden statt; da müssen dann Gottesdienst zu Taufe, Trauung oder Beisetzung vorbereitet werden. Außerdem findet eine Gottesdienstvisitation mit  Coaching statt. Am Ende der Vorbereitung stehen eine Ordinationstagung und die Ordination.

(RP)
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