Gocher Gespräche Arnold-Janssen-Preis für Thomas Rusche

Goch · Der Textilunternehmer, der auch Religion und Philosophie studiert hat, wurde für seine soziale Auslegung des Unternehmertums ausgezeichnet. Spannende Vorträge und Debatten zu aktuellen Gesellschaftsthemen.

 PD Dr. rer. pol. Dr. phil. Thomas Rusche erhaelt den Arnold-Janssen-Preis der Stadt Goch

PD Dr. rer. pol. Dr. phil. Thomas Rusche erhaelt den Arnold-Janssen-Preis der Stadt Goch

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Wer Freude am Sinnieren und Philosophieren hat, der kam am Wochenende in Goch auf seine Kosten. Die 6. Internationalen Gocher Gespräche aus Anlass der Verleihung des Arnold-Janssen-Preises standen unter der Überschrift „Markt versus Moral?“ Es ging in diversen Vorträgen und Debatten um die Frage, ob die Herausforderungen der (digitalen) Zukunft Begrenzungen der Märkte voraussetzen, um das soziale Miteinander nicht zu überfordern. Hält unsere Gesellschaftsordnung all diese technologischen Neuerungen aus, und was können oder müssen Unternehmer tun, um menschliche Arbeitgeber zu bleiben?

Darauf hat Thomas Rusche, der Träger des diesjährigen Arnold-Janssen-Preises, für sich eine Antwort gefunden. Der Textilunternehmer (Marke SØR), Wirtschaftswissenschaftler, Philosoph und Theologe gilt als Vorbild in Sachen Unternehmensethik. Seine Erwiderung auf die Preisvergabe war im Stucksaal der Gaesdonck ein Höhepunkt der Gocher Gespräche.

Die Menschheit erlebt derzeit eine neue industrielle Revolution. Digitalisierung und künstliche Intelligenz machen vor kaum einem Bereich halt. Ganze Gesellschaftsordnungen sind im Wandel. Das hat Konsequenzen für jeden einzelnen Menschen. Eine der vielen Fragen, die sich daraus ergeben: Braucht es mehr staatliche Kontrollen oder doch „mehr Markt“? Ein weites Themenfeld, an dem nicht zuletzt der Nachwuchs Interesse haben muss, denn er wächst als Akteur von morgen in die neue Gesellschaftsordnung hinein. Deshalb war zu einem Teil des Vortragsprogramms auch die ältere Schülerschaft des Gymnasiums eingeladen. Sehr gut besucht war zudem die Abendveranstaltung mit Bestsellerautor Manfred Lütz, der über sein neues Buch „Der Skandal der Skandale“ sprach.

Teilnehmer der Tagung äußerten sich anerkennend über die Denk-Angebote, insbesondere über den Beitrag über moderne Sklaverei und Menschenhandel von Dietmar Roller (Nichtregierungsorganisation IJM) und über Ethik und Moral im Kontext von Big Data von Klaus Hegemann von der Klever Hochschule.

Als Laudator auf den Preisträger war Peter Schallenberg aus Mönchengladbach engagiert worden, der viele Leseempfehlungen gab und mit Theologen im Publikum scherzte, aber nur wenig über den Preisträger selbst sagte. Stattdessen informierte er umfänglich über Arnold Janssen, den Ordensträger der Steyler Mission aus Goch, dessen Heiligsprechung den Anlass zu den ersten Arnold-Janssen-Tagen gegeben hatte. Der Missionar aus Goch habe aus seinem Glauben heraus dazu aufgefordert, in Krisenzeiten Neues zu verwirklichen - so, wie es auch ein Unternehmer immer wieder tun müsse.

Womit dann Thomas Rusche eingeführt war. Er nahm das Papst-Wort von der „digitalen Kulturrevolution“ auf und appellierte an Menschen und Organisationen, auch in kapitalistischen Strukturen den Humanismus nicht zu vergessen. Dass die wohlhabenden Länder sich auf dem Buckel des Südens entwickeln und damit Hunger und Umweltverschmutzung zu verantworten haben, sagte er in aller Deutlichkeit. Aber auch, dass der digitale Wandel großartige Möglichkeiten der Kommunikation enthalte. Rusche plädiert für eine partnerschaftliche Marktwirtschaft in christlicher Verantwortung. Die Urkunde erhielt er vom Vorstandsvorsitzenden der Arnold-Janssen-Solidaritätsstiftung, Konsul Georg Claessens.

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