Goch Dicke Luft im Flughafen Weeze

Goch · Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes klagen über so schlechte Luft im Terminal, dass sich Konzentrationsstörungen einstellen. Das sei gerade in der Security nicht tragbar. Die Verantwortlichen suchen nach Lösungen.

 Sebastian Gilleßen, Geschäftsführer von Agello.

Sebastian Gilleßen, Geschäftsführer von Agello.

Foto: KKH

Die Mitarbeiter im Sicherheitsdienst des Weezer Flughafens haben ihren Arbeitsplatz in einem großen "Glaskasten". Da kontrollieren sie Fluggäste, sitzen vor Monitoren und deuten die Bilder des durchleuchteten Gepäcks, die vor ihren Augen vorbeiflimmern. Sie müssen auf Zack sein, damit kein Fehler unterläuft. "Das kannst du nicht, wenn du nicht hochkonzentriert bist", sagt ein Mitarbeiter des Bereichs. Aber die Belüftung sei einfach nicht ausreichend. "Auf der einen Seite verlangt die Behörde von uns, dass wir hochkonzentriert an den Kontrollstellen arbeiten. Auf der anderen Seite stimmen die Bedingungen dafür gar nicht."

 Im Terminal sollen in den Bereichen, in denen die Security tätig ist, schlechte Luftbedingungen herrschen. Um Abhilfe zu schaffen, wurde bereits umgebaut.

Im Terminal sollen in den Bereichen, in denen die Security tätig ist, schlechte Luftbedingungen herrschen. Um Abhilfe zu schaffen, wurde bereits umgebaut.

Foto: Markus van Offern

Seinen Namen will der Mann nicht in der Zeitung lesen; er müsste Konsequenzen befürchten. Aber er will Einblick geben in die Probleme der Kollegen. Manche müssten immer wieder längere Pausen einlegen, weil ihnen in der "dicken Luft" schwindelig werde. Anderen hätten ernsthafte Probleme mit der Atmung. Man stehe auf dem Posten ohnehin immer unter großem Druck, denn Fehler dürfen nicht passieren. Mitunter würden die Sicherheitskräfte von Passagieren bemitleidet, die schließlich auch mitbekämen, wie übel die Lage sei. Das Problem sei bekannt, und Verschiedenes ausprobiert worden, um die Lage zu verbessern. Aber nichts habe nachhaltig gewirkt. "Man wird vertröstet", meint der Mitarbeiter. "Es heißt immer, man sei in Gesprächen, es sei in Planung." Sein Gefühl ist: "Alles andere ist wichtiger. Obwohl ich persönlich unseren Posten als einen besonders wichtigen sehe", sagt er: "Wir müssen gewährleisten, dass die Leute heil hoch und wieder runter kommen."

Die Sicherheitsleute sind Angestellte der Agello Service-Gesellschaft, die die Airport-Sicherheit - und damit das Luftproblem - am 1. Mai 2016 übernommen hat. "Da haben wir die Gespräche sofort aufgenommen", sagt der Geschäftsführer Sebastian Gilleßen: "Mit der Bezirksregierung Düsseldorf, dem Flughafen und dem Betriebsrat wird mit Hochdruck daran gearbeitet, dass wir eine Lösung finden." Immerhin spreche man über die Luftsicherheit: "Die mentale Belastung von so einer Crew da unten ist auch extrem." Bei Agello betont man auch, dass es laut Gutachten zur Luftqualität keine echte Notwendigkeit zum Handeln gebe, und dass dennoch viele Anstrengungen unternommen wurden. Ein erstes Gutachten zur Luft gab es etwa um die Jahreswende. Das habe ergeben, dass zwar keine Grenzwerte überschritten seien, die Luft aber doch "hygienisch bedenklich" sei - wegen der vielen Menschen auf engem Raum. Danach habe man umgebaut, so dass weniger Personen auf engem Raum gedrängt sind. Das habe die Luft nachweislich erheblich verbessert. Aber das Empfinden der Mitarbeiter habe sich tatsächlich nicht wesentlich verbessert, stellt man bei Agello fest. Deshalb würden nun weitere Maßnahmen getestet. Das Aufstellen einer Klima-Anlage habe nicht viel gebracht. Ebenso wenig der Versuch, bestimmte Türen zu öffnen. Derzeit probiere man es aus, Luft innerhalb des Terminals umzupumpen.

Die Flughafengesellschaft wollte das Thema nicht kommentieren: "Für die Sicherheitskontrolle ist die Bezirksregierung zuständig", sagte Sprecher Holger Terhorst. Diese erklärt: "Zunächst ist festzuhalten, dass es aktuell kein größeres Raumluftproblem mehr gibt." Darüber hinaus werden die Ausführungen von Agello bestätigt: Ein Gutachten im vergangenen Jahr habe "leichte Auffälligkeiten in den passagierreichen Abfertigungszeiten" gezeigt. Danach habe es "konstruktive Gespräche mit dem Flughafenbetreiber und dem Sicherheitsdienstleister" gegeben. Ergebnis war der Katalog mit Maßnahmen, die meist testweise umgesetzt und durch laufende Raumluftmessungen begleitet wurden. Im Winter erfolgte der Umbau. Beim neuen Gutachten im Sommer sei es "nur noch zu vier Messwertüberschreitungen" gekommen. "Natürlich werden auch diese Überschreitungen sehr ernst genommen", betont Sprecherin Stefanie Klockhaus. Alle Beteiligten suchten nach den Ursachen für die Probleme. Sie könnten auch an Reinigungs- oder Wartungsarbeiten in der Lüftungsanlage liegen. Jetzt soll es hierzu eine Gesprächsrunde zwischen Flughafenbetreiber, dem Sicherheitsdienstleister und der Bezirksregierung geben. "Wir haben die Lage also ständig im Blick und arbeiten an einer dauerhaften Verbesserung."

Die Gewerkschaft Verdi will nicht nur die Interessen der Mitarbeiter, sondern auch die Bedeutung ihres Jobs in den Fokus rücken. "Die Luftsicherheit ist eine Anti-Terror-Maßnahme", sagte Verdi-Vertreter Ozay Tarim.

(RP)
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