Ehrenamt Nachfrage ist hoch – großes Lager für Verein „Goch hilft“

Goch · Der Verein „Goch hilft“ begrüßt seit Beginn des Jahres Bedürftige in seinem neuen Lager. Auch Migranten gehören zu den Besuchern an der Weezer Straße.

 Sascha Ruelfs, der Vorsitzende des Vereins „Goch hilft“, in der Spielzeug-Abteilung.

Sascha Ruelfs, der Vorsitzende des Vereins „Goch hilft“, in der Spielzeug-Abteilung.

Foto: Anja Settnik

Ein Wörterbuch Lateinisch-Deutsch wird womöglich etwas länger auf einen Interessenten warten als die Babykleidung, die originalverpackten Klobürsten oder die adrett gefalteten Handtücher. Aber Sascha Ruelfs, der Vorsitzende des Vereins „Goch hilft“, ist guten Mutes, dass sich früher oder später jemand findet, der das Nachschlagewerk brauchen kann. Wie auch die Bibeln in verschiedenen Sprachen, die betagten Fernseher und die zahlreichen Stofftiere keine Ladenhüter sein werden. Weil in das Lager von „Goch hilft“ jeden Tag 40, manchmal auch deutlich mehr Menschen kommen, die fast alles gebrauchen können. Für die Schule, zum Spielen, zum Anziehen, zur Unterhaltung. In jüngster Zeit sind es neben Migranten aus vielen anderen Ländern auch ukrainische Flüchtlinge, die bei ihrer Flucht aus dem Kriegsgebiet nicht viel mitnehmen konnten und sich jetzt mit dem Notwendigsten ausstatten müssen.

Da die Kleiderkammer der Diakonie wegen mangelnder Ehrenamtler derzeit nicht zur Verfügung steht, kommen Menschen, die etwas zum Anziehen brauchen, gerne in die „Fundgrube“ an der Weezer Straße. Im ehemaligen Lampengeschäft Kilzer finden sie alles Benötigte nach Geschlecht und Alter sortiert. Freiwillige nehmen die Spenden entgegen, sortiern und räumen ein. „Wir suchen ständig Leute, die uns unterstützen“, sagt Ruelfs. Spender können über den Parkplatz an der Marienwasserstaße 39 abgeben, was sie entbehren können und anderen hilft. Die Kundschaft zahlt pauschal zwei Euro und darf pro Einkauf soviel mitnehmen, wie sie möchte. Im vorderen Bereich des früheren Ladens gibt es auch Sachen, die günstig zu kaufen sind. „Damit finanzieren wir zum Beispiel unsere Miete“, sagt Ruelfs.

Derzeit seien zum Beispiel Schulsachen gefragt, Stifte und Hefte für (auch ukrainische) Kinder, die bald in die Schule kommen, aber auch Karteikästen und Spezielles wie etwa Wörterbücher, für die Gymnasiasten vielleicht Verwendung haben. Überhaupt seien Bücher sehr gefragt, stellt der Vereinsvorsitzende fest. Vom Bilderbuch bis zu Romanen für Erwachsene ist ein großes Angebot verfügbar.

Aber auch Möbel sind gefragt, etwa Betten, Tische, Stühle, außerdem Fahrräder, die ein fachkundiger Rentner auf Vordermann bringt, damit jedes einzelne auch wirklich verkehrstüchtig ist. „Genauso halten wir es mit Elektroartikeln: Jedes Teil wird getestet und bei Bedarf vom Fachmann repariert, bevor wir es abgeben. Wir kleben sogar ein Prüfsiegel mit Datum auf – sicher ist sicher“, erklärt Ruelfs. Frisches Brot vom Bäcker kommt zweimal in der Woche an, ein Supermarkt, der keinen Vertrag mit der Tafel hat, liefert unter anderem Molkereiprodukte.

„Goch hilft“ hat sein Engagement inzwischen dreigeteilt. Neben der „Fundgrube“ gibt es noch das Café am Steintor, das Donnerstagvormittags geöffnet ist und auch Rechts- und Sozialberatung bietet. Und dann gibt es noch die Abteilung „Humanitäre Hilfe“, deren Helfer in Katastrophengebiete fahren, um dort Hilfsgüter hinzubringen. Aktuell geht es auch dabei vorrangig um die Ukraine. Eine zweite Fahrt mit mehreren Lastwagen ist vorgesehen, einige Firmen haben nicht nur Fahrzeuge zur Verfügung gestellt, sondern sponsern auch das Benzin, eine Unternehmer gibt sogar Fahrer mit. „17 ukrainische Frauen und Kinder haben wir beim letzten Mal mitgebracht und privat untergebracht. Wir wissen allerdings auch von Fällen, wo Helfer Flüchtlinge aus Polen nach Deutschland holen wollten, aber keine gefunden haben, weil die Menschen lieber darauf warten, dass sie bald in ihre Heimat zurück können“, berichtet Roelfs. So oder so kommen genüg Hilfesuchende in Goch an. Und „Goch hilft“ steht bereit.

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