Landtagswahl Gochs Jugend probt die Wahl

Goch · Der Landesjugendring organisiert eine symbolische U18-Landtagswahl. Eines von zwei Wahllokalen im Kreis Kleve ist in Goch. Doch wie läuft der Urnengang ab – und was steckt dahinter?

 Dieses Gefühl können junge Gocher bald erleben: einen Stimmzettel in die Urne werfen.

Dieses Gefühl können junge Gocher bald erleben: einen Stimmzettel in die Urne werfen.

Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

100 Städte und Gemeinden, 350 Wahllokale und tausende Teilnehmer – der Jugendring hat mit der U18-Landtagswahl in der Aktionswoche vom 2. bis 6. Mai eine Menge vor. Eine Wahlurne befindet sich in Goch. Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um das Fest der Demokratie.

Was ist die U18-Landtagswahl? Die U18-Landtagswahl findet kurz vor der Landtagswahl am 15. Mai statt. Die Ergebnisse werden neun Tage zuvor veröffentlicht. Der Nachwuchs wählt unter nur leicht veränderten Bedingungen im Vergleich zu den Erwachsenen. So wird darauf aufmerksam gemacht, dass junge Menschen problemlos dazu in der Lage sind, sich eine eigene Meinung zu bilden. Im Vorfeld der Wahl finden in Nordrhein-Westfalen Aktionen der politischen Bildung statt. Ein solches Projekt gab es auch zur Bundestagswahl, im Herbst 2021 gaben über 70.000 junge Menschen ihre Stimme ab. Alle Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahre dürfen ohne Anmeldung mitmachen.

Wer organisiert die U18-Wahl? Die Initiative wird vom Landesjugendring Nordrhein-Westfalen vorangetrieben. Im Verband haben sich derzeit 25 Jugendverbände zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen. Eine der Hauptaufgaben ist es, die Interessen junger Menschen und der Jugendverbände in der Öffentlichkeit sowie gegenüber Politik und anderen gesellschaftlichen Gruppen zu vertreten. Zentral stehen für den Landesjugendring Themen wie Bildungsgerechtigkeit, Jugend in der deutschen Migrationsgesellschaft, Kinder- und Jugendarmut sowie Partizipation des Nachwuchses. Die Wahllokale der U18-Abstimmung werden von Jugendverbänden, Jugendringen, Jugendzentren, Schulen, Jugendhilfeeinrichtungen oder den kommunalen Jugendämtern angeboten.

Was ist das Ziel der Wahl? Bei der U18-Wahl soll die politische Bildung im Vordergrund stehen: Junge Menschen erleben einen Wahlakt, sie setzen sich mit eigenen Interessen auseinander und prüfen, welche Parteien diese vertreten. Daher lautet das Motto: „Ich will wählen“. So will der Landesjugendring auch auf eine Absenkung des Wahlalters aufmerksam machen. „Für Kinder und Jugendliche ist „Ich will wählen!“ mehr als ein abstrakter Wunsch. Nicht nur in der Pandemie mussten junge Menschen erfahren, dass ihre Interessen und Bedürfnisse durch Erwachsene selten wahrgenommen oder gar vertreten werden“, so der NRW-Vorsitzende Max Pilger. Verbände wie die Landesseniorenvertretung, die Arbeiterwohlfahrt oder das Kolpingwerk unterstützen das Projekt. „Das Wahlrecht ist das ultimative Beteiligungsrecht. Es jungen Menschen vorzuenthalten, zementiert ihre marginalisierte gesellschaftliche Rolle“, sagt der Landeskoordinator Christian Brüninghoff.

Wo kann man in Goch abstimmen? Die Jugend kann ihre Stimme bei den Pfadfindern Edelweiss in Goch abgeben. Allerdings wird es sich nicht um ein Wahllokal im klassischen Sinne handeln. Wähler sollen ihre Stimmzettel stattdessen in den Briefkasten werfen, rund um die Uhr ist das möglich. Vom 29. April bis zum 6. Mai sind die Kinder und Jugendlichen dazu aufgerufen. Stimmzettel und Wahlurne befinden sich am Gruppenraumeingang der Pfadfinder in der rechten Seitengasse am Michaelsheim (Kirchhof 9) direkt neben der St.-Maria-Magdalena Kirche in Goch. Der Weg zum Wahllokal ist auch ausgeschildert.

Wieso hat man sich für das Wahllokal entschieden? Die Pfadfinder haben dem Landesjugendring Nordrhein-Westfalen gegenüber ihre Bereitschaft erklärt, mitzumachen. Eine weitere Möglichkeit im Kreis Kleve befindet sich am St. Michaelturm in Rheurdt. „Wahllokale entstehen dort, wo Bildungsträger Jugendlichen eine Möglichkeit zum Mitmachen geben wollen. Das war in Goch bei den Pfadfindern der Fall. Die U18-Wahl wächst graswurzelartig und fängt mit Goch und Rheurdt dann an, im Kreis Kleve Wurzeln zu schlagen“, erklärt der Landeskoordinator Christian Brüninghoff unserer Redaktion.

Wie sahen die Ergebnisse 2017 aus? Bei der letzten U18-Landtagswahl nahmen in NRW über 35.000 junge Menschen teil. Damals gewann die SPD mit 28,08 Prozent der Stimmen, gefolgt von der CDU (21,81 Prozent), den Grünen (15,48), Linken (6,72), der FDP (6,18), Piraten (4,71) und der AfD (4,58). Sonstige Parteien kamen auf 12,44 Prozent. Überdurchschnittlich gut schnitten vor vier Jahren bei der symbolischen U18-Wahl insbesondere die Bündnisgrünen ab, die bei den Erwachsenen nur 6,4 Prozent der Stimmen holten. Der Nachwuchs hätte die Linkspartei in den Landtag gewählt, in Düsseldorf aber ist sie tatsächlich aktuell außen vor. Die Parteien CDU, FDP und AfD waren 2017 wiederum bei den Älteren beliebter.

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