Goch Der Boxteler Bahn auf der Spur
Goch · Euregio-Projekt "Duits Lijntje / Boxteler Bahn" will Fahrradfahrer für die vor 133 Jahren eröffnete Eisenbahnstrecke zwischen Wesel und Boxtel begeistern. In Hommersum wurde die Radroute eingeweiht und eine Infotafel enthüllt.
133 Jahre ist es her, dass die Eisenbahnstrecke zwischen Wesel und dem niederländischen Boxtel eröffnet wurde. Züge fahren dort heute nicht mehr, doch die Boxteler Bahn soll künftig wieder stärker genutzt werden. Nicht von Zügen - nein, von Radfahrern. Dafür macht sich das Euregio-Projekt "Duits Lijntje / Boxteler Bahn" stark.
Mit Faltplänen, Beschilderungen und Hintergrundinformationen zur historischen Bahnlinie wollen die anliegenden deutsch-niederländischen Städte und Gemeinden in ihrem gemeinsamen Projekt mit dem Namen "Auf den Spuren der Boxteler Bahn" Radfahrer für die Strecke begeistern. Am Samstag wurde die Radroute offiziell eingeweiht.
"Wir in Goch freuen uns sehr, dass mit der Fahrradstrecke die altehrwürdige Boxteler Bahn wieder mehr in den Mittelpunkt rückt", sagte Gochs stellvertretende Bürgermeisterin Gabi Theissen bei der Einweihung in Hommersum. Beteiligt sind an dem Projekt neben den Kreisen Kleve und Wesel auch die niederländischen Provincies Limburg, Gelderland und Noord-Brabant sowie die Interreg Deutschland-Nederland und die Euregio Rhein-Waal.
Interessant ist die Route für Radfahrer nicht nur, weil sie durch ansehnliche Landschaften auf deutscher und niederländischer Seite führt, sondern auch wegen ihrer langen Geschichte. 1878 eröffnet, stellte die Boxteler Bahn bis 1945 ein wichtiges Teilstück der meistbefahrenen Ost-West-Verbindung zwischen den Metropolen London, Berlin und St. Petersburg dar. Noch heute zeugen zahlreiche Gebäude von der Zeit der Eisenbahnen, auch die Trasse selbst ist teilweise noch gut zu erkennen.
Wer an der Boxteler Bahn entlang radelt, der befindet sich übrigens in bester Gesellschaft: Schon die russischen Zarenfamilien und europäische Königshäuser benutzen die Strecke für ihre Reisen. Den Charme der neuen Radstrecke machen jedoch auch auch die vielen Anekdoten aus der Zeit zwischen 1878 und 1945 aus: So wurden die großen Lokomotiven der "Nord-Brabantschen-Deutschen Eisenbahngesellschaft" ob ihres Aussehens im Volksmund "Blaue Brabanter" genannt.
Besonders günstig war das Reisen 1923, zur Zeit der Inflation: Für einen Gulden konnten die Zuggäste bis nach Berlin fahren. Das Angebot besteht natürlich nicht mehr, und auch die "Blauen Brabanter" sind längst verschwunden - doch den Charme der Boxteler Bahnstrecke können Fahrradtouristen dank der Initiative "Auf den Spuren der Boxteler Bahn" auch in Zukunft erleben.