Goch Der Abschied der Kinder

Goch · Am Donnerstag Messe der Grundschüler: Der formale Akt der Profanierung, der Entweihung also, wird am Sonntag in Liebfrauen wahrscheinlich nicht möglich sein. Zustellung der Urkunde zu spät. Gläubige legen Widerspruch ein.

Mahnwache für Liebfrauen
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Zwei Tage bis zum geplanten endgültig letzten Gottesdienst in Liebfrauen — und die Ereignisse überschlagen sich.

Donnerstagfrüh feierten die Klassen drei und vier der Liebfrauen-Grundschule einen sehr emotionalen Gottesdienst, Kreis-SPD-Chefin und Bundesschatzmeisterin Dr. Barbara Hendricks schrieb einen Brief an den Generalvikar des Bistums Münster — und Gläubige aus Liebfrauen sind sich sicher, dass die Entweihung der Kirche, ihr nicht nur äußerliches, sondern auch formalrechtliches Ende, am Sonntag gar nicht möglich ist.

"Dekret" nicht dabei

Denn: Generalvikar Norbert Kleyboldt hatte ja in der Pfarrversammlung in Liebfrauen selbst gesagt, das entsprechende "Dekret" habe er nicht dabei. Bis gestern war es auch noch nicht in der Pfarrgemeinde angekommen. Das bedeutet: Zehn Tage Zeit müssen zwischend er Zustellung der Urkunde und der Entweihung verstreichen.

Eduard Strebel und viele andere Gläubige der ehemaligen Liebfrauengemeinde machten im RP-Gespräch klar, dass sie davon ausgehen, dass sich Münster ans Kirchenrecht halten wird und am Sonntag die Kirche eben nicht entweihen lässt. Eben, um die rechtlich eingeräumte Frist zu wahren.

So wird es am Sonntag einen "ganz normalen" Gottesdienst in Liebfrauen in Goch geben. "Ganz" normal ist er nicht, denn es wird wahrscheinlich der letzte sein: Profanieren nein — die Kirche schließen ja. Pfarrer Günter Hoebertz wird nach der Messe das Allerheiligste zum Gebet aussetzen, den Menschen in der Kirche so viel Zeit lassen, wie sie möchten, zu beten, Abschied zu nehmen, und auch zu trauern.

Trauer — das Stichwort! "Gott, guter Vater, wir verlassen heute unser vertrautes Gotteshaus. Gib uns Mut, einen neuen Weg zu gehen", beteten gestern früh die Klassen drei und vier der Katholischen Liebfrauen-Schule in der nahen Liebfrauen-Kirche.

Schulleiterin Engeline Aymans formulierte ihre Gefühle nach der Pfarrversammlung in ihrer Fürbitte so: "Gott, guter Vater, die Art und Weise wie das Bistum Münster und auch unser Pfarrer Günter Hoebertz mit unserer Kirchenschließung umgegangen ist, macht mich sehr betroffen. Gib mir und den anderen Religionslehrern die Kraft, auch weiterhin den Kindern unserer Schule den christlichen Glauben zu vermitteln."

Ein Moment, der Gänsehaut in Goch. Viele Menschen waren den Tränen sehr nahe — oder ließen ihnen einfach freien Lauf.

Gestern erhielt Generalvikar Norbert Kleyboldt einen Brief von Barbara Hendricks (SPD). "Es wurde Ihnen der dringende Wunsch vorgetragen, mit der Schließung und Profanierung der Kirche bis etwa 2013 zu warten, um die Entwicklung des von der Stadt Goch geplanten neuen Stadtteils auf dem Gelände der ehemaligen Reichswaldkaserne im Hinblick auf die kirchlichen Bedürfnisse der neuen Einwohner der Stadt beurteilen zu können. Diesem Wunsch schließe ich mich aus Überzeugung an und bitte um eine erneute Prüfung."

(RP)
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