Kalkar Denkmal für Kalkars Juden: Auswahl nach Sommer

Kalkar · Skeptiker deuten schon wieder an, die Stadt habe sich womöglich heimlich, still und leise von ihrem Vorhaben, zur Erinnerung an die Juden der Stadt ein Denkmal zu errichten, verabschiedet. Doch so ist es nicht, versichert Harald Münzner, zuständig für Kultur, Fremdenverkehr und Öffentlichkeitsarbeit in Kalkar.

Nach der Sommerpause würden Entwürfe vorgestellt, sagt er. Anfang des Jahres hatte es um das Projekt eine heftige Kontroverse im Rat gegeben. Es sei zu teuer, befand Willibald Kunisch (Grüne), zumal ja durchaus bereits Denkmäler für die ermordeten Juden bestünden. Im Hauptausschuss fand diese Sicht der Dinge eine Mehrheit, im Rat allerdings nicht. CDU- und SPD-Fraktion sorgten mit ihren Stimmen dafür, dass das Projekt auf den Weg gebracht wurde.

Alle Lebenswege der Menschen jüdischen Glaubens, die im 20. Jahrhundert in Kalkar lebten, sind mit vielen biografischen Details bekannt und sollen nicht vergessen werden. Beschlossen wurde ein offener Wettbewerb, an dem sich Künstler beteiligen könnten. Auch der Ort, an dem das Denkmal aufgestellt werden sollte, stand schnell fest: der Platz vor dem städtischen Museum und damit ganz nahe am Rathaus. Der im Februar definierte Vorsatz: "In einer zeitgemäß-künstlerischen Formensprache und Gestaltung soll das Denkmal in ansprechender und angemessener Art und Weise einen Beitrag zur Erinnerungskultur in der Stadt leisten."

Dieser Aufgabe haben sich nach Aussage Münzners neun Künstler gestellt, fünf von ihnen wurden eingeladen, um Entwürfe zu ihren Arbeiten zu präsentieren. "Nach dem Sommer werden sich dem Kulturausschuss zwei Kunstschaffende vorstellen", kündigt Münzner an. Das werde allerdings nicht-öffentlich geschehen, um dem unterliegenden Teilnehmer nicht zu schaden.

Der Sieger werde dann dem Rat (wieder nicht-öffentlich) präsentiert, der über den Beschlussvorschlag des Ausschusses zu entscheiden habe. Sobald feststehe, wer seine Ideen umsetzen dürfe, werde derjenige natürlich auch öffentlich präsentiert. Die Arbeiten, die er gesehen habe, seien durchweg "ansprechend und dem Thema angemessen", sagt Münzner. Beteiligt hätten sich Künstler aus der Region, aber auch von weiter weg. Gewünscht war, dass sie zumindest einen Bezug zu Kalkar haben sollten.

Das inhaltlich Besondere an dem geplanten Denkmal: Nicht nur der ermordeten Juden wird damit gedacht, sondern ebenso derjenigen, die flohen, auswanderten oder eines natürlichen Todes starben. Vier von 65 Kalkarer Juden überlebten in Verstecken, für eine Frau kam sogar die Befreiung des Lagers Bergen-Belsen noch rechtzeitig.

(RP)
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