Kracht Hübbers Ein Gocher Unternehmer-Leben

Goch · Manfred Hübbers hat sein weltweit tätiges und seit 71 Jahren bestehendes Einrichtungshaus Kracht Hübbers zum Jahresende liquidiert. Ein Rückblick auf 48 Jahre als Chef einer Firma mit Aufträgen rund um den Erdball.

 Der 76-jährige Manfred Hübbers in seinem Gocher Einrichtungshaus Kracht Hübbers, das er zum Jahresende liquidiert hat: Ende eines Traditionsgeschäftes und Ende eines Gocher Unternehmer-Lebens. Arbeiten will Hübbers nur noch als Design-Berater.

Der 76-jährige Manfred Hübbers in seinem Gocher Einrichtungshaus Kracht Hübbers, das er zum Jahresende liquidiert hat: Ende eines Traditionsgeschäftes und Ende eines Gocher Unternehmer-Lebens. Arbeiten will Hübbers nur noch als Design-Berater.

Foto: Markus van Offern (mvo)/van Offern, Markus (mvo)

Die Zukunft hat schon begonnen: „Palliativ-Netzwerk Niederrhein“ prangt riesig auf den beiden großen Schaufenstern an der Gocher Brückenstraße, die Jahrzehnte lang für Gocher wie Gäste die Schaufenster des weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannten Einrichtungshauses Kracht Hübbers waren mit Möbeln und Accessoires aller Art. Nach 71 Jahren endet jetzt die Ära des Traditionshauses, das beinahe zu Goch gehörte wie Steintor und Susbrücke. Damit endet auch das Gocher Unternehmer-Leben des Manfred Hübbers, seit 1970 Chef des Unternehmens, der jahrelang vergeblich versucht hatte, einen Nachfolger für seine international vernetzte Firma zu finden. Zeit, eine Bilanz zu ziehen.

„1947 wurde die Firma Kracht Hübbers von meiner Mutter Hanni Hübbers und meiner Tante Hanni Kracht am Boeckelter Weg gegründet. Schon im selben Jahr erwarben sie ein Trümmergrundstück auf der Brückenstraße“, blickt der 76-Jährige weit zurück. Ende 1947 waren die ersten Geschäftsräume bezugsfertig, 1951 wurden Büros und Wohnungen für die Familie erstellt und 1960 das Nachbargrundstück Brückenstraße 47 erworben. Der Grundstein war gelegt.

Als Manfred Hübbers das Geschäft im Alter von 28 Jahren („und nach nur  einem Gespräch mit dem Kreditinstitut“) übernahm, legte er den Fokus von Beginn an auf „qualitativ und im Design außergewöhnliche, hochwertige Einrichtungsgegenstände“, unterstützt von einer Architektin und einer Innenarchitektin in London und Mailand. Steil bergauf ging es 1971, als er im Urlaub einen jüdischen Kunden aus Frankfurt kennen lernte, Start in „eine nicht für möglich gehaltene Dimension“, denn in den Folgejahren richtete er Hotels und große öffentliche Gebäude in Tel Aviv oder Jerusalem komplett ein – mit Möbelstücken, die in Goch wasserfest verpackt und mit Riesencontainern von Antwerpen nach Israel verschifft wurden. Vor Ort baute er  die Einrichtung mit Mitarbeitern aus Goch eigenhändig auf. Kracht Hübbers war auf der internationalen Bühne, richtete für einen weltberühmten Schachspieler 1980 dessen Wohnung im amerikanischen Atlanta ein (mitsamt 1000 fachgerecht in gepolsterten Kisten verpackten Schachspielen mit einem Versicherungswert von einer Million Mark), arbeitete in London, der Schweiz, auf Mallorca und Marbella, in New York oder der Türkei.

Gerne erinnert sich Manfred Hübbers auch an einen spektakulären Auftrag, den er als eine seiner größten Herausforderungen bezeichnet: 2004 sollte er für den von einem Milliardär entwickelten und  bis heute teuersten Koffer-Trolley der Welt eine total durchsichtige luxuriöse Vitrine bauen. In der wurde der 25.000 Euro teure Trolley mit dem Namen „Henk“ auf der Internationalen Bootsschau in Monaco vom damaligen Prinzen Albert II. präsentiert. Die Vitrinen, deren 4800 Euro wertvollen Prototyp  Hübbers geschaffen hatte, reisen bis heute um den Erdball.

Seine Wurzeln indes hatte das Geschäft 71 Jahre lang daheim in Goch. Und auf seine Heimatstadt blickt der weltweit tätige (Ex-)Unternehmer mit einiger Kritik. Nicht alleine, weil die Nachfolge-Frage in seinen Augen hauptsächlich an der fehlenden Risikobereitschaft der heimischen Geldinstitute gescheitert ist. Auch die Entscheidung der Stadt Goch, „große Handelsbetriebe außerhalb des Stadtkerns zu genehmigen, deren Angebote weit mehr als 50 Prozent der in Goch angesiedelten Firmen hart treffen werden, hat meinen Entschluss gestärkt, die Geschäftsräume zu schließen und die Firma Kracht Hübbers zum Jahresende zu liquidieren“. Seiner Meinung nach provoziere die Stadt „teilweise fast schon Leerstände in der City“. Ganz zur Ruhe setzen will sich Manfred Hübbers nicht: „Ich werde noch als Berater im Design für bekannte Hersteller arbeiten“.-

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