Goch Das "Spukschloss" von Goch

Goch · Ein niederländischer Investor hat die Gebäude derStandortverwaltung an der Mittelstraße vor Jahren erworben – und lässt das Grundstück vor sich hin gammeln. Was der Stadt und denBürgern ein Dorn im Auge ist.

Grüngolden rankt wilder Wein an einer Mauer der ehemaligen Standortverwaltung empor. Fast idyllisch wirkt der Blick von der Polizeiwache an der Feldstraße auf dieses Gewächs. Nur wenige Schritte weiter ist es damit vorbei. Aus der Bresche in einer halb eingefallenen Umfassungsmauer wuchern Sträucher und Unkraut in den Weg hinein. Noch eine Ecke weiter offenbart sich dann der ganze innerstädtische Alptraum des Bundeswehr-Relikts an Mittelstraße, Reiscopstraße und Feldstraße. Ein halb eingefallenes Dach, mit Brettern verschalte oder einfach eingeworfene Fensterhöhlen, wild wucherndes Gestrüpp. An einer Ecke liegen noch ein paar leere Tetrapacks, ihr Inhalt – Weißwein – ist mit den nicht willkommenen "Zwischenmietern" aus dem umzäunten Gelände verschwunden.

Hätten Haus nie gekauft

"Einmal hat uns Besuch gefragt, ob wir gegenüber von einem Gefängnis wohnen", erzählt Anwohnerin Magdalena Wiegand. Hätten sie und ihr Mann gewusst, dass sie längerfristig mit dem Anblick leben müssten, hätten sie das Haus an der Reiscopstraße nie gekauft. "Es ist nicht schön anzusehen und auch nicht sauber", ärgert sich auch Andreas Bockhorn, der direkt gegenüber dem Hauptgebäude zu Hause ist. Und wenn der Wind durch das Gemäuer mit den offenen Fenstern und Türen wehe, habe man das Gefühl, da stehe ein Spukschloss.

Eine gewisse Ähnlichkeit ist nicht zu verkennen und das eigentlich in bester Wohnlage, fünf Fußminuten vom Gocher Marktplatz. Bockhorn und Wiegand sind nicht die Einzigen, die sich über den Zustand des städtebaulichen Filetstücks ärgern. Neben vielen Bürgern ist auch die Stadt selbst unzufrieden.

Dem Bürgermeister sei die Situation ein persönliches Anliegen, erklärte gestern Stadtpressesprecher Torsten Matenaers auf RP-Anfrage. Allein ihm sind die Hände gebunden. Denn der Eigentümer des Areals ist ein Niederländer und an der Grenze endet jegliche finanzielle Handhabe. Ordnungsamt und Bauaufsicht seien aber schon lange rund um das Areal tätig, um die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten. Vorletzten Mittwoch wurden jetzt weite Teile der Gehwege entlang des Geländes vom Ordnungsamt mit Flatterband abgesperrt – das wuchernde Unkraut macht eine gefahrlose Nutzung selbiger unmöglich.

Den niederländischen Eigentümer interessiert das derweil wenig. Er habe immer wieder versichert, er würde sich kümmern. Vorgestern gab es wieder einen Ortstermin mit ihm – er ließ ihn kurzfristig ausfallen. Matenaers hofft trotzdem auf eine Einigung mit dem Besitzer und für die kommende Woche wurde ein neuer Termin vereinbart. Würde die Stadt die nötigen Arbeiten einfach anordnen, bliebe sie gegebenenfalls auf den Kosten sitzen.

Gefährdungspotential abwenden

Deshalb beschränkt sie sich vorläufig darauf, Gefährdungspotential abzuwenden. Dazu gehörte auch schon die Bestellung eines Dachdeckers.

(RP)
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