Goch Das Loch hinter Goch

Goch · Bürgermeister Karl-Heinz Otto und Museumsdirektor Dr. Stephan Mann eröffneten die heimatgeschichtliche Ausstellung im Haus zu den Fünf Ringen. Sie bildet eine Nahtstelle zwischen Alt und Neu.

Es war nach dem ersten Weltkrieg, als die Grenzstadt Goch eine Notgeldserie auflegte. Auf einem der Scheine aus der Zeit zwischen 1920 und 1922 ist zu lesen: "Im Westen das verfluchte Loch ist weit geöffnet hinter Goch".

Mit dem "verfluchten Loch" war der Grenzübergang gemeint, und die Botschaft war Ausdruck der Gocher Sorge, dass ihnen das Wenige an Ware, das ihnen in der Nachkriegszeit zur Verfügung stand, von den Holländern weggekauft würde. Der Gulden hatte nämlich deutlich weniger an Wert verloren als die Reichsmark.

Daher titelt ein weiterer, im Rahmen der Eröffnung der heimatgeschichtlichen Ausstellung im Haus zu den Fünf Ringen gezeigter Notgeldschein: "In Scharen kommen Holländer, denn ihre Gulden wiegen schwer".

Ein Loch in Goch war gewissermaßen auch das Fünf-Ringe-Haus für eine lange Zeit. Im Herzen der Stadt gelegen und doch vielen unbekannt. Erst jetzt, auf Initiative von Bürgermeister Karl-Heinz Otto, besteht erstmals in der über 500-jährigen Geschichte des Gebäudes die Möglichkeit, einen Blick in das Innere des Hauses zu werfen. "Damit eröffnen wir den Gochern einen Einblick in dieses Wahrzeichen", freute sich Otto gemeinsam mit dem Direktor des Gocher Museums, Dr. Stephan Mann.

Manns Mitarbeiter haben in wochenlanger Vorbereitung Ausstellungsstücke der Stadtgeschichte zusammengetragen. Darunter sind Modelle der Gocher Stadttore, Zeugnisse der Bierbrauer- und Weberzeit sowie ein Faksimile des historischen Ablassbriefes aus dem Jahr 1325. Auch Arbeitsutensilien des Bildschnitzers Ferdinand Langenberg sind in der Rohbauatmosphäre zwischen teilweise unverputztem Mauerwerk und uralten Holzbalken zu sehen.

"Unser Ziel war kein steriles, sauberes Museum", so Mann. Gemeinsam mit Otto war er bemüht zu betonen, dass es sich bei der heimatgeschichtlichen Ausstellung "nicht um eine dauerhafte Einrichtung für das Gebäude handelt". Dennoch gebe es Überlegungen über eine "sinnvolle Nutzung" verriet Otto.

Doppelte Bedeutung

Ein erster Schritt ist mit der Eröffnung jedenfalls gemacht. Und so kommt dem Fünf-Ringe-Haus gleich eine doppelte Bedeutung zu, erklärte Mann. "Es ist die Nahtstelle von Alt und Neu", denn zeitgleich wurden zwei Kunstprojekte des Berliner Bildhauers Roland Fuhrmann am Rathausneubau vorgestellt. Er entwickelte die Stahlplastik "Roter Berg", sowie die Bodenlichtarbeit "Blindenschrift". Letztere ist aufgrund ihrer Größe und Anordnung nicht oder nur kaum ertastbar, sondern nur sichtbar. Sensible Wahrnehmung ist hier also gefordert. Ein gutes Motto auch für den Zugang zur heimatgeschichtlichen Ausstellung nebenan.

(RP)
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