Goch Das Kreuz – ein Pluszeichen

Goch · Am Aschermittwoch ist alles vorbei? Nein, sagt Gochs Arnold-Janssen-Pfarrer Günter Hoebertz. "Es geht nicht um Verzicht, um Askese, sondern um Befreiung, freiwillig." Nicht kasteien – genießen, "nur anders".

Pfarrer Günter Hoebertz mit dem Kreuz als Pluszeichen. Dazu heute das Plus "Aschekreuz".

Pfarrer Günter Hoebertz mit dem Kreuz als Pluszeichen. Dazu heute das Plus "Aschekreuz".

Foto: Gottfried Evers (Archiv)

Am Aschermittwoch ist alles vorbei? Nein, sagt Gochs Arnold-Janssen-Pfarrer Günter Hoebertz. "Es geht nicht um Verzicht, um Askese, sondern um Befreiung, freiwillig." Nicht kasteien — genießen, "nur anders".

Den totalen Kontrast hat er vor der Haustür. Ein paar Stunden zuvor noch Riesenradau und Rämmidämmi, gestern der stille "Tag danach". Das Festzelt wurde ausgeräumt. Und nun, Aschermittwoch — Asche aufs Haupt und Buße tun? "Nein, nicht Asche aufs Haupt, sondern ein Kreuz auf die Stirn", so Günter Hoebertz, Pfarrer von St. Arnold Janssen Goch. "Der Unterschied ist wichtig, mehr als ein Symbol. Es geht nicht darum, in Sack und Asche zu gehen, sondern ein Zeichen zu setzen."

Das Aschekreuz — ein Kreuz. Hoebertz: "Ein Pluszeichen. Eins plus sozusagen. Es zeigt: Unser Leben ist zwar nur geliehen, wir sind alle sterblich, alles, was wir aufbauen und anschaffen, ist letztlich nichts, allenfalls geliehen. Das Pluszeichen sagt uns: Es gibt aber mehr als das. Das Kreuz verbindet Himmel und Erde, es verbindet auch die Menschen untereinander. Also: Aschermittwoch ist kein trauriger Tag. Nichts ist wirklich ,vorbei', es geht weiter, viel weiter, als unser Leben auf dem irdischen Boden der Tatsachen." Die Asche, mit der das Kreuz auf die Stirn gezeichnet wird, ist ihrerseits symbolträchtig. Hoebertz: "Es sind Palmzweige, eigentlich zwei Jahre alt. Diejenigen nämlich, die im vergangenen Jahr beim Osterfeuer verbrannt wurden." Sinnbild für Werden und Vergehen. Und Vorfreude aufs neue Werden. "So ist Aschermittwoch alles andere als ein trauriger Tag."

Aber ein Fastentag? Hoebertz: "Sicher. Anders als die folgende Fastenzeit." In der gelte es nicht, sich schmerzlich etwas zu verbieten, große Vorsätze zu schmieden, die man dann doch nicht einhalten könne — oder wolle. Hoebertz: "Es geht vielmehr darum, freiwillig, selbstbestimmt auf etwas zu verzichten, das vielleicht nur wichtig erscheint, aber gar nicht wirklich wichtig ist. Dinge, die mich beherrschen, ohne dass ich es groß merke, die mich Zeit kosten. Frei werden für etwas anderes."

Ein Beispiel? Hoebertz: "Sie verzichten nicht aufs Rauchen, sondern auf eine oder zwei Zigaretten pro Tag. Nehmen sich diese zehn Minuten bewusst als Auszeit, Zeit für ein Gebet, Zeit, sich anderen zuzuwenden. Denn darauf kommt es eigentlich an: Was ich einspare in der Fastenzeit, das soll anderen zugutekommen." Das könne das Spenden von eingespartem Geld, genauso gut aber auch Zuwendung sein. Sich Zeit nehmen für jemanden. Ganz bewusst gebraucht Hoebertz in dem Zusammenhang in diesem Zusammenhang ein Modewort: So könne Fasten dann "Wellness für die Seele werden". Denn Freiheit von etwas bedeute zugleich auch Freiheit für etwas. Fastenzeit und Freude — für ihn gehört das zusammen. Denn diese Zeit sei nichts anderes als die Vorbereitung auf Ostern.

(RP/rl)
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