Goch Das Gocher Prinzenpaar bei der Arbeit

Goch · Am Freitag werden Carsten I. Janssen und Christine I. Linßen bei der Prinzenkür inthronisiert. Der selbstständige Unternehmer (39) und die Psychologin (27) sind die Tollitäten der Karnevalsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Goch.

 Der Gocher Prinz, Carsten Janssen, ist selbstständiger Unternehmer in Emmerich, seine Auserwählte, Christine Linßen, arbeitet als Psychologin in Rheinberg.

Der Gocher Prinz, Carsten Janssen, ist selbstständiger Unternehmer in Emmerich, seine Auserwählte, Christine Linßen, arbeitet als Psychologin in Rheinberg.

Foto: Van offern (Archiv) (1)/ Gottfried evers (1)

Nichtsahnend saß Christine Linßen vor fast genau zwei Jahren abends in Jogginghose auf der Couch, als sie die Klingel hörte. Die damals 25-Jährige stand auf, ging zur Tür und öffnete. Auf der Fußmatte fand sie eine blaue Box, die sie mit in die Wohnung nahm. Darin: ein Diadem, geschaffen für eine Prinzessin. Freudentränen liefen, sofort wusste die Karnevalistin, was das bedeutete. Linßen, die seit dem sechsten Lebensjahr im Gocher Karneval aktiv und seit 21 Jahren Mitglied des Karnevalsvereins der Freiwilligen Feuerwehr ist, würde Prinzessin der Stadt Goch werden. Vom kleinen "Tanzmäuschen" zur ersten Frau in der niederrheinischen Narrenhochburg.

Während drinnen die Tränen liefen, übte sich der Verursacher dieser Emotionen auf der anderen Seite der Wohnungstür in Geduld. Carsten Janssen, der mit seinen damaligen Komplizen und heutigen Adjutanten Stefan Pieper und Björn Verhoeven im Versteck ausharrte, erinnert sich: "Wir warteten eine Zigarettenlänge ab und klingelten dann noch einmal. Als Christine dann die Tür wieder öffnete, hatte sie ganz feuchte Augen und lächelte." Sie nahm den Blumenstrauß an und fortan war den Eingeweihten klar, wer das Gocher Prinzenpaar 2018 sein würde: Carsten I. Janssen und Christine I. Linßen, oder kurz: Casi und Chrissi.

 Christine Linßen.

Christine Linßen.

Foto: Evers Gottfried

Am Freitag dieser Woche werden die beiden bei der traditionellen Prinzenkür in der Dreifachturnhalle des Gymnasiums offiziell inthronisiert. Zeit also, die beiden einmal genauer vorzustellen.

Der Prinz ist, wie es sich gehört, gebürtiger Gocher, arbeitet allerdings seit mehr als 20 Jahren auf der anderen, oder wie man hierzulande gerne spöttelnd sagt, der falschen Rheinseite, in Emmerich. Janssen machte zunächst eine Ausbildung zum Kaufmann und nahm 1999 eine Anstellung in der Bauunternehmung Köster an, wo sein Vater Hans-Willi lange als Geschäftsführer tätig war. Auch karnevalistisch war jenes Jahr wichtig für den Prinzen, denn damals trat er nicht nur der Feuerwehr Goch, sondern auch deren Karnevalsabteilung bei.

Als die Firma Köster Insolvenz anmelden musste, wagte der Gocher den Sprung in die Selbstständigkeit und eröffnete im April 2017 die Bauunternehmung C. Janssen. Heute sagt der 39-jährige dazu: "Den Schritt habe ich bis heute nicht bereut. Ich habe jetzt bereits 14 Mitarbeiter und eine sehr zufriedenstellende Auftragslage." Und auch karnevalistisch hat sich einiges getan: Janssen wurde vom Wagenbauer zum Büttenredner, eine Zeit lang war er Geschäftsführer des Karnevalsvereins, seit März 2017 ist er sein Vorsitzender. Die berufliche und die närrische Vita weisen also durchaus Parallelen auf.

Auf eine bewusste Trennung der beiden Bereiche legt die künftige Prinzessin großen Wert. Sie arbeitet in einer psychiatrischen Klinik in Rheinberg, pendelt aber zweimal in der Woche zusätzlich von Goch nach Krefeld, wo sie eine Weiterbildung zur psychologischen Psychotherapeutin macht. Ihr Studium in Nimwegen beendete sie 2014, seither hilft sie auf einer Privatstation Menschen mit Depressionen, Psychosen oder Drogenproblemen Lösungsmöglichkeiten zu finden. "Ich führe Gespräche und versuche herauszufinden, wie ich sie im Alltag unterstützen kann", sagt Linßen. Die klischeehafte Couch, so fügt sie lachend hinzu, hat sie allerdings nicht im Büro.

Begeistert ist die Gocherin von ihrer sicher nicht immer ganz leichten Arbeit, weil "man als Mensch ganz viel dazulernt". Um dann wieder eine gesunde Distanz zur Arbeit aufzubauen, kommen die 40 Kilometer Pendelstrecke ganz gelegen. Radio an, abschalten. So ist es wohl zu erklären, dass viele Freunde sich ihre Christine gar nicht im Arbeitsumfeld vorstellen können. Und umgekehrt. "Ich habe privat immer einen flapsigen Spruch auf Lager und lache viel und gerne, da bin ich dann eher das Gegenteil von meiner seriösen Arbeit", sagt Linßen.

Umso mehr freut sich die 27-Jährige darüber, dass ihr als Prinzessin nun der Höhepunkt der karnevalistischen Laufbahn bevorsteht. Zumal sie nach dieser Session die Tanzlaufbahn ohnehin beenden wollte. "Das ist jetzt der krönende Abschluss im perfekten Moment", sagt Linßen.

(RP)
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