Goch Das Ende von Liebfrauen

Goch · Weihbischof Heinrich Janssen persönlich nahm sich am Samstag die Zeit, nach Goch zu fahren und so spät wie möglich das Dekret in Sachen Entweihung der Kirche zu überbringen. Der Verlesung hörte gestern fast niemand zu.

Mahnwache für Liebfrauen
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Tränen, viele, draußen vor dem Portal, ganz ohne Scham. Warum auch Scham! Die Gemeinde trauert, Gäste aus den umliegenden Städten trauern mit. Ihre Gewissheit: Weitere Kirchenschließungen sollen folgen, in Kleve, in Geldern, in Kevelaer...wohl nicht.

Rappelvoll war sie, die Liebfrauenkirche, beim zunächst "ganz normalen" Christkönig-Gottesdienst. "Ganz normal" war's dann doch nicht. Weil sie eben so voll war, an einem "ganz normalen Sonntag", und dass Pfarrer Günter Hoebertz in seiner Predigt auf den "Tag x" nicht weiter einging.

Nichts wie weg

Nach dem Schlusssegen, als der Pfarrer ankündigt, gleich das besagte Dekret verlesen zu wollen, eilen die Ministranten und Kommunionhelfer, voran Rita Kowal und Georg Kuypers, hinab vom Altar durch den Mittelgang hinaus aus der Kirche.

So gut wie alle Gottesdienstbesucher tun es ihnen gleich, in jeder Bank bleiben nur einige wenige übrig, die sich anhören wollen, was denn der Bischof da mitteilen lässt. Der Pfarrer verliest, was zu verlesen ist, dankt allen, die sich für den Erhalt der Kirche eingesetzt haben, lädt zum Gebet in der Kirche oder zum Kaffee ins Pfarrheim ein. Manche bleiben, viele gehen.

Das Ende von Liebfrauen. Das Ende? Die Wut über das Verfahren, das die Gläubigen bis zum Schluss als Geringschätzung und Demütigung empfinden müssen, bleibt groß, und Münster tat nichts, die Wogen zu glätten. Ganz im Gegenteil. Am Samstag und keinen Tag früher wurde das Dekret in Sachen Profanierung in Goch zugestellt. Wie die RP erfuhr, nicht per Post, sondern vom Xantener Regionalbischof Heinrich Janssen, der am Samstag, aber nicht gestern den Weg nach Goch gefunden hatte.

Nachdem er das Dekret in Empfang genommen hatte, rief Pfarrer Günter Hoebertz den Kirchenvorstand zusammen.

"Die Ereignisse um die Schließung haben uns gezeigt, dass wir die Entwicklungen der Vergangenheit nicht immer richtig eingeschätzt haben", so Pfarrer Hoebertz gestern zur RP. Die Fusionen sind zwar verwaltungsmäßig abgeschlossen, aber in den Köpfen und Herzen der Menschen noch lange nicht präsent. Unsere Aufgabe wird es in der Zukunft sein, die Menschen in St. Arnold Janssen zusammen zu führen, die Grenzen in den Köpfen verschwinden zu lassen und uns als eine Gemeinschaft um Christus erneut zu bilden."

Das wird schwer. Denn die Nachwirkungen des Auftritts von Generalvikar Norbert Kleyboldt waren noch gestern deutlich zu spüren.

(RP)
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