Goch Bisher gilt in Seen oft "Baden verboten"
Goch · Es dauert einige Jahre, bis nach der Abgrabung Baggerlöcher rekultiviert sind. Langsam holt sich dann die Natur zurück, was ihr genommen worden ist. Und wenn die Menschen Glück haben, entstehen Naturbäder oder Wanderwege.
Endlich eine relativ stabile Gutwetterlage — da wünscht sich mancher, er könnte mal in einem der idyllischen Baggerseen in der Nachbarschaft ein paar erfrischende Runden drehen. Doch fast überall ist bisher das Baden verboten. Lediglich das Freizeitbad "GochNess" in Kessel bietet ein Naturschwimmbad. Andere Baggerlöcher sind für die Freizeitnutzung nicht oder nur wenig erschlossen. Leichtsinnige setzen sich über Verbote hinweg und verschaffen sich mit dem Seitenschneider Zugang zum See.
"Obwohl der Wachdienst und die Polizei Streife fahren, kommt das bei gutem Wetter immer wieder vor", weiß Klaus Mänche, der Vorsitzende der Weezer DLRG. Deren Rettungsschwimmer und Taucher dürfen seit 2012 den Baggersee am Höster Feld zum Üben nutzen. Aber auch nur sie. Wer sich durch ein Loch im Zaun schummelt und "wild" schwimmt, muss mit einer Anzeige rechnen, wenn er erwischt wird.
Seit Jahren warten die Weezer auf eine Möglichkeit, wieder in der Nachbarschaft schwimmen zu können. Das frühere Hallenbad existiert wie das (noch früher aufgegebene) Freibad schon lange nicht mehr. Weezer Schwimmer müssen seitdem nach Kevelaer oder Goch fahren.
"Wir hoffen, dass wir eines Tages einen Teil des Baggersees in der Knappheide entwickeln können", sagt Wilhelm Moll-Tönnesen von der Weezer Gemeindeverwaltung. Wenn die Auskiesung dort abgeschlossen ist. Das wird jedoch noch eine Reihe von Jahren dauern, schließlich wird der See erstmal noch Richtung Ort erweitert. "Dann liegt er auch so nahe an Weeze, dass Schwimmer mit dem Fahrrad zum Bad fahren können", meint Moll-Tönnesen.
Jürgen Tarter, Projektleiter der Teunesen-Group und für die Knappheide zuständig, wünscht sich, dass Kiesindustrie und Bürger aufeinander zu gehen. Wenn die Bagger, nachdem Kies und Sand abgegraben sind, abgebaut werden, beginnt die Renaturierung — zum Wohle der zuvor gebeutelten Natur, aber auch zugunsten der Menschen. Wie in Kessel, wie am Reeser Meer, an der Xantener Nord- und Südsee oder im Weseler Auesee. Auch der Gelderner Heidesee (bekannter als "Welbers-See") beherbergt ein Wassersportzentrum, in dem getaucht, gesurft und gesegelt werden kann.
Die Baggerlöcher in Vorselaer, Hüdderath, Wemb oder Grotendonk sind bislang nur für zwei Freizeitaktivitäten zugelassen: Naturfreunde können dort spazieren gehen oder Rad fahren. Selbst von diesen begrenzten Möglichkeiten machen nur wenige Ausflügler Gebrauch — man muss sich schon gut auskennen, um die abgelegenen Bereiche zu finden und zu begreifen, wo dort das Wandern oder Radeln möglich ist. Gruppen dürfen sich gerne an das Naturschutzzentrum des Kreises Kleve wenden, das auf Wunsch Führungen organisiert.
Der See in Vorselaer soll ab 2014 erlebbar sein. Als Höhepunkt der Renaturierung durch die gmg Goch Kies GmbH wird dann ein Rad- und Wanderweg eröffnet, von dem aus sich unter anderem Wasservögel beobachten lassen, die schon jetzt in großer Anzahl dort leben. 136 Hektar groß ist das Naturgebiet, das sich zwischen Flughafen Weeze und Maasdünen erstreckt. Dort ist die Baggerei Siemes zuständig.
Die Teunesen Group / Kiesbaggerei Boll wiederum hat Naturfreunden den Rosenbroecksweg in Hüdderath erschlossen und wird ähnliches in einigen Jahren in der Knappheide tun. Das Kieswerk Grotendonk schließlich lädt auf den Radweg zwischen Kervenheim und Weeze ein — dort ist ein ausgewiesenes Arten- und Biotopschutzgebiet zu bewundern.