Gewässerschau Ein kritischer Blick auf die Niers

Goch · Behörden- und Interessenvertreter machten sich ein Bild vom Zustand des Flusses. Gerade die Uferbefestigungen waren von Interesse, aber auch Bauprojekte und Rekultivierungen wurden betrachtet.

 An der Nierswelle in Goch setzen Enten und Menschen dem Ufer zu.

An der Nierswelle in Goch setzen Enten und Menschen dem Ufer zu.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Es geht um Fische, Enten, Nutrias, aber auch um Angler, Spaziergänger und die Landwirtschaft. Wenn die Bezirksregierung – Abteilung Wasserwirtschaft – zur Gewässerschau einlädt, dann sind davon viele Adressaten betroffen. Menschliche, aber in gewisser Weise auch tierische. Zumindest werden letztgenannte auch fest in den Blick genommen, denn ob es zum Beispiel der Niers gut geht, hängt nicht zuletzt von den Tieren ab, die in oder an ihr leben. Und am Zustand der Niers wiederum liegt es, ob erwünschte Arten in ihr gedeihen und sich vermehren können oder nicht.

Das Gesetz schreibt vor, dass an fließenden Gewässern regelmäßig eine Gewässerschau durchzuführen ist. Die Gewässerschau ist ein behördliches Überwachungsinstrument und dient dazu, die Gewässerunterhaltung zu überwachen. Ist das Wasser in Ordnung, wie sehen die Ufer aus, sind die Böschungen fest und sauber? Die Wasserwirtschaft der Bezirksregierung prüft an Erft, Issel, Lippe, Niers und Wupper, ob alle Gegebenheiten den Vorgaben entsprechen. Jetzt gab es den Kontrollgang an der Niers bei Goch, Wissel und Kevelaer.

Vertreter verschiedener Behörden und Interessengruppen – etwa Niersverband, Landwirtschaftskammer oder Fischereiberechtigte – waren dabei und begleiteten die zwei Frauen aus Düsseldorf bei ihrem Spaziergang. In festen Stiefeln und Regenjacken betrachteten sie das Niederrhein-Gewässer sowohl in städtischer Lage, als auch im Außenbereich. Los ging es in Goch an der Nierswelle – einem in jüngerer Vergangenheit künstlich geschaffenen Bereich, der zwar nicht im Sinne der Ökologie rekultiviert ist, der natur aber dennoch wohl tut. „Wir möchten durchaus, dass die Bürger an bestimmten Stellen auch ans Gewässer heran gelangen. Das erhöht die Akzeptanz der Wasserrahmenrichtlinie, und um so eher lassen die Leute andere Bereiche in Ruhe“, weiß Britta Wöllecke von der Bezirksregierung.

In der Nachbarschaft der Nierswelle sahen die Prüfer sich kritisch die Ufer an, an denen einige Löcher oder Abbrüche ins Auge fallen. „Enten treten die Böschung runter, und hier und da hat wohl auch mal ein Hund gegraben“, stellt Petra Knabben von der Abteilung Wasserwirtschaft fest. Ungern sehen die Fachfrauen und -männer auch, dass Bürger die Enten füttern. Die vermehren sich ohnehin stark und tun den Ufern nicht gut. Eine ganze Plastiktüte voller Brot lag unterhalb der Susbrücke auf der „Insel“ zwischen den Niersarmen. „Das lockt auch Ratten an“, warnt Jörg Langner vom Niersverband. Die die Anlieger eher nicht in Haus oder Garten haben wollen.

Besonderes Augenmerk wird bei der Gewässerschau auf die Qualität der Uferrandstreifen, den baulichen Zustand von Brücken oder Wehren sowie auf Verschmutzungen gelegt. Dezernentin Wöllecke zeigte sich zufrieden darüber, dass von Verschmutzung im Raum Goch derzeit nicht viel zu sehen ist. „Das wird im Sommer vermutlich anders sein, wenn viele Leute am Ufer sitzen, essen und Bier trinken – in manchen Städten habe wir damit große Probleme“, erzählt sie. Und Müll im Wasser tut zum Beispiel den Fischen nicht gut. Rotauge, Döbel, Rotfeder, Zander, Hecht, Schmerle und einige andere (insgesamt derzeit 34 Arten) sind in dem Gocher Fluss heimisch, während die Population der Aale weiterhin rückläufig ist. Sie werden vom Landesamt für Naturschutz eigens in die Niers eingebracht.

                  Ein hübsches Stück Innenstadt, das am Dienstag von Behördenvertretern in Augenschein genommen wurde: die Susbrücke. Uferböschungen und Wasserbauwerke müssen regelmäßig überprüft werden.

Ein hübsches Stück Innenstadt, das am Dienstag von Behördenvertretern in Augenschein genommen wurde: die Susbrücke. Uferböschungen und Wasserbauwerke müssen regelmäßig überprüft werden.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Wasserbausteine am Ufer sind dort wichtig, wo die Strömung den „Prallhang“ bedrängt – etwa vor den Häusern am Gärtnerweg. Sehr genau schauten die Gäste auch an der Brückenstraße auf die Baustelle neben dem Denkmal der Jünglinge im Feuerofen: Vor der mächtigen Maria-Magdalena-Kirche entsteht dort bekanntlich ein Wohn- und Geschäftshaus, das über eine Terrasse zur Niers verfügen soll. Eine aufwändige Gründung war nötig, und natürlich muss die Böschung besonders gut befestigt sein. Interessant ist das Wohnen an der Niers allemal – schließlich sorgt Wasser für eine hohe Lebensqualität.

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