Goch Betreuungsverein hilft, Würde zu bewahren

Goch · Mit einer Plakataktion macht die Diakonie im Kirchenkreis Kleve auf sich aufmerksam. 600 Ehrenamtler werden begleitet.

 Pfarrer Joachim Wolf (links) mit den hauptamtlichen und ehrenamtlichen Betreuern: Theo Peters (2. von links), Helma Bertgen (rechts), dazwischen die Ehrenamtler Jürgen Graven und Nastasia Epenetus-Vennemann. Alle wollen den Betreuten helfen, ihre Würde zu bewahren.

Pfarrer Joachim Wolf (links) mit den hauptamtlichen und ehrenamtlichen Betreuern: Theo Peters (2. von links), Helma Bertgen (rechts), dazwischen die Ehrenamtler Jürgen Graven und Nastasia Epenetus-Vennemann. Alle wollen den Betreuten helfen, ihre Würde zu bewahren.

Foto: Evers

Wer geistig behindert, von Altersdemenz betroffen oder aus anderen Gründen nicht (mehr) imstande ist, seine Angelegenheiten komplett selbst zu regeln, bekommt von Amts wegen einen Betreuer an die Seite gestellt. Das kann ein professioneller "Kümmerer" sein oder auch ein ehrenamtlicher. Sehr viele dieser Freiwilligen gehören dem Betreuungsverein der Diakonie an (der Skf unterhält ebenfalls einen). Derjenige des Kirchenkreises Kleve ist ein besonders großer - rund 600 Männer und Frauen gehören ihm an. Mit der Plakataktion "Würdebewahrer" macht die Diakonie auf die wertvolle Tätigkeit der ehrenamtlichen Betreuer aufmerksam.

Das große Plakat nahe des Postgebäudes an der Brückenstraße zeigt eine freundliche junge Frau, die den etwas irritierenden Satz sagt: "Ich spreche mit deinem Arzt." Datenschützer müssen sich jedoch nicht erregen, denn die Dame tut dies nur, "wenn du es selbst nicht kannst". "Die Betreuer bewahren die Würde der von ihnen Betreuten, indem sie diese bei bestimmten Aufgaben unterstützen und rechtlich vertreten", erklärt Theo Peters, einer der hauptamtlichen Mitarbeiter des Vereins. Gemeinsam mit Helma Bertgen und Christof Sieben berät er die Betreuer und unterstützt sie vielfältig. Viele Menschen brauchen Hilfe, müssen sich auf jemanden verlassen können, der für sie Dinge tut, die eigentlich absolut privat sind: Post öffnen, Diagnosen anhören, finanzielle Angelegenheiten erledigen.

Theo Peters freut sich natürlich, wenn Menschen anderen helfen wollen. Aber er sieht gern, wenn sich die künftigen Betreuer auch selbst einen Gewinn versprechen - nämlich für ihren eigenen Erfahrungshorizont. "Dieses Engagement bereichert Ihr Leben", versichert Peters. Zu wenig Zeit für eine solche Aufgabe habe kaum jemand, zumal zwei bis drei Stunden monatlich ausreichten. Erfahrene Betreuer wie Jürgen Graven kümmern sich deshalb sogar um drei, vier oder mehr Hilfebedürftige. Das muss aber beileibe nicht sein.

"Wichtig ist, mit dem Betreuten regelmäßig Kontakt zu halten und immer zu überlegen, was ist tatsächlich in seinem Interesse", weiß Graven. Er kümmert sich um einen jungen behinderten Mann, der sich mehr Selbstständigkeit wünschte. Peters hat ihm ein Dreirad besorgt, mit dem er im Straßenverkehr zurecht kommt. Einem Demenzkranken ohne Angehörige hat er bei Besuchen immer die Hand gehalten, als sonst alles geregelt war - er ist sicher, dass dies dem Mann half. Auch die eigene Mutter betreut Jürgen Graven, was nicht einfacher sei . . .

Erst 30 Jahre alt ist Nastasia Epenetus-Vennemann. Die junge Mutter, die als Heilerziehungspflegerin arbeitet, ist rechtliche Betreuerin zweier alter Menschen. "Erstmals gehört habe ich von dieser Aufgabe in meiner Ausbildung. Als wir dann in der Familie überlegten, ob Oma Betreuung bräuchte, fragte ich mich, wie es wohl Menschen ergeht, die keine nahen Angehörigen haben. Und ich wandte mich an die Diakonie, um mich intensiv über das Thema informieren zulassen."

Helma Bertgen und ihre Kollegen sehen in der Begleitung und Beratung der Ehrenamtler ihre wichtigste Aufgabe. "Wir bieten begleitete Gesprächskreise an, sind für alle Fragen schnell erreichbar, kümmern uns um eine für die Betreuer kostenfreie Unfall- und Haftpflichtversicherung", berichtet sie.

Vor 25 Jahren wurde in Deutschland aus dem früheren "Vormundschaftsrecht" das "Betreuungsrecht". In komplizierten Fällen bestimmen die Amtsgerichte auf der Grundlage eines fachlichen Gutachtens auch heute noch meist einen hauptamtlichen Betreuer, in leichteren Fällen auch gerne ehrenamtliche. Etwa jeder zweite von ihnen kümmert sich um die Belange eines nahen Angehörigen. Wer Interesse an der Aufgabe hat, kann sich an die Experten bei der Diakonie im Kirchenkreis Kleve wenden.

(RP)
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